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»Kommst Du, Schatz(i)?« – Eine Pedelec-Erfahrung

Diese meist nonverbal vermittelte Botschaft kennen insbesondere Partner(innen) von radfahr-begeisterten Lebensgefährten(gefährtinnen).

Sobald der/die konditionell Schwächere ein adäquates Pedelec unter dem Hintern hat, verkehren sich Sachverhalt und Perspektiven nachhaltig.

Auf der Beziehungsebene entfaltet dieser Rollentausch eine höchst spannende Dynamik, das ist aber eine ganz andere Geschichte… Die eigentliche Botschaft lautet: Auch in Wald und Flur ist das Pedelec, noch dazu auf Finder-Basis, eine wunderbare Erweiterung der Radwelt und des (gemeinsamen) Unterwegsseins per Fahrrad.

Fahrbericht der »Velotraum-Chefin« Patricia

»Nach meiner ersten Ausfahrt mit dem Finder-Pedelec stell ich mir die Frage, warum habe ich das nicht schon viel früher gemacht?«

Ich fahre unheimlich gerne durch die Natur auf Nebenwegen, am liebsten weit weg von jeglichem motorisierten Verkehr, nur mit Windgeräuschen und Vogelgezwitscher. Leider ist mein Aktionsradius die letzten Jahre aus verschiedenen Gründen geschrumpft. Es fällt mir immer schwerer, mehrere dieser heftigen Anstiege, die es bei uns zu Hauf gibt, zu meistern, ohne mich danach wieder mehrere Stunden/Tage regenerieren zu müssen. Auch das kräftemäßige Ungleichgewicht zwischen meinem Mann und mir macht es nicht einfacher und kann frustrierend sein, wenn wir zusammen fahren wollen.

Seit vier Jahren fahre ich das Vivax-System in einem »VK-4« mit Rennlenker und komme damit auf Asphalt und guten Nebenwegen einigermaßen zurecht. Auf gröberen Wegen hört für mich der Spaß schnell auf und zunehmend stört mich der Küchengeräte-Sound des Vivax-Motors. Eine latente Aversion gegen die »Elektrifizierung« der Wald- und Wanderpfade sowie das hohe Gewicht hat mich jedoch bisher davon abgehalten, unser Finder-Pedelec auszuprobieren. Nach dem mein Mann von seinem Rad (Pilger mit 27,5-Plus-Bereifung) nicht mehr runter zu kriegen ist und mir von seinen landschaftlichen Entdeckungen vorschwärmt, habe ich es versucht und ich bin begeistert.

Der Finder mit Alber-Motor passt für mich sehr gut und das Schöne daran ist, man hört ihn nicht. Ich spüre, trotz der im Vergleich zum Vivax wesentlich höheren Motorkraft, sehr deutlich meinen Leistungsanteil und bleibe immer im Bereich einer angenehm-bekömmlichen Anstrengung. Trotz des höheren Gewichts habe ich das Rad gut im Griff, umschiffe Wurzeln und grobe Steine problemlos und fühle mich einfach pudelwohl.

Zum Unterstützungsgrad: Unsere »Berge« am Rande des Nordschwarzwalds bin ich alle mit der ersten von fünf Unterstützungsstufen und meiner gewohnten, schnellen Trittfrequenz locker hochgefahren. Die auf 1×10 Gänge reduzierte Kettenschaltung – also kein Umwerfer – vorne mit 38 und hinten 11 bis 36 Zähnen ist total einfach zu handhaben und reicht in Kombination mit dem Alberantrieb völlig aus. Lediglich in steileren Passagen (10%) benutze ich gelegentlich die zweite und dritte Unterstützungsstufe. Die Unterstützungsstufen 4 und 5 machen zwar mal kurz Spaß, aber sobald es enger, holpriger und unübersichtlich wird, ist mir der Schub zu stark. Für mich mit meinen 65 Kilogramm Körpergewicht ist die erste Stufe am angenehmstem, da stimmt einfach die Balance aus Unterstützung und eigener Kraft und bei Strecken mit leichtem Gefälle schalte ich den Motor sogar ganz aus.

Das Gewicht des Rades (23 Kilogramm) wird insbesondere bei Abfahrten spürbar und da fahre ich, wenn´s unübersichtlicher wird, langsamer, da ein kurzer Hüpfer über ein plötzlich auftauchendes Hindernis nicht so einfach möglich ist und ich schon stärker durchgerüttelt werde und einfach mehr Kraft für das Halten des Rades benötige.

Der Finder mit seiner 70er SuperMotoX-Bereifung von Schwalbe ist genial. Bei zirka 0,9 Bar Luftdruck habe ich genügend Komfort und trotzdem noch genug Grip. Er rollt einfach über alles hinweg, lässt sich direkt lenken und die Spur ist gut unter Kontrolle zu halten. Auch auf Asphalt fährt sich der Finder sehr angenehm, direkt, und er rollt sehr leicht. Nach zweieinhalb Stunden und 42 Kilometern (400 Hm) auf wunderschönen Nebenwegen, zeigt der Akku noch eine Kapazität von 78 Kilometern an, und der Akku war vorher nicht ganz voll. Mir geht es nach der Tour prächtig, und das Gefühl, sich körperlich angestrengt, aber nicht verausgabt zu haben, dominiert. Stefan hat die Ausfahrt ziemlich geschlaucht – jetzt weiß er mal, wie es mir normalerweise geht. ;-))

Da wir demnächst noch weiter raus in die Pampa ziehen, freue ich mich schon auf mein neues Finder-Pendlerrad, da wir unheimlich viele schöne Nebenwege zur Arbeit haben werden. Mal schauen, ob ich dann überhaupt noch an meinem Schreibtisch ankomme und nicht »immer weiter fahren« möchte… ;-)

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