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ActMobCmp in München

Zugegeben, der Zeitpunkt für das erste Barcamp zum Thema »Aktive Mobilität« war – so gleich hinter Neujahr – etwas unglücklich.

Allerdings waren die beiden ActMobCmp-Tage in Unterhaching ein umfänglich gelungener und motivierender Jahresauftakt.

Doch, was ist eigentlich ein Barcamp? ― Das ist gar nicht so einfach zu erklären, denn ein Barcamp bzw. Unkonferenz ist viel mehr als »eine Konferenz ohne Redner«. Das eigentlich Faszinierende ist vielmehr, dass die Konferenz von den Teilnehmern selbst gestaltet wird, und dass die Teilnehmer durch die Bank hoch motiviert sowie bereit sind, Wissen und Können vorbehaltlos zu teilen. – Wir haben inzwischen an zwei Barcamps teilgenommen und auch als Novizen ein paar sogenannte Sessions gehalten und sind von diesem Format begeistert.

Aktive Mobilität – ein Paradigmenwechsel

Das Thema des ActMobCmp war: Aktive Mobilität. Hinter dieser Wortschöpfung verbirgt sich jedoch weit aus mehr als ein griffiger Slogan. Es geht viel mehr darum, neben dem Motorisierten-Individual-Verkehr (MIV) und dem Öffentlichen-Personen-Nah-Verkehr (ÖPNV) eine dritte und gleichberechtigte Säule für die Verkehrspolitik zu schaffen: die Aktive Mobilität. Bisher werden nämlich Fußgänger, Radfahrer usw. despektierlich als »Restverkehr« bezeichnet und behandelt und dies gilt es nachhaltig zu ändern.

Mobilität ist ein sehr hohes Gut und ist weit aus mehr, als der Verkehr durch Auto, Bahn und Flugzeug. Bei der Mobilität steht die Gesamtheit der menschlichen Bedürfnisse im Mittelpunkt und diese lässt sich nicht auf die Verfrachtung von A nach B reduzieren. Es ist vielmehr höchste Zeit einen Kulturwandel bzw. -erweiterung in der Mobilität herbeizuführen.

Auch wenn wir im Moment billige Ölpreise haben und die Mobilität nicht federführend an der Klimaerwärmung beteiligt ist, die bisherige, fossil geprägte Mobilität – »motorisiert ist besser als nicht-motorisiert«, »schneller ist besser als langsamer«, »weiter ist besser als näher« (Quelle) – ist kein Zukunftsmodell. Die Aktive Mobilität berührt und verändert daher alle Lebensbereiche, von der Qualität des öffentlichen Raums, der Gesundheit, unsere Stadt- und Siedlungsstrukturen bis zur Umwelt. Vertiefende Informationen dazu gibt es im aktuellen Movum Heft 9.

Wir hatten das Glück, dass Jörg Schindler – einer der Vordenker der Aktiven Mobilität – eine Session über die historisch-kulturellen Hintergründe hielt, bei der einem ganze Lichterketten aufgingen. Nachzulesen ist das Ganze auch in seinem Buch Postfossile Mobilität.

So umfassend wie das Thema des barcamp war, so bunt und vielfältig waren die einzelnen Sessions. Der Chronist hat zum Beispiel eine Session zum »Runden Fahrradtisch Weil der Stadt« angeboten. Dabei habe ich nicht darüber referiert, was dort alles (nicht) passiert ist, sondern in die Runde gefragt, »wie man so was besser machen kann«. Das Ergebnis war ein breites Portfolio an Praxis-Tipps und Kontakten, zumal in meiner Session hochkarätige Praktiker mitwirkten, wie der bayerische ADFC-Landesvorsitzende oder der Leiter der Stabstelle Mobilität der Stadt München. Merke: Auf barcamps tummeln sich weniger träumerische Weltverbesserer, sondern meist ausgesprochen wache und offene Menschen, die für ein Thema brennen und im Rahmen des Möglichen etwas bewegen und verändern wollen.

Die zwei Tage an der Münchner Peripherie waren für uns ein enormer Zugewinn an Erkenntnissen und Zuversicht. Nicht nur auf persönlicher Ebene durch den Austausch und der Begegnung mit interessanten Menschen, sondern auch für Velotraum als Fahrrad-Marke. Wir werden nicht nur in Zukunft Fahrräder entwickeln und bauen, die in vielerlei Hinsicht zur Aktiven Mobilität passen. – Wir sehen uns auch in unserer bisherigen Markenphilosophie bestätigt, schließlich stehen unsere Produkte seit vielen Jahren unser Motto: Fahrrad als Lebensmittel.

Wir wollen uns noch für die hervorragende Organisation durch das ActMobCmp-Team bedanken und wir hoffen/wünschen uns ein ActMobCmp fürs Grün regierte Auto-Ländle :-)

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