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»Motor aus« in Bamberg?

Nicht kleckern, sondern klotzen. Die Kombination aus Weltkulturerbe und bundesweiter Kampagne fürs Fahrrad »Kopf an: Motor aus« überzeugte uns, Pfingstsamstag und -sonntag im oberfrrrränkischen Bamberg zu verbringen.

Und natürlich war es eine schöne Gelegenheit den neuen und sehr engagierten Velotraum-Händler vor Ort – den Radladen Bamberg – zu unterstützen und etwas näher kennen zu lernen.

Fahrradmesse: gut / Kampagne: allenfalls bemüht

Punkt neun Uhr rollen wir mit unserem vollgepackten Bus auf den Maxplatz im Zentrum der Altstadt. An Aufbauen war jedoch nicht zu denken, denn es war nicht so ganz klar, wer wo wie stehen sollte. Nachdem um zehn Uhr dann immer mehr interessierte Passanten quer durchs Aufbaugewusel stolperten, kam dann doch Zug in das Ganze und eine halbe Stunde später stand eine propere kleine Fahrradmesse auf dem Maxplatz.

Was es mit der Veranstaltung Kopf an: Motor aus auf sich hatte, erschloss sich vielen Samstags-Passanten und Besuchern nicht so richtig. Wir beschränkten uns bei der Auskunft auf »Fahrradmesse«, um langatmige Erklärungen zu vermeiden. Schließlich gilt es an so einem Tag mit seinen Kräften haus zu halten.

Und das war auch gut so. Denn nicht nur das Preisausschreiben mit der Frage, »Wie viele Farben gibt es bei Velotraum« brachte viele Leute an unseren Stand, auch sonst war das Interesse sehr groß. Wir schafften es nicht mal bis zum Bratwurststand gegenüber. Zugegeben, nicht alle konnten mit einer Premiummarke wie Velotraum etwas anfangen und zogen – meist leicht kopfschüttelnd – wieder von dannen. Das gehört zu so einer öffentlichen Messe ohne Eintritt einfach dazu.

Dass Bamberg eine der Kampagnen-Städte geworden ist, erstaunt dabei schon ein wenig. Viel dazu beigetragen hat, so wurde uns gesagt, die Pro-Fahrrad-Einstellung des neuen Bürgermeisters. Denn, nach einem Messetag war uns klar, dass die Bamberger zwar nette und gesellige Leute sind, aber es für die Fahrrad-Kultur und das Fahrrad-Bewusstsein – abgesehen vom Radtourismus – noch Einiges zu tun gibt. Aber da sind wir ja aus dem Stuttgarter Ballungsraum nichts anderes gewohnt und fühlten uns richtig zu Hause… Und gemessen an den Fahrrad-Aktionstagen der reichen Stadt Stuttgart, ist das Erstlingswerk der Bamberger ein echtes Highlight. Vielleicht schicken wir ja dem Stuttgarter OB Schuster mal ein Velotraum mit Mercedes-Stern auf dem Lenker in die Amtsstube :-)

Nach dem Abbauen machten wir noch einen kurzen Besuch im Radladen Bamberg. Was wir dort zu sehen und zu hören bekamen hat uns sehr gut gefallen (zum Fotografieren war ich aber einfach zu müde). Zwar gibt es hinsichtlich Präsentation und Konzeption des Ladengeschäfts noch ein paar »Baustellen«, die werden aber vom Engagement und der Fahrrad- wie Velotraum-Begeisterung der überwiegend jungen, achtköpfigen Mannschaft mehr als aufgewogen. Kurzum, wir fühlen uns mit unserer Marke dort sehr gut aufgehoben.

Kneipen: super / Radwegeausschilderung: mangelhaft

Auch der Radladen-Tipp mit der Szene-Kneipe »Pelikan« war mit seiner fränkisch-asiatischen Küche mit Rauchbier(!) goldrichtig und eine prima Einstimmung auf einen Urlaubstag in der Weltkulturerbe-Stadt.

Nach einem kurzen Pflichtprogramm, mit Dom, Altstadt, Bootsfahrt… wurde es uns zuviel Pfingstsonntags-Trubel und wir schwangen uns auf die Räder für eine kleine Runde in die umliegenden Hügel. Tollkühnerweise ohne Karte, denn schließlich gibt es »ein gut ausgebautes und beschildertes Radwegenetz«. Um es kurz zu machen, Wege gibt es wirklich genug und solange man der Regnitz folgt, ist die fehlende Beschilderung kein Problem.

Mühsam und ärgerlich wird es dann im Hinterland. Hier hat die Beschilderung und die Radwegeführung zum Teil ein klägliches Niveau, wie in vielen anderen Regionen Deutschlands auch. Es wird zwar viel gemacht und auch Geld in die Hand genommen, aber völlig unkoordiniert und willkürlich. Hier sei den Verantwortlichen einmal dringend empfohlen, eine der Velorouten durch die Schweiz mit dem Rad zu fahren, da kann man lernen, wie man es besser macht… Das Kampagnen-Motto »Kopf an« bekommt hier eine ganze andere Intention.

Zurück in Bamberg, beim erneuten fränkisch-asiatischen Abendessen im »Pelikan«, ist der Ärger in Vortrieb verwandelt und unser Resümee wieder positiv. Denn, dass dem Fahrrad immer mehr Beachtung und Raum geschenkt wird, ist trotz aller noch vorhandener Unstimmigkeiten eine schöne Perspektive.

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