Ein wenig verwirrend ist es schon. Bestnoten für ein Velotraum-Rad, das es eigentlich (noch) nicht gibt.
Aber die Erklärung dafür ist ebenso einfach wie nachvollziehbar. Testredakteur Sebastian Böhm wollte ein möglichst breites Testfeld von Rädern mit Riemenantrieb und speziell ein steifes und hoch belastbares Velotraum sollte unbedingt mit dabei sein.
Und da Besitzer und Velotraum-Testfahrer unseres Prototyps ein sehr feiner und kooperativer Mensch ist und wir an möglichst vielen Erfahrungswerten interessiert sind, schickten wir das Rad kurzentschlossen nach Regensburg.
»Gates-Spezial« in der aktiv Radfahren
Und wir hatten Glück – der Riemen an unserem Rad hat gehalten… Denn wieder ist ein Gates-Carbon-Zahnriemen im Test überraschend gerissen!
Und vielleicht war dies der Anlass dafür, dass sich Redakteur Sebastian Böhm so gewaltig ins Zeug legte und auf Teufel komm raus alle zur Zeit verfügbaren Fakten zum Gates Carbon Drive-Riemenantrieb recherchierte. Der Artikel in der aktiv Radfahren 3/2010 über den Riemenantrieb und die elf Testräder ist sicherlich das Fundierteste, was bisher in der Fachpresse zu diesem Thema erschienen ist.
Im Fazit und Grundtenor bestätigt der Artikel voll und ganz unsere Einstellung zu dem Wunderstrang, bringt aber ein paar neue interessante Fakten und Zusammenhänge, die Fluch und Segen der neuen Technik noch verständlicher machen.
Von einem verbesserten Riemen, der anscheinend ab März lieferbar sein soll, haben wir bisher von offizieller Seite keine Informationen erhalten. Zudem bleibt abzuwarten, ob dieser neue Riemen dann wirklich besser – sprich weniger anfällig sein wird.
Dennoch – bis zur Eurobike 2010 hoffen wir, dass die unabdingbaren Weiterentwicklungen am Carbon-Riemen soweit fortgeschritten sind, dass man den Riemenantrieb auch in einem Velotraum-Rad ruhigen Gewissens anbieten kann.
Ach ja – Riemen hin oder her. Es waren mal wieder die klassischen Velotraum-Eigenschaften (Qualität, Sorgfalt und hoher Nutzwert), die das Testrad zum »Kauftipp« machten und nicht der verwendete Riemenantrieb ;-)
Weitere Artikel zum Riemenantrieb
- 17. November 2009: »Kein Gates-Riemenantrieb bei Velotraum für 2010«
- 20. Juli 2009: Riemenantrieb: Erstes Velotraum mit Gates »Carbon Drive«
Kommentare
Mich würde mal ein detailliertes/aussagekräftiges Bild/er der Rahmentrennung dieses Rahmens interessieren.
Schätze, auf den Fotos im Artikel Velotraum-Konzept 2010 ist die Rahmentrennung zu sehen, oder?
Die Rahmentrennung am Testrad wird unter »Weitere Neuheiten für 2009 eingetroffen« gezeigt. Anstatt des ursprünglich gezeigten teilbaren Ausfallendes wird dabei die rechte Sattelstrebe getrennt. Auch wenn bei einer solchen Lösung beim Riemenwechsel zusätzlich die rechte Gepäckträger- (und, sofern vorhanden, Schutzblech-) Strebe gelöst werden muss, macht diese Art der Trennung für mich einen sehr überzeugenden Eindruck.
Nun fehlt also nur noch ein nicht mehr bereits nach 1.000 km reissender Gates Carbon Drive Riemen, denn sonst bleibt alles schon aufgrund der Produzentenhaftung weiterhin nur schöne Zukunftsmusik.
Die Rahmentrennung (Trennung an der rechten Sattelstrebe anstatt am Ausfallende!) des von aktivRadfahren getesteten Velotraum- Rades ist sehr aussagefähig unter der Überschrift »Weitere Neuheiten für 2009 eingetroffen« zu sehen. Auch wenn eine solche Lösung bei Riemenwechsel die Demontage der rechten Gepäckträgerstrebe erfordert, sieht sie s e h r solide aus. Jetzt muss es nur noch ›verbesserte‹ Gates Carbon Drive Riemen geben, die mit Sicherheit nicht mehr schon nach 1.000 km reissen. Sonst kann diese »Revolution« schon wegen der Produzentenhaftung nur »Zunkunftsmusik« bleiben!
hallo,
macht mich ein wenig stolz wenn das eigene Rad so gut abschneidet.
Also der Riemen an meinem getsteten Rad hat die 1000km schon überschritten. Weiss nicht ob die Veloträumer den vorm Test nochmal ausgetauscht haben. Habe auch schon 2 Sedis und ne rohloff zerrissen. Kann also auch passieren.
Konnte diese aber wieder vernieten. Mit »Uhu flinke flasche« wird das mit dem Riemen aber nix.
Weiss nicht ob es da a oder b Ware gibt. Beim Ritzel war das so. Bin mal gespannt wie lange meiner noch hält.
Habe immer noch volles Vertrauen in den Riemen. Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist ist das Geschrei gross.
Gruss von Sapim
danger searcher klaus
MICH interessiert der Riemenantrieb eigentlich gar nicht. Passt nicht in meine Denkweise. Aber den teilbaren Rahmen will ich trotzdem möglichst schnell haben. Auch Nutzer von Ketten haben damit gewisse Vorteile. VT sollte so einen Rahmen schnellstens in sein Programm aufnehmen.
Welche Vorteile haben die? Die Kette könnte man dann rausnhemen ohne sie vorher zu öffnen? Okay dass ginge dann. Mit einem Wippermann Kettenschloss kannst du sowas ähnliches jetzt schon haben – oder mit einem Power Link von Sram oder oder oder. Für 1,95 Euro. Was glaubst du ist der Aufpreis für die Rahmentrennung?
Wenn ich unterwegs bin und eine Ersatzkette mitführe, kann ich diese zu Hause auf richtige Länge nieten. Anderenfalls muss ich den schweren Rohloff-Nieter mitführen und die Kette ggf. unterwegs am (dreckigen) Straßenrand einnieten. Außerdem weiß man heute noch nicht, was die Zukunft antriebstechnisch noch so alles bringen wird. Mehrpreis interessiert mich nicht.
@Hans: Deine Aussage versteh ich nicht. Ein paar Kettenglieder + Nietendrücker wiegen sicher nicht mehr als eine komplette Kette, für den Fall eines Defekts. Es gibt auch leichtere Alternativen zum Rohloff-Nieter.
Wenn ich aber so lang/weit unterwegs bin, dass ich eine komplette Kette verschlissen habe, sollten die erwähnten Teile eigentlich immer mit ins Gepäck gehören. Und ob ich am Staßenrand eine Kette niete ober aber Gepäckträger + Schutzblech entferne und wieder dran baue gibt sich ja wohl auch nichts.
@hans
Was spricht dagegen eine fertig abgelenkte Kette dabei zu haben und diese im Falle eines Falles per Kettenschloss zu schließen (ich fahre seit 30000km sram kettenschlösser ohne Ausfall.)?
Geht 100% schneller als den Rahmen zu teilen…..
@Hans
»…fertig abgelenkt…« ist auch schön!
…wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten… ;)
Lieber Stefan Stiener,
lieber Sebastian Böhm, (aktiv Radfahren)
zunächst herzlichen Glückwunsch für das »Hervorragend«.
Mich interessiert nur Folgendes zu diesem Ergebniss:
1. Wie kann ich ein (Prototyp)-Rad als »Hervorragend!« bewerten, das lediglich 1000 KM gefahren ist ? Auf welchen Fakten basiert dies ?
Geht das hier nach Marke, Schönheit oder Farbe?
Ich kann doch ein Rad und dessen (neue) Gates-Komponenten nur nach einem Langzeit-Test von mindestens 10.000 – 30.000 KM beurteilen. Und dann muss aber doch auch wirklich alles Bestens funktioniert haben, um zu diesem Ergebnis zu kommen.
2. Zum Zeitpunkt des Test lagen die Vorgaben/Spezifikationen für die Anforderungen an die Rahmenbauer für den Gates Antrieb von Nicolai/Gates noch gar nicht abschliessend vor, wie passt dies also zu dieser Beurteilung?
Ich habe eine Vermutung, aber wenn ich die jetzt erwähne, bekomme ich wieder Ärger…. :-)
Hallo Ralf,
danke für die kritische Nachfrage – ein willkommene Vorlage.
Zu 1. kann ich von meiner Seite anmerken, dass sich das »Hervorragend« sicherlich überwiegend auf das Testrad bezieht und weniger auf den Riemenantrieb. Zudem erwähnt der Redakteur im Bericht, dass es nur bei drei Testrädern nicht möglich war, den Riemen (ohne Snubber) zum Überspringen zu bringen. Eines davon war das Velotraum. Sicherlich auch dies eine weitere Erklärung für die gute Benotung.
Zu 2.. Was die Nicolai/Gates-Vorgaben angeht hast Du völlig recht. Zumindest von unserer Seite werden wir diesen Test nachholen, wenn in Kürze die ersten seriennahen Musterrahmen kommen. Dass ein Zeitschrift aber diesen Gates-Vorgaben-Test macht, halte ich nicht für deren Aufgabe. Sinnvoll wäre es aber für die Zukunft, nur noch solche Räder zu einem Test einzuladen, die die Gates-Kriterien nachweislich erfüllen.
Zum Thema Langzeittest – zumal unter Praxisbedingungen – ist anzumerken, dass man sich hier im Fahrradbereich auf ein weites, weites Feld begibt, noch dazu bei Carbon.
Der Deutsche Verband für Materialforschung (DVM) hatte unlängst dieses Thema bei einem Workshop in Berlin beackert. Dabei wurde auch thematisiert, dass es allein schon sehr schwierig ist, sinnvolle Belastungsparameter und eine die Praxis abbildende Methodik festzulegen, da der Übergang vom Gebrauch zum Missbrauch oft fließend ist. Und gestandene Sachverständige, wie zum Beispiel Dirk Zedler, stellen immer wieder fest, dass die Schadensfälle in der Praxis nicht mit den Schadensfällen in den Prüflabors übereinstimmen.
Auch bestehende Normen sind nicht immer eine Hilfe. Im neusten Rundbrief von EFBe, einem renomierten Prüf- und Testdienstleister steht als Hinweis zu den geltenden EN-Prüfnormen, »wir müssen darauf hinweisen, dass sich einige der Normprüfungen in der Praxis als unangemessen erwiesen haben. Sie stellen teils zu hohe, teils zu geringe Anforderungen; einige Prüfungen sind auch methodisch unzureichend.« Alles klar ;-)
Vielleicht wird mit diesen Beispiele deutlich, wie schwierig diese Thematik ist und warum eine Fachzeitschrift damit hoffnungslos überfordert wäre. Und ich denke es wird nochmals deutlich, warum man bei neuen Techniken nicht umsichtig genug sein kann ohne dabei die Begeisterung und Offenheit für Neues zu verlieren. Das gilt übrigens für Fachzeitschriften, Hersteller und Kunden ;-)
Danke, Herr Stiener, für diese kenntnisreichen Erläuterungen!