Mit einer für IT-Projekte minimalen Verspätung und der ebenso obligatorischen Teillösung geht nun der Velotraum-Konfigurator an den Start.
Auch wenn noch nicht alles fertig und vollständig ist, wir sind mächtig stolz auf das Erreichte. Auf den ersten Blick ist vielleicht schwer erkennbar, auf was genau wir da so stolz sind, doch das sichtbare Resultat ist quasi nur das Gipfelkreuz eines Software-Gebirgsmassivs. IT-Fachleuten erzählen wir da nichts Neues…
Manch Außenstehender wird sich zudem die naheliegende Frage stellen, wozu braucht man – zumal als kleine Fahrradmanufaktur – ein Software-Bergmassiv, um Fahrräder zu bauen?
Vielfalt und Komplexität braucht Struktur, Steuerung und Klarheit
Am Anfang stand der aus heutiger Sicht naive Wunsch, dass mit der richtigen (passenden) Software komplexe Prozesse quasi per Mausklick beherrschbar werden. Zu einem gewissen Teil lässt sich so ein Wunsch sogar erfüllen, zumindest mit den richtigen Partnern und einem sehr langen Atem. Die Wunschvorstellung – kleines Unternehmen = kleine Softwarelösung – erwies sich aber als grandiose Illusion. Komplexe und individuelle Lösungen falten sich ratz-fatz zum Gebirgsmassiv auf.
Obwohl das Fahrrad ein vergleichsweise einfaches und überschaubares Produkt ist, müssen ganz schön viele, kleine und große Prozesse angestoßen und gesteuert werden, damit innerhalb von vier bis acht Wochen ein Fahrradunikat entstehen kann. Dazu gehören Zusammenstellung, Bestellungen, Materialbevorratung und Materialbeschaffung, Eigenfertigung und Fertigungen außer Haus, Ressourcenplanung… Klar, man kann einen solchen Prozess auch mit drei Dutzend Exceltabellen, zig Checklisten, Nerven-wie-breite-Nudeln und einem Elefantengedächtnis bewältigen. Haben wir jahrelang so gemacht, bis wir zur Erkenntnis gelangst sind, dass dies keine zukunftsorientierte Lösung ist. Seit einem knappen Jahr unterstützt uns eine neue Software (ERP) für die Warenwirtschaft und die Produktionssteuerung bei der Bewältigung dieser Aufgabe. Der Konfigurator ist nun der sichtbare Schlussstein und das dringend benötigte Auftrags- und Informationsportal.
Nerven- und Ressourcenschonung durch Plausibiltäts-Prüfung und Variantenlogik
Der Velotraum-Varianten-Konfigurator ist auf den ersten Blick ein simples und spartanisches Eingabefenster. Die schlanke Bedienoberfläche, der bewusste Verzicht auf Illustration durch Bilder, Dialogboxen, Animation der Wunschfarben usw. hat im Wesentlichen zwei Gründe:
- Ein animierter und geführter Konfigurator benötigt noch viel, viel mehr Datenpflege und bringt, zumindest für unsere Produktphilosophie, keinen wirklichen Nutzen. Nach über zwanzig Jahren Beratungspraxis wissen wir, dass selbst vergleichsweise gut informierte Kunde ohne persönliche Beratung und Reflexion schnell bei einer »unpassenden« Lösungen landen. Sprich ein Konfigurator kann, egal wie gut und detailliert er ist, nie einen guten Beratungsprozess ersetzen, aber unterstützen. Wirklichen Könnern und Kennern wiederum reichen die puren Informationen, was gibt’s, was geht und was kostet der Spaß.
- Der Velotraum-Konfigurator ist in erster Linie für unsere Partnerhändler als Auftrags- und Bestellwerkzeug gedacht. Für unsere Partner ist die Plausibilitätsüberprüfung und Variantenlogik eine sehr große Hilfe, um sich in den feinen Verästelungen unseres komplexen Produkts zurecht zu finden und konsistente und vollständige Aufträge zu erstellen. Denn selbst für einen profunden Kenner der Velotraum-Materie ist es unmöglich alle Wenn-Dann-Abhängigkeiten parat zu haben. In der Vergangenheit war die Hälfte aller Aufträge nur nach Rückfragen zu bearbeiten, ein Zeit- und Nervenfresser für alle Beteiligten (Velotraum > Händler > Kunde > neuer Sachverhalt > neuer Entscheidungsprozess > Kunde > Händler > Velotraum). Statt akribischem Unterlagenstudium und zäher Auftragsnachbearbeitung können sich unsere Händler in Zukunft noch mehr auf die so wichtige Beratungsarbeit konzentrieren.
»Shit in, Shit out« – von Möglichkeiten und Grenzen
Der Velotraum-Konfigurator hat zwar nur den spröden Charme eines Werkzeugs, aber selbst ein Laie erkennt, hier gibt es eine ziemlich einmalige konzeptionelle Struktur, Opulenz und Produkttiefe. Ehrlich gesagt waren wir selbst ganz baff, was da entstanden ist und welche Möglichkeiten (und auch Einschränkungen) sich in Zukunft damit ergeben werden.
Ein wichtiger und wesentlicher Aspekt ist, dass wir nun noch mehr Wahloptionen anbieten können, zumindest wenn dies sinnvoll und notwendig ist. Hier waren wir mit den gedruckten Unterlagen an die Grenzen einer lesbaren Darstellung gestoßen. Allerdings werden wir auch weiterhin sehr genau überlegen, welches Produkt den Weg in die Wahlmöglichkeiten findet. Denn neben der Relevanz-Hürde gibt es jetzt noch eine Daten-Pflege-Hürde. Schließlich müssen für jede neue Wahlmöglichkeit sogenannte Ausschlüsse gebildet werden. Diese, nun zweifache Hürde sehen wir durchaus positiv, denn sie zwingt zum gründlichen Abwägen.
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Gewinn ist die Aktualität hinsichtlich der Inhalte sowie den Auf-und Ab-Preisen. Zudem macht die Software keine Additions- und Subtraktionsfehler, weder im Positiven wie Negativen. Ebenfalls nicht zu verachten ist, dass der Auftrag bzw. die Auftragsbestätigung für alle Beteiligten lesbar ist. – Nicht nur der Chronist gehört zu den Zeitgenossen, die manchmal ihre eigene Handschrift nicht mehr entziffern können… Alles in Allem entsteht deutlich mehr Auftragsklarheit, von der wiederum alle am Prozess Beteiligten profitieren.
Wahrscheinlich einmalig in der Fahrradbranche ist die Besonderheit, dass die Daten des Online-Auftrags direkt in unserem ERP-System landen. Der Auftrag wird dort zwar manuell nochmals weiterbearbeitet, Übertragungsfehler sind aber an dieser Stelle ausgeschlossen. Die langjährige Erfahrung hat klar gezeigt, dass insbesondere beim Übertragen von handschriftlichen Aufträgen in die EDV immer wieder Fehler passiert sind. Und ein klitzekleiner Zahlendreher bei der RAL-Farben-Nummer hat z.B. gravierende Folgen… Solche Fehler können zwar auch bei der Erstellung des Auftrages passieren, die Erfahrung zeigt aber wiederum, dass solche Fehler weniger in der Auftragserfassung mit dem Kunden passieren, sondern im späteren Prozess.
Die Kehrseite von mehr Prozesskontrolle und Übersicht ist nicht nur der erhebliche Datenpflegeaufwand. Das gnadenlose Durchschlagen von selbst kleinsten Fehlern – shit-in-shit-out-Gesetz – verlangt eine gewissermaßen nicht-menschliche Perfektion und Präzision. Ein bisschen IT geht eben nicht – wenn Datenkrake, dann richtig. Nach einem knappen Jahr IT-Schwerpunkt wird man aber auch in dieser Hinsicht etwas entspannter und toleranter…
Lasst uns spielen – Tipps zur Bedienung des Konfigurators
- In erster Linie für Fahrrad-Profis. – Die Ausschlusskriterien verhindern zwar inkompatible Wahloptionen, bilden aber keine Vorauswahl, die nur noch kompatible Wahloptionen anzeigt. Durch diesen vereinfachten Aufbau lässt sich der Konfigurator schneller bedienen und auch der schon jetzt gewaltige Programmier- und Datenpflegeaufwand steigt für uns nicht ins uferlose. Ein weiterer Vorteil dieser Ausführung ist es, dass man immer die Gesamtschau aller Wahlmöglichkeiten hat, das schafft Übersicht und Inspiration.
- Die beste und optimale Darstellung wird mit dem Firefox-Browser erreicht.
- Fertig programmiert (mit Ausschluss-Kriterien) ist bis jetzt nur das »Velotraum-Konzept«
- Zum Loslegen einfach aufs Foto klicken.
- Dann die Verkaufsvariante (1 bis 10) wählen.
- Jetzt gilt es systematisch Feld für Feld durchzuarbeiten, die meisten »roten« Hinweise verschwinden von »alleine«, also ganz cool bleiben.
- Oben in der Mitte des Fensters wird stets der aktualisierte Preis angezeigt.
- Erst wenn alle roten Hinweise abgearbeitet sind, kommt man über »weiter« auf die nächste Seite zum Drucken.
- Die Fahrradzusammenstellung lässt sich drucken, aber nicht abspeichern und wieder aufrufen. Als PDF-Dokument ist die Zusammenstellung natürlich speicherbar, in den meisten Betriebssystemen geht dies innerhalb des Drucken-Dialogs.
An dieser Stelle ist dann Schluss für Verbraucher. Den Zugang in die nächste Ebene, die zum Auftrags-Feinschliff führt, gibt es nur für Velotraum-Partner.
PS.: Wir haben jetzt viel weniger Exceltabellen, die Nerven sind auf Spaghettini-Querschnitt geschrumpft und, äh – was wollte ich jetzt gleich noch schreiben…
Kommentare
Mich hat dieser Velokonfigurator nicht überzeugt. Nun über die Auswahllisten kann man sich streiten, mir gefallen sie nicht. Bei www.digitec.ch gibt eine sehr elegante Variante wie der Auswahlprozess gehandhabt werden kann (gut, es geht dort nicht um Fahrräder sondern um IT-Equipment).
Dass aber bei jedem Optionenwechsel die ganze Seite neu geladen werden muss zeugt nicht gerade von einer eleganten Seitenprogrammierung. Heutzutage werden die Seiten via AJAX dynamisch geupdated, das geht schneller und dann flackert der Bildschirm auch nicht beim Wechseln der Optionen.
Gruss aus Bern
Herzlichen Glückwunsch von mir zu diesem Meilenstein !!!
Sicher, man sieht nicht nur, welche Optionen ihr in eurem Baukasten habt, sondern, wer sich ein bißl auskennt, “sieht” auch gleich, was ihr nicht anbietet; aber trotzdem: es ist viel mehr möglich als “früher” bei velotraum. Ich freue mich sehr über die zum Teil sehr sinnvollen Ergänzungen.
Und klar könnt ihr nicht alle (“gängigen”) Komponenten am Lager haben, das haben auch die meisten größeren Baukasten-Anbieter nicht.
Dass noch Verbesserungen möglich sind, schreibst du ja selbst.
Ich finde, ein weiterer, sehr feiner, mutiger “Schritt” ist gemacht.
Und selbst ein interessierter Laie sieht auf einen Blick, hier werden tatsächlich die Räder ganz individuell für die einzelnen Kunden aufgebaut.
Wünsche euch viel Erfolg und Freude bei eurer weiteren Entwicklung !!
Erst mal Hut ab vor Eurer Leistung.
Ich bin selbst Systemadministrator und betreue Programme auf der Grundlage von ERP. Ich weiß, was ihr da für ein Monster bewältigt habt. Bei dem Konfigurator habt ihr ja, wie geschrieben, eher an den Fahrradprofi gedacht. Hier ist der Beratungsbedarf vielleicht nicht so hoch. Der Otto Normalkunde ist hier allerdings etwas überfordert. Dreh- und Angelpunkt muss immer die persönliche Beratung sein. Und da seid ihr vorbildlich. Der Konfigurator ist “nice to have” aber für den Fahrradkenner nicht unbedingt notwendig. Es lässt sich aber famos mit spielen. Für den Laien kommt zu wenig Information rüber. Hier ist die Beratung das A und O.
Also Respekt vor der Arbeit. Vielleicht kommt bei meiner Spielerei doch nochmal ein Velotraum raus. Man weiß ja nie ;-)
Gruß
Tom aus dem schönen Kraichgau
Mensch, ist das nicht ein bisschen zuviel Geschwafel, da oben. Muss das sein? Die sehr rudimentäre Benutzeroberfläche und sonstiges wirken in diesem Tool schon ziemlich unzeitgemäß. Hier wurde einfach ne Menge Geld gespart. Auch Oberflächenentwicklung kostet Geld, mehr sogar als die Funktionsentwicklung. Das ist alles.
“Die Ausschlusskriterien verhindern zwar inkompatible Wahloptionen, bilden aber keine Vorauswahl, die nur noch kompatible Wahloptionen anzeigt. Durch diesen vereinfachten Aufbau lässt sich der Konfigurator…”
“…aber selbst ein Laie erkennt, hier gibt es eine ziemlich einmalige konzeptionelle Struktur, Opulenz und Produkttiefe. Ehrlich gesagt waren wir selbst ganz baff, was da entstanden ist …”
Stefan Stiener: Schreiben Sie da gerade an Ihrer Doktorarbeit? Soviel verbale Verrenkung. Ja…ich bin da auch ganz baff :-) Ohh, la, la…
Da fehlt u.a. noch der dreiXL Rahmen?
Na, da hat sich in den vergangenen Tagen ja noch was getan am Konfigurator. Schön wäre, wenn für eine ausgewählte Option in einem Textfeld z.B. am Mauszeiger Erläuterungen aufgeführt werden. So ist z.B. auf Anhieb nicht zu erkennen, ob es sich bei einer gewählten Gabel um eine Stahl- oder Aluminiumgabel handelt. Hier können dann auch weitere Produktmerkmale für die das Listenfeld zu schmal ist, dargestellt werden. Ich habe aber auch ohne Konfigurator MEIN VELOTRAUM gefunden und steige jeden Tag mit Freude drauf.
@Benjamin,
der dreiXL ist drin. Allerdings muss man wissen, dass es sich bei der Größe dreiXL um einen VT900-Rahmen, bzw cross 7005 EX Plus handelt. Sobald das Rahmen-Modell VT900 ausgewählt wird, erscheint auch die Größe XXXL.
@Thilo,
danke für die Anregung. Dieses Infofeld zu den einzelnen Wahlmöglichkeiten war schon fester Bestandteil des Grundkonzepts. Fürs Erste haben wir aber dieses »nice-to-have« auf Eis gelegt, da der damit verbundene Datenpflegeaufwand für unserer Betriebsgröße im Moment nicht zu leisten ist. Aber Rom wurde ja schließlich auch nicht an einem Tag erbaut ;-)
Das ist mutig von Euch den offensichtlich noch in Entwicklung befindlichen Konfigurator schon öffentlich zugänglich zu machen. Aber sicher keine schlechte Idee wenn Ihr Anregungen und Verbesserungsvorschläge sucht.
Nur eine Frage: Heißt das jetzt, dass man demnächst bei Euch kein Rad mehr bestellen kann, das sich nicht im Konfigurator zusammenstellen lässt?
@ JanW,
es war auch bisher schon so, dass Sonderwünsche außerhalb unserer vielen, vielen Wahloptionen nur in sehr geringem Umfang möglich waren. Denn an jeder »Extra-Extra-Wurst« hängt ein mehr oder weniger großer Rattenschwanz an Arbeit, Kosten und Prozessunsicherheiten. Die »ohne«-Option bei vielen Wahlmöglichkeiten zeigt aber eine mögliche Lösung auf: Kunde besorgt sich sein Wunschteil und dieses wird von Velotraum (oder einem unserer Partner) eingebaut. Und für Fahrradvorstellungen, die sehr weit von unseren Vorschlägen entfernt sind, gibt es ja auch noch Rahmen und Gabel einzeln.
Meine Anmerkung kam daher, dass z.B. eine Konfiguration wie
VR-Nabe: “SONdelux SL, 32L, silber” mit Scheinwerfer: “ohne”
nicht machbar scheint. Wenn ich die Bilder zum auf Eurer Seite richtig sehe, gibt es da ein Kabel, aber Euer Konfigurator will nicht, dass ich da einen anderen Scheinwerfer anschliesse.
@ JanW,
ja, das ist alles richtig programmiert und so gewollt. Die Botschaft zwischen den Zeilen lautet: nur diese Kombination bietet nachweislich eine optimale Funktion. Aber natürlich lässt sich bei der manuellen Nachbearbeitung der Scheinwerfer aus dem Rad herausnehmen.
Hallo Vellotraum,
super Konfigurator, macht Spaß sich sein Radl zusammenzustellen. Die Sache mit dem Infofeld wäre für mich auch ein “nice-to-have”. Aber bei den Farben würde ich mir noch eine Visualisierung wünschen. Klar, man kann sich einen Ral-Fächer in einem Fenster öffnen, aber welche Logofarbe zu welcher Rahmenfarbe besonders gut passt, kann man halt nur an einer Simulation sehen. Könnte man das nicht sowieso auf eurer Seite irgendwo verwirklichen? So eine Illustration die ich per Mausklick färben kann, wäre eine sehr feine Sache.
@ Christian,
bei der Visualisierung der Rahmen- und Dekorfarbe haben wir eine recht charmante Idee in petto – allerdings können wir noch nicht absehen ob sie sich realisieren lässt.
Das mit der Visualisierung von Farben könnte hilfreich sein. Leider ist das mit der Kalibrierung der Farbdarstellung auf Computermonitoren (und Druckern) wirklich knifflig. Ohne Kalibrierung können leicht sehr andere Farben auf dem Bildschirm erscheinen. Wenn ein Kunde sich dann auf das verlässt was er am Monitor sieht sind (böse) Überraschungen vorprogrammiert.
…“vorprogrammiert” Hübsches Wortspiel :-)
Hallo,
wie nennt ich denn der Sattel, der auf dem VT Rahmen montiert ist, hier im Beispielbild ?
danke
@ Florian
das ist ein Fizik Rondine in olive/braun, in dieser Farbkomination nur bei Velotraum erhältlich