Es muss nicht unbedingt Alaska sein, um ein Fatbike in seinem Urmedium zu testen, noch gibt es auch bei uns gelegentlich passende Schneelagen.
Markus Mehigan nutzte die schneereichen Tage zwischen den Jahren, um die Schneegängigkeit des Pilgers ausgiebig zu testen, hier sein Bericht.
Alltagsstrecke als Abenteuer – »Schneefahrt« von Weil der Stadt nach Unterlengenhardt
Bis zu den Knien stehe ich nun im Schnee und der Pilger neben mir steht auch ohne Ständer – sooooo tiefe Schneeverwehungen sind dann doch zu viel des Guten. Bis dahin war ich allerdings verblüfft, dass selbst noch 25 Zentimeter Neuschnee gut fahrbar sind. Okay, so richtig gut stimmt nicht ganz, wenigstens ein bisschen Schwung braucht man bei diesen Schneehöhen schon. Und vor allem, wenn es bergauf geht, heißt es ordentlich in die Pedale treten – immerhin wird mir auch bei minus fünf Grad und scharfem Gegenwind nicht kalt…
Also schiebe ich den Pilger erst einmal, bis der Schnee wieder niedrig genug ist. Ab zirka 20 bis 25 Zentimeter Schneehöhe kann ich wieder auf den Sattel klettern und weiterfahren. Schon jetzt bin ich – eigentlich eingefleischter Kettenschaltungsfahrer – begeistert von der Speedhub XL im Pilger. Wird der Schnee tiefer, ein kurzer Dreh aus dem Handgelenk und der gewünschte Gang sitzt – klar von Vorteil, wenn die nächste Schneewehe im Weg ist.
Der normale Weg übers »Simmozheimer Hörnle« ist praktisch verschwunden, daher geht’s einfach über die Wiese, immer den Grasbüscheln nach, zum ersten Trail durch ein kleines Waldstück, dann die erste kurze Abfahrt durch Tiefschnee… immer schön treten und die Balance halten. So macht der Schnee auch ohne Ski Spaß.
Die folgenden Waldwege sind tief verschneit und nur ein paar Fußgänger haben ihre Spuren hinterlassen. Eigentlich wäre hier kein Durchkommen mit dem Rad, mit den breiten Reifen aber kein Problem. Traktorspuren sind zur Abwechslung willkommen, auch hier ist Spurhalten mit dem Pilger kein Problem und wo einem sonst das Traktorprofil die Plomben aus den Zähnen rüttelt, dämpfen die 0,5 Bar Reifendruck wunderbar.
Wunderbar viel Spaß macht auch der Singletrail hinab ins Nagoldtal nach Bad Liebenzell, nur auf die vielen groben Steine unter der Schneedecke muss ich aufpassen, also immer schön sachte, ist ja nicht mein eigener Pilger ;-) Im Tal angekommen geht’s auf der Straße durch den Ort und dank fehlender Schutzbleche fliegt mir hier jetzt der Schneematsch um die Ohren. Also Augen zu und durch und schnell wieder in den Wald. Das Lengenbachtal soll mein Aufstieg in den Schwarzwald werden.
Nach einigen Metern tauche ich in den tief verschneiten Wald ein, der Schnee auf dem Waldweg erreicht bald wieder die 25 Zentimeter-Marke. Bloß nicht anhalten und immer schön gleichmäßig pedalieren. Eine Furt durch den Bach ist völlig problemlos, die folgende kurze Rampe ist dann aber doch zuviel für meine Beine. Nach einer kurzen Schiebepassage klettere ich wieder aufs Rad und brauche ein paar Anläufe bis es wieder rollt. Komplett ausgepowert und klatschnass geschwitzt komme ich oben an. Noch ein paar Meter bis nach Hause, dann schnell unter die warme Dusche.
An den folgenden Tagen spule ich noch einige Kilometer auf der Enz-Nagolplatte ab. Trotz trüben Wetters und viel Schnee sind viele Spaziergänger unterwegs. Freundlich grüßend pedaliere ich durch tief verschneiten Wald an verdutzt reagierenden Spaziergängern vorbei. Fahrrad im Tiefschnee? – dann ein staunender Blick auf die Reifen und dann auf den Spinner im Sattel. Ich pedaliere derweil munter und freundlich grinsend weiter.
Winterfahrt drei Nummern kleiner – erster Praxistest »Top Contact Winter II«
Die aktuelle Wetterlage, ein wenig Schnee und Eis sowie alle Zustände dazwischen, bieten ideale Voraussetzungen um einen Alltags-Winterreifen, wie den Top Contact Winter II, zu testen. Auf Schnee, Schneesulz und festgefahrenem, vereisten Schnee greift der Top Contact Winter II wirklich hervorragend und rollt auf Asphaltstrecken leicht und geschmeidig, also ideal für den deutschen Schmuddelwinter.
Auf Blankeis kann allerdings auch der Top Contact Winter II keine Wunder mehr verrichten, da helfen in der Tat nur die rappelnden Spikereifen. Stichwort rappeln. – Im direkten Vergleich zum Pilger mit seinem 4,8 Zoll-Reifen, hoppelt der (eigentlich sehr komfortable) 2,2 Zoll Winter Contact reichlich ruppig und nervös über den gefrorenen Untergrund, zumindest wenn man mal das Luftkissen-Gefühl eines Fatbikes erfahren hat :-)
Kommentare
Okay, okay – ja, ihr Provinzbewohner habt auch ein, zwei gute Argumente auf eurer Seite. Zum Beispiel das Argument »Naturlandschaft« (versus Stadtlandschaft) ;-)
Tja, Markus, das klingt doch ganz so, als könntest du einen kleinen elektrischen Helfer im Pilger gebrauchen. ;-)
Sehr netter Bericht und wirklich hübsch bebildert.
Ich sehe, Rohloff hat die Geschichte auf seine Webseite gestellt. Wenn das kein Kompliment ist!
@ H.Elfer
Danke für dein Feedback. Einen elektrischen Helfer möchte ich aber weder beim “Pilgern” noch beim Speedstern noch beim MTBiken……, wirklich nicht !
Da steht für mich wirklich das Erlebnis aus eigener Kraft voran zu kommen klar im Vordergrund und ja, manchmal ist das ziemlich anstrengend. Was gibt`s schöneres als aus eigenem Antrieb “oben” anzukommen, ausgepowert und stolz auf das Geleistete. Und bei diesen Schneehöhen, war halt auch irgendwann mit der Traktion Schluß ;-)
Auf meinen Alltagsstrecken ist mir mein Pedelec dagegen manchmal sehr wilkommen, wenn mir nach einer langen Woche meine täglichen Höhenmeter zuviel werden, greife ich gerne auf den elektrischen Helfer zurück.
Man sollte den elektrischen Antrieb nicht von der Hand weisen! Es gibt Menschen die aufgrund von äußeren Umständen nicht mehr die Kraft aufbringen können um steile Berge zu erklimmen. Ich selbst habe mir für eine Bergtour ein E-Mountainbike ausgeliehen,da ich aufgrund einer schweren OP noch nicht in der Lage war die entsprechende Leistung aufzubringen. Weil ich es aber trotzdem genießen wollte in der Natur zu radeln und den Ausblick von der Alm genießen wollte, war mir diese Hilfe recht! Es ist dadurch möglich auf diese Naturerlebnisse nicht verzichten zu müssen! Der Pilger müsste dann natürlich einen Motor haben der nicht aufträgt wie z.B. das E-Bike von einem Namhaften Hersteller mit dem Anfangsbuchstaben R……wild es sein. Klar hätte ich auch das Auto nehmen können, aber das schließt sich für einen Naturliebhaber aus. Ich ziehe ein Umweltfreundliches Gefährt vor bei dem ich trotzdem noch körperliche Leistung bringen muss, wenn es aber dann nicht mehr reicht eine Hilfe in Anspruch nehmen kann.. Es ermöglicht auch älteren Menschen die in ihrem Leben nicht nur Sport getrieben haben, aktiv zu sein! Das sollte man nicht vergessen bei der Diskussion um einen E-Motor – ja oder nein!?