Die Fahrradwelten ROOTER und SPEEDSTER werden erstmals in der Geschichte von Velotraum optional mit 28-Zoll-Laufrädern angeboten.

Wirklich überraschend ist das freilich nicht, denn nach der umfassenden Überarbeitung aller Velotraum-Rahmen im vergangenen Jahr wurde die 28-Zoll-Tauglichkeit bereits explizit in den Rahmenspezifikationen erwähnt.
Insbesondere neue Leserinnen und Leser der Velotraum-Homepage werden sich nun verständlicherweise fragen, warum diese einfache Sortimentserweiterung ein Paradigmenwechsel sein soll. Um dies etwas besser zu verstehen, müssen wir ein wenig in die Geschichte von Velotraum eintauchen.
Tu gutes und greif zu 26 Zoll
»Tu Gutes und greif zu 26 Zoll« – Dieser Appell aus dem Jahr 2015 stammt nicht von uns, sondern von Jochen Donner, dem langjährigen Testredakteur der Fachzeitschrift Trekking Bike. Bis dahin haben wir aus voller Überzeugung und vor allem mit einer fundierten und schlüssigen Argumentation ausschließlich Räder mit 26 Zoll Laufrädern gebaut. Doch schon 2015 stand hinter der Zukunft von 26 Zoll ein dickes Fragezeichen und wir präsentieren auf der Eurobike die Fahrradwelt FINDER, die ausschließlich für die Laufradgröße 27,5 Zoll konzipiert ist.
Der Rest ist Geschichte. Die Großen der Branche haben 26 Zoll ohne mit der Wimper zu zucken »ausgelistet« und zunächst durch 29er ersetzt, und als man merkte, dass die Riesendinger mindestens so viele Nachteile wie Vorteile hatten, wurden sie durch 27,5 Zoll ergänzt. Technisch belastbare Fakten spielten bei dieser Rochade weniger eine Rolle, die treibende Kraft in der Branche war vor allem das Attribut »neu« (Es waren übrigens zum Teil dieselben »Choriphäen«, die während des Corona-Booms an grenzenlose Wachstumsraten von 50 Prozent glaubten und mit den von ihnen geschaffenen Überkapazitäten den Markt bis heute zerrütten).
Angesichts dieser sich verändernden Rahmenbedingungen – man könnte auch von klimatischen Bedingungen kalauern – hat bei Velotraum seit 2015 die Laufradgröße 27,5 Zoll die Größe 26 Zoll sukzessive »abgelöst«. Ein längeres Festhalten an 26 Zoll hätte die Marke Velotraum ruiniert, auch wenn wir gerne eigene Wege gehen und auch mal gegen den Strom schwimmen. Auch im Rückblick glauben wir, hier eine gute Balance zwischen Glaubwürdigkeit, Beharrlichkeit und Anpassungsfähigkeit gefunden zu haben. Die Umstellung ist uns vergleichsweise leicht gefallen, da durch den geringen Größenunterschied von 26 zu 27,5 Zoll – 559 zu 584 mm – die Eigenschaften und Vorteile sehr nahe beieinander liegen.
28-Zoll für ROOTER und SPEEDSTER
Kommentar von Uwe am 21. Januar 2025: »Was ist da passiert? Über Jahre hinweg hat Velotraum zurecht auf 26 Zoll Laufräder gesetzt. Dann kamen die 27,5 Zoll Räder. 26 Zoll war out und jetzt kommen 28 Zoll Laufräder.«
Wahrscheinlich ist Uwe nicht der einzige unserer langjährigen Kunden, dem solche Gedanken durch den Kopf gehen. Fast drei Jahrzehnte haben wir die Vorzüge der kleineren Laufräder propagiert, um nun vermeintlich kommentarlos in den 28-Zoll-Mainstream einzuschwenken. Dem ist natürlich auch unter der neuen Führung nicht so.
Velotraum will sich aber weiter öffnen, ohne seine Überzeugungen aufzugeben. Es geht also wie bei den BLACK LINE Kompletträdern um eine Erweiterung und nicht um eine Relativierung eines über Jahrzehnte aufgebauten Markenkerns. Wir wollen schlicht den persönlichen Vorlieben noch mehr Raum geben. Denn jenseits aller Pro- und Contra-Argumente sind die persönlichen Geschmäcker, Erfahrungen und Vorlieben einfach verschieden. Mit der 28-Zoll-Option wollen wir all jenen Rechnung tragen, die ihr ganzes Fahrradleben lang auf 28-Zoll-Rädern gefahren sind und einfach dabei bleiben wollen, ohne dies begründen zu müssen. Und sei es nur wegen der gewohnten Sehkonvention – the first cut is the deepest – also 28 Zoll für alle, denen es einfach besser gefällt, wenn die Räder größer und schmaler sind.
»Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen« – Ein weiterer wesentlicher Aspekt für 28 Zoll ist das Thema »Gravel« und damit der SPEEDSTER. Bereits 1993 haben wir einen ersten Gravelbike-Urahn, einen sportlich-komfortablen »Crossover« mit extrabreitem Rennlenker und breiter 26-Zoll-Bereifung vorgestellt und seitdem kontinuierlich zur Fahrradwelt Speedster weiterentwickelt. Doch um im klassischen Gravelbike-Segment wahrgenommen zu werden, führt kein Weg an 28 Zoll vorbei. Diese Gesetzmäßigkeit ist nicht so sehr faktisch begründet, sondern schlicht eine Marktrealität, die von den großen Herstellern bestimmt wird. Zu dieser Realität gehört auch, dass die Auswahl an speziellen Gravelbike-Reifen bei 28 Zoll bereits größer ist als bei 27,5 Zoll.
Resumee – Alles in allem fühlen wir uns mit der 28-Zoll-Option gut gerüstet für alles, was noch kommen mag. So können wir eine gelassene und kundenorientierte Souveränität praktizieren, die eine wohlbegründete Überzeugung in Bezug auf die von uns bevorzugte Laufradgröße beinhaltet und gleichzeitig niemanden gegen den Strich bürsten will. Zudem sind durch die allgemeine Verbesserung der heutigen Laufradkomponenten nur selten sicherheitsrelevante Nachteile zu erwarten.
Die nahe Zukunft wird zeigen, ob wir mit dieser Erweiterung neue Kunden ansprechen können, oder ob allein die Möglichkeit, auf Altbekanntes – 28 Zoll – zurückgreifen zu können, die Bereitschaft erhöht, Neues – 27,5 Zoll – auszuprobieren ;-)
Kommentare
Ich kann diesen Schritt nachvollziehen, da ich selber auch merke, dass hochwertige Felgen und Reifen außerhalb des Felgendurchmessers 622 immer weniger werden. Zum Glück lässt sich durch Scheibenbremsen auch zur Not mein Velotraum mit 26” auf 28” umrüsten, wenn ich dann auch mit der Reifenbreite sehr einschränken müsste; das ist aber noch lange kein Thema.
Als jemand mit zwei Velotraumrädern, einmal mit ein Konzept (Router) mit Felgendurchmesser 559 von 2019 und einmal einen Finder mit FD 584 (2023), merke ich schon länger, dass es schwieriger wird, hochwertige Reifen in 559 zu finden.
Annekdotische Evidenz: als ich am Samstag bei Bike-Components Ersatzteile bestellte, gab es weder den Schwalbe Marathon Mondial Evo in 50-559 noch den Marathon Green Guard in 50-559. Den Marathon Allmotion gibt es schon seit 2020 nicht mehr in 559, und den Marathon Mondial auch seit 2020 nicht mehr in der 55mm Breite.
Es gibt einen Nachfolger mit dem Marathon Mondial Pro in 50-559, aber ich weiß noch nicht, ob die Addix Gummimischung so gut wie die Travelstar Gummimischung ist. Meine originale Bereifung (Mondial Evo 55-559) hielt vorne knapp 40Mm und hinten gut 20Mm.
Ich bin bei Velotraum gelandet, weil ich von breiten Reifen profitieren wollte, was bei meiner Körpergröße durch kleinere Felgendurchmesser kompensiert werden muss, um ergonomisch nutzbar zu sein. Wenn Velotraum nun auch Räder mit 622-mm-Felgen anbietet, wittere ich nicht gleich Verrat, bin aber froh über das Versprechen, dass der Markenkern erhalten bleibt und 622 mm lediglich eine Erweiterung des Sortiments darstellen.
Wer vom Rennrad her kommt, mag das Reifenformat 40-622 komfortabel finden, und wer dazu ein hochwertiges Angebot sucht, wird nun auch bei Velotraum fündig werden. Andere werden darin nicht mehr als ein Format sehen, das anderswo schon ausreichend zu finden ist. Wahrscheinlich ist an beiden Aspekten was dran.
Ein zusätzliches Reifenformat ist von Vorteil, da es wählbar ist.
Die eingeschränkte Reifenwahl bei 26 Zoll haben wir durch eine Pedelec-Nachrüstung unserer alten Reiseräder kompensiert. Die fahren sich jetzt besser denn je.
Also erst ein neues VT mit großen Rädern für zukunftsfähige Reifen kaufen.
Für den Speedster finde ich ist das eine tolle Sache, je nach Einsatzzweck Rennrad oder Gravel kann sich jeder die richtige Laufradgröße raussuchen. Für den Rooter würde ich sogar einen Schritt weiter gehen und nur noch 28 Zoll anbieten mit bis zu 50-622 großen Reifen da sich der Rooter und der Finder doch sehr ähnlich sind. Und für den Finder ist die 27,5 Zoll Größe ideal.
Ich stimme Wolfgang zu: für den Speedster ist die zusätzliche Option prima. Hochwertige Gravel-Reifen lassen sich derzeit in 27,5 Zoll nicht mehr so einfach finden. Und bei schmäleren Reifen (30 – 40 mm) scheint mir im Übrigen ein 28er besser als ein 27,5er Reifen.
Kürzlich erlebt bei dem (nach eigener Werbung…) größten Fahrradhändler in BW: ich suchte neue 27,5 Zoll Gravel-Reifen. Auf die Frage, wo sich diese Reifen im Regal befinden, meinte der Mitarbeiter: diese Reifen gibt es nicht …. Habs ihm dann auf dem Smartphone gezeigt, das konnte er fast nicht glauben. Die 27,5 Zoll Reifen habe ich anschließend im Internet bestellt.
Das heißt für mich: Gravel-Mainstream ist 28 Zoll.
Trotz 3XL bleibe ich bei meinem VK10/Rooter weiterhin bei 26 Zoll. Conti hat mit dem eContact Plus in 55-559 immernoch den perfekten Reifen für mich im Sortiment und nach Rückfrage soll dieser auch noch länger Bestand haben, da er auch für Lasten-E-Bikes geeignet ist und diese oftmals (noch) auf 26 Zoll setzen. Bei einer Neuanschaffung würde ich jetzt allerdings auch auf 27,5 Zoll setzen.
ABER beim Speedster habt ihr mit 28 Zoll alles richtig gemacht. Ich stand letztes Jahr vor der Überlegung mir ein Speedster zu konfigurieren.
Es scheiterte daran, dass man den Speedster nicht in 28 Zoll konfigurieren konnte. Jetzt bin ich mittlerweile “fremdgegangen” und muss sagen, dass das schon etwas bereue. Die Stabilität von Velotraum und Individualität von Velotraum vermisse ich aktuell…
Und 2×12 wäre beim Speedster auch toll
@Patrick unterwegs
Unsere getunte 2×11-GRX-Schaltung bietet eine größere Bandbreite als 2×12, weswegen wir jene weiterhin einsetzen werden.
@Moritz
Das ist wohl an mir vorbeigegangen. Das ist aber ein gutes Argument
@Guido
Ganz so negativ sehe ich das im Bereich der 27,5 Bereifung noch nicht. Da gibt es immer noch genügend Auswahl.
An 2 nicht Velotraumrädern sind im Tubelessbetrieb die Reifen von Teravail im Betrieb. Zum einen der Washburn und der Rutland (27,5×2,1), es gibt also auch noch breite Bereifung. Sehr angenehm, es gibt zwei unterschiedliche Qualitäten im Angebot. Die leichten “lighgt and supple” und die etwas robusteren “Durable”. Vorne hat es dann die Leichtvariante und Hinten das robustere Modell, auch mein Finder ist so unterwegs. Ganz im Gegensatz zu anderen Reifen, perfekt dicht. Ich brauche nicht nachpumpen, ist fast besser als ein Reifen mit Schlauch.
Zugegeben, ist jetzt nichts für Schwaben ;-)
Bei den 26 Zoll Rädern wird es in der Zwischnzeit richtig schwierig etwas zu finden. An unseren Rädern sind Hinten im Moment ein Paar Schwalble Marahton Mondiale im Einsatz und Vorne noch die guten Almotion.
Aber wir haben im dunklen, kalten Keller noch ein paar Coronavorräte in 26 Zoll und breit.
Und manchmal leben totgesagte länger.
Ich dachte beim Lesen der jüngsten Velotraum-News zunächst an einen verfrühten Aprilscherz, dann an einen KI-generierten Fake, doch schnell wurde mir klar: diese Meldung ist wahr! Also Tabubruch, Frevel, Sakrileg gar?
Ebenso klar wurde mir beim Weiterlesen, dass die überzeugendsten Argumente FÜR und die besten Erfahrungen MIT einer essentiellen Produktkomponente spätestens dann nicht mehr viel wert sind, wenn diese mit der Macht des Faktischen, der Marktrealität, konfrontiert werden.
Damit wenden wir uns schon ganz geschwind auch den aktuellen politischen Themen zu. Hat doch nicht nur eine Partei jüngst verlauten lassen, im Falle eines Wahlsiegs das 26”-Reifenformat wiederbeleben zu wollen! Da bin ich nun schon arg gespannt und hoffe auf viele bunte Spekulationen und würzige Kommentare im weiteren Blogverlauf.
Den Sakrileg haben die Tempelwächter in Weil der Stadt selbst begangen, scheinbar ohne Not. Sei’s drum, das ist ihr gutes Recht. Die Qualität ihres Modellkonzepts stützt sich zum Glück nicht nur auf die eine Säule namens “schiere Laufradgröße”. Denn dass gerade hier eine Vielzahl anderer Faktoren eine wichtige Rolle spielen, konnte man in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder eindrucksvoll erfahren. Velotraum wird – ungeachtet der zukünftig angebotenen bzw. verfügbaren Laufradoptionen – seinen zukunftsorientierten und wertvoll-pragmatischen Prinzipien treu bleiben, dessen bin ich mir sicher.
Und, wer weiß, vielleicht erlebe ich ja noch das Velotraum-Modell mit 44-635er Bereifung, den “Dutcher” ;-)