Völlig unverhofft sind wir ein Teil des politischen Sommertheaters geworden.
Auslöser war ein maliziöser Bericht in der Tagespresse, über das neue Spielzeug – ein Ferrari – des hiesigen Justizministers Goll. Diese politische Steilvorlage wurde von der Grünen-Landtagsabgeordneten Edith Sitzmann in eine – nicht ganz ironiefreie – Pressemitteilung verwandelt…
Goll fährt jetzt Ferrari – Sitzmann fährt jetzt Velotraum
Während sich der baden-württembergische Justizminister Goll (FDP) laut Presseberichten mit einem neuen 400-PS-Ferrari einen Kindertraum erfüllt hat, entschied sich die Freiburger Landtagsabgeordnete Edith Sitzmann für ein Sportfahrrad der Marke „Velotraum“. Im Gegensatz zum Ferrari von Goll, sei Velotraum nicht nur ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, sondern auch eine Marke aus Baden-Württemberg. Die Firma Velotraum hat ihren Sitz in Weil der Stadt.
„Schon bei der ersten Probefahrt nach Horben hat es Klick gemacht. Dieses Fahrrad geht sogar am Berg noch richtig ab“, freut sich die Grüne. Derzeit trainiert Sitzmann für das Schauinslandkönig-Jedermann-frau-Fahrradrennen, das Mitte September in Freiburg stattfindet. Mitfahren wird sie im »Grünen Team«, zu dem sich auch Sitzmanns Stuttgarter Landtagskollege Werner Wölfle, der verkehrspolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, angekündigt hat.
In die Diskussion, ob ein Justizminister so einen Flitzer fahren »darf«, wollen wir uns natürlich nicht einmischen, das überlassen wir den Profis ;-)
Wir sehen die Sache sowieso mehr von der amüsanten Seite und freuen uns, dass die Marke Velotraum hierdurch etwas bekannter wird und dass unser Fahrrad von so einer ironiebegabten Landtagsabgeordneten gefahren wird (gekauft hat sie es bei unserem Partner Pedal Plus in Freiburg). Und Ferrari versus Velotraum (ansässig in der Daimlerstraße) – das hat schon was.
Kommentare
hallo, das ist sein privatauto! ich kann den artikel in der stuttgarter zeitung nur als unfreiwillige satire lesen. ansonsten ist er an dämlichkeit nicht zu überbieten. was soll denn die botschaft von so einer diskussion sein? nur wer nicht reich ist und aus ökologischem blickwinkel eine tadellose co2-bilanz vorzuweisen hat kann für unser land einen guten job machen oder wie?
aber wenn im schlepptau gutes productplacement für euch dabei rauskommt, is a ned verkehrt.
Was bitte heisst denn, das ist sein Privatauto????!!!! Ist Umweltverschmutzen nun zur Privatsache geworden? In der Öffentlichkeit für Umsicht, Respekt, Umweltbewusstsein, Nächstenliebe, Fortschrittlichkeit eintreten -und was man im Privatleben fährt darüber darf nicht gesprochen werden? Und was hat das ganze denn mit Productplacement zu tun?
Es geht ganz einfach darum: Tun wir etwas für die Zukunft unserer Kinder und setzen uns aufs Fahrrad? oder leben wir weiter in dieser heuchlerischen Ego-, Konsum-, Verschwender-, Angeberwelt?
@Ivo und Christian,
auch wenn Eure Positionen sehr konträr sind, möchte ich doch Euch beiden aus vollem Herzen zustimmen. Denn ich persönlich mag weder Neiddebatten, noch den nonchalanten Umgang mit Umwelt-Ressourcen.
Aber einen Ferrarifahrer, der an anderer Stelle eventuell wesentliches für den Umweltschutz leistet (ok – vielleicht sehr unwahrscheinlich), in Bausch und Bogen zu verurteilen, ist sicherlich genau so wenig angebracht, wie die Seligsprechung des passionierten Radfahrers, der vielleicht 4 mal im Jahr mit seinem Rad in den Urlaub fliegt. Wie sagte schon Karl Valentin, »nur der Schein ist wirklich rein«.
Daher Hut ab vor denjenigen, die es schaffen wirklich konsequent »nachhaltig« zu leben und zu handeln und dabei tolerant und unverbissen bleiben.
Aber ein autofreier Sonntag alle zwei Wochen wäre doch vielleicht eine spannende Sache. Der Link führt zur entsprechenden Bundestag-Petition.
Kaum aus dem Urlaub zurück, musste ich doch gleich mal wieder bei Velotraum.de vorbeischauen. Und einmal mehr wurde ich nicht enttäuscht. Wirklich, mir gefällt Euer weiter Horizont sehr, weil er eben deutlich übers Räderverkaufen hinausgeht (siehe bspw. auch die Link-Tipps). Einmal mehr ein Kompliment und herzliche Grüße von der Renninger Heidrun.
Auch wenn das jetzt als kleinkariert ausgelegt wird, ich muß Ivo zustimmen. Gerade im Privatleben hat jeder die Möglichkeit sich konsequent und richtungsweisend zu verhalten. Im Berufsleben finde ich das viel schwieriger, weil ich mich da in Konkurrenz zu Leuten befinde, die über Klimaschutz nur lachen. Ich habe auch schon einige Privat-Flugreisen hinter mir, bin da aber nicht besonders stolz drauf. Als kinderloser Großstädter habe ich bisher die Erfahrung, dass es sich auch ohne Auto ganz wunderbar leben lässt, im Grunde sogar besser. Das Fahrrad ermöglicht mir dabei Fortbewegung mit etwas Sport zeitsparend zu kombinieren. Die hohe Wertschätzung der Autos ist Ausdruck eines völlig verdrehten Wertesystems. Gruß Ralf
Vom Kruzifix-Reisebericht zum Ferrari-Konter!
Was für eine Bandbreite für einen Fahrradhersteller.
Naja, eigentlich ist Stefan Stiener ja ein neugieriger Tüftler, der auch noch besser schreibt, als viele Profis. Man kann dann schon mal ne Stunde hier lesend verbringen…
Danke! Danke! für so viele tolle und lesenswerte Artikel.
Magirus, ich gebe Dir uneingeschränkt Recht. Feine Sache, diese Sache. Und, Stefan, jawohl, Spagat ist auch für einen Leichtathleten keine selbstverständliche Dömane. Gut gemacht.