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»Viel Grün und ein bisschen Rot« – die Politik zu Besuch bei Velotraum

Edith Sitzmann, die Fraktionsvorsitzende der baden-württembergischen Grünen zu Besuch bei Velotraum.

Klappern gehört zum Handwerk, nicht nur in der Politik – und der Regierungswechsel von Schwarz/Gelb zu Grün/Rot war einer der Auslöser, unseren Wirkungskreis zu erweitern ;-)

Der eigentliche Auslöser war jedoch eine Mischung aus Ärger und Hybris, hervorgerufen durch den »Antrittsbesuch« von Winfried Kretschmann bei Porsche im letzten Sommer. Aber statt den Ärger darüber, dass die medial nicht gerade unterrepräsentierte Autoindustrie mal wieder die Schlagzeilen über Gebühr beherrscht, runter zu schlucken, entschieden wir uns, Herrn Kretschmann zu einer Besichtigung unserer kleinen und feinen Fahrradmanufaktur einzuladen. Quasi als maximales Kontrastprogramm zu Porsche, zumindest hinsichtlich Betriebsgröße und CO2-Ausstoß. Doch, wohin schickt man so eine Einladung?

Am Besten an jemanden, der einen Bezug zu Velotraum hat, wie zum Beispiel die Fraktionsvorsitzende Edith Sitzmann, siehe auch Ferrari-Ersatz aus Weil der Stadt. Es hat dennoch einige Überwindung gekostet, die Einladungs-E-Mail abzusenden…

Klappern gehört zum Handwerk

Ein halbes Jahr später dann der Anruf aus der Geschäftsstelle der Grünen: »Frau Sitzmann würde unsere Einladung gerne annehmen«. – Sapperlot, zwar kein Ministerpräsident, aber immerhin die Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei. Klar, dass wir den Termin bestätigten.

Ein wenig Lampenfieber hatten wir dann schon, denn offiziellen Politikerbesuch hatten wir noch nie. Aber unsere Botschaft ist ja klar: die Velotraum-Manufaktur und das Fahrrad als solches. Daher war es uns auch sehr wichtig, die grünen Gemeinderäte aus Weil der Stadt mit einzuladen, von denen trotz des sehr kurzfristigen Termins Wolfgang Fischer und Bernd Aupperle kommen konnten. Hinsichtlich Medienpräsenz hatten wir uns natürlich mehr gewünscht, aber Heinz Richter von der Sindelfinger Zeitung war dafür umso begeisterter bei der Sache (zum SZ-Artikel).

Unsere anfängliche Befürchtung, was machen wir denn die ganzen langen 90 Minuten?, war jedoch völlig unbegründet. Sitzmann und Schwarz waren ausgesprochen locker, verbindlich und interessiert. Nach einer kurzen Vorstellung des Velotraum-Werdegangs und der anschließenden Betriebsbesichtigung entstand ein sehr lebhafter Dialog und Austausch. Der Themenkanon reichte von typischen Fahrrad-Infrastruktur-Problemen, mangelnder Wertschätzung des Fahrrads, dem ungenutzten Potential, über unternehmerische, kommunale und Aus- und Weiterbildungsthemen. Da hätte man locker ein Tagesevent draus machen können.

Im Großen und Ganzen konnten wir ganz gut vermitteln, wo die besonderen Qualitäten, Chancen und Probleme einer kleinen Fahrradmanufaktur im Autoländle liegen und dass wir von der Politik keine Wunder erwarten, aber dankbar sind für alles, was uns die Arbeit etwas einfacher macht. Es entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie, dass es dieses Zusammentreffen mit Landespolitikern brauchte, um mit den Fahrrad-affinen Lokalpolitikern ins Gespräch zu kommen. Da müssen sich wohl beide Seiten ein wenig an der Nase packen… Doch besser etwas spät und über Umwege, »wie« nie (wie der Schwob sagt). ;-)

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