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Eurobike 2010: Famos

Eigentlich unnötig zu betonen, dass unser Messebericht lediglich die Velotraum-Wirklichkeit widerspiegelt…

Unsere Stimmung katapultierte sich schon am ersten Tag von »mal sehen« auf »begeistert« und hielt sich auf diesem hohen Niveau trotz sehr langer und intensiver Tage und sehr kurzen Nächten.

Gelungen: Der Velotraum-Messestand

Schon am Abend des Aufbautages war klar, dass unser Messestand dieses Mal besonders gelungen war. Die gewagte Wandfarbe, die Mischung aus dezenten, kräftigen und ungewöhnlichen Rahmenfarben, die klare Formensprache der Ausstellungsräder sowie des Standkonzepts spiegelten das Velotraum-Markenverständnis aufs Vortrefflichste: wertig, liebevoll, vielfältig, bunt, lebendig, Widerspruch-auflösend, unkonventionell, eigenständig…, bescheiden ;-)

Neue Mitspieler auf dem Branchen-Feld: Bosch und Pinion

Bosch und deren E-Antrieb war mit großer Spannung erwartet worden, insbesondere wie das große schwäbische Vorzeigeunternehmen die Integration von Motor und Akku zu Wege bringen würde. Hier gab es eine große Ernüchterung, denn der unter dem Tretlager hängende Motor ist zwar von der Schwerpunktlage ein Plus – formal aber sehr unbefriedigend. Über die Funktion lässt sich im Moment noch nichts sagen, denn die Testmöglichkeiten auf der Eurobike sind ein Witz…

Aussagekräftiger sind da schon die weiteren Schritte der Weltfirma. So wird z.B. Magura zum Servicepartner – das A und O für eine nachhaltige Markteinführung – und es werden gezielt Brancheninsider eingestellt. Zudem zeigen die Boschler »eine sehr steile Lernkurve in Sachen Fahrradbranche«, schon allein darin abzulesen, »dass Sie inzwischen zu Meetings ohne Schlips und feinen Zwirn erscheinen«, so sinngemäß ein zukünftiger Fahrrad-Boschler. Weniger freundlich für andere E-Rad-Anbieter sind da die, auf der Messe kolportierten, zukünftigen E-Rad-Marktanteile von Bosch, mit angestrebten 30%…

Für uns im Moment spannender ist die ebenfalls aus Stuttgart kommende PINION P-1 Getriebeschaltung: 18 Gänge, Gewicht 2,5 Kilogramm, Gesamtübersetzung 634 % klingen nach einer kleinen Revolution. Die Entwickler, zwei ehemalige Porsche-Werkstudenten, tüfteln dank Investor schon seit vier Jahren an diesem Getriebe und es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Wunderwerk in Serie geht. Allerdings hat die junge Firma noch einige Hindernisse zu überwinden, die alles andere als ein Spaziergang sind.

So wird es am Anfang sehr schwierig sein, Hersteller zu finden, die bereit sind, das große Risiko eines völlig neuen Produkts einzugehen. Denn im Unterschied zu einer Rohloffnabe – die ja mal vor dem gleichen Problem stand – lässt sich ein Pinion-Getriebe-Rahmen/Rad nicht einfach mit einer Kettenschaltung nachrüsten, wenn es Probleme gibt… Dann ist es verdammt schwierig für eine kleine Firma – auch für ein so famoses Produkt – eine Serienproduktion auf die Beine zustellen. Doch genug »Ja, aber…« – es ist einfach zu hoffen, dass sich Pinion von dem momentanen und kurzlebigen Hype nicht zu sehr unter Druck setzen lässt und die anstehenden Mammutaufgaben seriös abarbeitet und in ein paar Jahren die Fahrradwelt um ein Juwel reicher ist.

Scheibenbremsen-Konverter – Konkurrenz belebt das Geschäft

Einen Rückschlag und eine Überraschung gab es beim Scheibenbremsen-konverter. Zwar entsprach das neue Vorserienmodell optisch und konzeptionell unseren Vorstellungen, allerdings waren beide Muster erst auf den allerletzten Drücker fertig geworden. Schon bei der Montage zeigte sich dann, dass die Testmuster zu schwergängig und zudem undicht waren(!). – Shit happens, auch wenn davon die Markteinführung bis Mitte April 2011 und der Preis von 299 EUR nicht in Frage gestellt werden. Es ist eher so, dass dieser Rückschlag Energiereserven beim Entwicklungsteam frei setzt, zumal das Interesse auf der Eurobike sehr groß war.

Allerdings hatte der Velotraum-Konverter einen Nachahmer gefunden. Trickstuff zeigte mehrere Prototypen, die zwar leichtgängig und dicht waren, aber über keinerlei Druckpunkt und Testpraxis verfügten. Nach der Messe werden wir nun überlegen wie es weiter geht, es stehen auch Kooperationsüberlegungen im Raum, sicher ist in jedem Fall: der Konverter kommt!

Nachtrag 26.01.2011. Der überarbeitete Ausführung von »Eddy« steht kurz vor der Vollendung. Sprich es laufen im Moment Dauerbelastungstest (100.000 Bremsungen) und der letzte Feinschliff bei Seilzug-Klemmung ist noch zu tun. Der Liefertermin verschiebt sich von Mitte April auf Mitte bis Ende Mai.

Beziehungsarbeit

Die ersten drei Tage sind wir quasi keinen Meter von unserem Stand herunter, geschweige denn aus der Halle A2 heraus gekommen. Termin reihte sich an Termin, ganz so wie wir es gewollt und geplant hatten. Speziell für unsere Partner haben wir uns gut vorbereitet und viel Zeit genommen. Zeit und Energie, die auch unsere Händler investierten – keine Selbstverständlichkeit bei der harten Konkurrenz um die rare Zeit und Aufmerksamkeit der Fachhändler. Eine Investition, die sich für beide Seiten mehr wie gelohnt hat, denn die konstruktiven und intensiven Gespräche vertieften das beiderseitige Verständnis und brachte neue Anregungen und Lösungen.


Einfach nur schön sind aber auch Momente, wenn z.B. Tubus Inhaber und Produktdesigner Peter Ronge die ersten im 3D-Druck hergestellten Muster des neuen Tubus Cargo und Logo (Markteinführung Ende 2011) an einem Velotraum-Rad auf Passform und Optik »prüft« und sich wie ein Schneekönig über das gelungene Resultat freut. Qualitativ ähnliche Begegnungen und das Gefühl gemeinsam an einem Strick zu ziehen, hatten wir mit mehreren unserer Lieferanten – auch für so ’was braucht es die kritische Masse dieser Großveranstaltung.

Die abendliche Bootsfahrt anlässlich des 25-Jährigen VSF-Jubiläums war eine weitere schöne und rundherum gelungene Veranstaltung und ein würdiger Anlass, sich und das Fahrrad in entspannter Atmosphäre zu feiern.

Der bei vielen Ausstellern ungeliebte und gefürchtete Publikumstag war zumindest aus unserer Sicht eine gelungene Fortschreibung der vorangegangenen Tage. Sympathische, aufgeräumte und wissbegierige Besucher, die nicht mit Anerkennung und Lob sparten, machten den 2010er Messeauftritt nochmals runder und gelungener.

Nach der Messe ist vor der Messe

Der Input steht im direkten Verhältnis zu den gewaltigen Dimensionen der Eurobike. Randvoll mit Eindrücken, konkreten Aufgaben und Projekten geht es nun ans Umsetzen. Sicherlich lassen wir das eine oder andere erstmals sedimentieren – aber die Saison 2011/12 ist definitiv eingeläutet.

(*) Die Eurobike ist ja eine sehr jugendliche Messe, auf der man sehr viel lernt. So zum Beispiel, dass die ultimative Steigerungsform von »geil«, »cool«, »krass« eben »endgeil« ist ;-)


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