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Markus Mehigans Erfahrungen mit dem Velotraum Pilger

»Und wann darf ich?« war die erste Reaktion des Velotraum-Urgesteins Markus Mehigan, als er das Pilger-Video gesehen hatte.

Ein paar Tage später lenkte der passionierte Mountainbiker den Pilger über unterschiedlichste Strecken zwischen Weil der Stadt und Schömberg. Hier der Bericht über seine erste Pilger-Fahrt:

»Entspannt rolle ich in der Abendsonne …

…über einen holprigen Wiesenweg und meine Gedanken wandern zurück zu dem Morgen, an dem unser Chef mit dieser verrückten Idee kam: »Wir könnten doch ein Fatbike bauen…«. »Was hat der denn gefrühstückt?«, war so mein erster Gedanke. Klar kannte ich die Dinger; im Winter durch Alaska, tagelang über Backcountry Trails in den USA usw., aber hier?

Nach einigen intensiven Diskussionen war klar, wir probieren das aus. Auch während meines Sommer-Radurlaubs in Schottland ließ mich der Gedanke nicht los. Schlechte Küstenradwege, kaum vorhandene Wald-, dafür steinige Feldwege, überall sah ich Pilger-Terrain.

Und nach meinem Urlaub stand er dann da – unser Pilger. Nur fahren durften wir nicht, die Eurobike hatte Vorrang… Warten kann aber ganz schön hart sein.

Aber jetzt endlich geht es raus. Meine Strecke, die ich sonst so auf meinem Weg nach Weil der Stadt mit dem Moutainbike (cross 7005 EX Sport) zurücklege: schnelle, raue, teilweise ausgewaschene Schotterabfahrten, gute Waldwege, holprige Wiesenwege und ein paar ausgewaschene, steinige Wurzeltrails hinunter ins Nagoldtal, aber dann auch wieder hoch ;-)

Zunächst war ich auf den Rollwiderstand gespannt. Breitreifen müssen schließlich einen hohen Widerstand haben! So spritzig beschleunigen wie mein Speedster lassen sich die 4,8-Zoll-Reifen zwar nicht, aber so schlimm wie erwartet bremsen die Walzen dann doch nicht. Allein das sonore Brummen auf Asphalt macht klar, hier gehört so ein Rad nicht unbedingt hin. Also so bald als möglich ab in den Wald. Bereits auf dem losen Schotter des Waldparkplatzes die erste Überraschung: Es ist so ruhig – nein kein Ohropax, die Reifen verschlucken förmlich das helle Knirschen im Schotter, sehr leise, sehr angenehm.

Und der Rollwiderstand? Gefühlt besser als mit meinen 2,1-Zoll-MTB-Reifen und erheblich komfortabler als es meine Federgabel (Magura Menja) auf einem Kiesweg kann. Es fühlt sich an, als würde das Rad über einen Teppich rollen. Aber stopp, das könnte noch besser sein. Anhalten, etwas Luft ablassen, jetzt schluckt der Reifen richtig. Steine, Wurzeln, Äste, was halt so rumliegt, gerade noch so spürbar aber trotzdem definiert – beeindruckend. – Ich bin auf den ersten steinigen Trail gespannt. Mit dem 2,1-Zoll-Reifen ist da Konzentration angesagt, um die kniffligen Stellen zu umfahren. Mit dem Pilger geht’s nun einfach mitten durch. Der Grip ist fantastisch, der Komfort ebenso.

Aber eigentlich wollte ich es ja gemütlich angehen lassen. Die Wiesenwege über das Simmozheimer Köpfle sind da genau richtig. Ohne auf den Untergrund achten zu müssen, rolle ich die holprigen Wege entlang, die Aussicht und die Abendsonne genießend.

Als nächstes kommt die Abfahrt ins Nagoldtal, ein mit hohem Gras überwachsener Weg, gerne von Reitern benutzt und dementsprechend uneben. Stoisch zieht der Pilger seine Bahn. Schnelle Richtungswechsel benötigen aber mehr Nachdruck am Lenker, hier machen sich die breiten Reifen deutlich bemerkbar. Nicht unangenehm, aber gewöhnungsbedürftig. Der darauf folgende Trail, ein steiniger mit Wurzeln gespickter Fußweg, der bei flotter Fahrt höchste Konzentration fordert, zumindest, wenn die Felgen heil bleiben sollen. Hier verzeihen die fetten Reifen so manchen Fahrfehler, der Komfort ist etwa auf dem Niveau meiner Magura-Federgabel. So entspannt kann Mountainbiken sein. Sicher bin ich mit dem MTB etwas schneller, aber ein Fehler und zumindest die Felgen müssen dran glauben ;-) Nächster Test: die Eisdiele in Bad Liebenzell. Da kümmert das Fatbike keinen, na ja, es ist halb acht mitten in der Woche und es ist fast nichts mehr los!

Als Abschluss warten nun 250 Höhenmeter auf einem Waldweg, mit Rinnen und zum Ende hin ein sehr steiler Hohlweg, den ich mit dem MTB schon lange nicht mehr hochgefahren bin… – mal sehen, was geht. Trotz höherem Gewicht keine Plagerei bergauf, der Rollwiderstand der breiten Reifen auf diesem manchmal groben Untergrund, auch hier beeindruckend niedrig. Stellenweise haben Gewitterschauer losen Kies angehäuft, auch hier rollt der Pilger mit seinen breiten Reifen souverän drüber. Nun der Hohlweg, der Einstieg ist etwas knifflig, prompt muss ich den Fuß runtersetzen, ist halt doch steil. Das Anfahren klappt aber prompt und ab jetzt klettert der Pilger mit seinen dicken Reifen ohne weitere Probleme über den weichen Blätter-, Äste- und Nadelteppich. Ich bin beeindruckt, und außer Atem als ich oben ankomme.

Zu Hause angekommen wird das Rad von der Familie bewundert. Von »cool« bis »Mann, sind die fett«, reichen die begeisterten Kommentare. Soviel Aufmerksamkeit bekomme ich sonst selten mit einem neuen Rad ;-)

Was ist nun der Pilger? Das bessere Mountainbike? – Tempo rausnehmen und genießen steht für mich im Vordergrund bei diesem Rad. Sich die Landschaft »erwandern« und trotzdem Radfahren. Und wie bringe ich das meiner Frau bei? Vielleicht kann ich ja mit einem Strandurlaub locken…«

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