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Eurobike-Rückschau und die velotraum Ausstellungsräder

Vier Tage Ausnahmezustand, vier Tage, die alles von einem abverlangen, vier Tage Vollbad in einer immer noch faszinierenden Branche.

Einmal mehr wollten wir uns dem Wettbewerb stellen und uns neu verorten: wo stehen wir und wohin bewegt sich das Fahrrad bzw. die Fahrradbranche.

Denn nicht immer gehen die reelle und gesellschaftlich gelebte Fahrradkultur und die Vorstellungen der »Branche« in die gleiche Richtung… – wobei, die Fahrradbranche gibt es eh nicht.

Trotz des alles dominierenden E-Bikes und insgesamt rückläufiger Stückzahlen, präsentiert sich unsere Branche ein weiteres Mal vielfältig, vital und international. Nach unserer Wahrnehmung sind es freilich eher die kleinen und mittleren Fahrradschaffenden, welche interessante Weiterentwicklungen bzw. Neuheiten zeigen. Die ganz großen Spieler glänzen entweder durch Abwesenheit, oder fluten den Markt mit Neuheiten, die in der Summe dann doch wieder austauschbar erscheinen.

Das ist ein wenig schade ums Geld und die Ressourcen, denn wie gesagt, die Gesamtstückzahlen sind trotz E-Bike-Boom rückläufig. Die Eurobike-Schaffenden haben einmal mehr verschlafen, dass wohl größte (auch wirtschaftliche) Potential des Fahrrads zu besetzen, nämlich das Fahrrad als elementare Lösung unserer Mobiltätsbedürfnisse und den daraus resultierenden Herausforderungen. Das Thema Verkehrspoltik hat in Friedrichshafen trotz Wahljahr nicht stattgefunden, dafür das übliche Verkehrschaos. – Schade eigentlich.

Davon abgesehen ist unsere Messebilanz einmal mehr sehr positiv, insbesondere auf Grund der vielen guten Kontakte mit unseren Händlerpartnern, Lieferanten, Medienschaffenden und Kunden. Dazu gab’s eine Extraportion Bestätigung und Inspiration, so dass wir die Messe gestärkt, wenn auch auf dem Zahnfleisch verlassen haben ;-)

Apropos Zahnfleisch. – Die Rahmenbedingungen auf der Messe könnten wir uns deutlich angenehmer und professioneller vorstellen, denn statt einer locker-kultivierten und internationalen Leitmesse, entwickelt sich das Messe-drumherum immer mehr in Richtung Ballermann…

Noch unverständlicher ist für uns und viele weitere Aussteller der Schritt zu einem früheren Messe-Zeitpunkt (Anfang Juli) sowie einer reinen B2B Messe ohne Endkunden. »Wir« werden aber auch nicht gefragt, da bleiben die »Großkopfede« gerne unter sich und im Nachhinein kann jeder postulieren: ich hab von nix gewusst… Für uns wäre es in jedem Fall ein echter Verlust, wenn die Eurobike ihre im schwinden befindliche Leitmessen-Funktion weiter verlieren würde.

Unsere Ausstellungsräder

Eigentlich hätten wir auf den Messestand ein großes Schild stellen müssen: »ACHTUNG BAUSTELLE«. Denn die seit einem Jahr laufende Transformation, unser breit und tief gestaffeltes Sortiment in vier prägnante Fahrradwelten zu transformieren, ist noch in vollem Gange. Davon betroffen ist weniger die Hardware, denn die Technik/Fahrräder sind bereits im Ziel. Es geht vielmehr um unsere kommunikativen und administrativen Strukturen, wie die Homepage, das »Velotraum-Buch« und das ERP-System. Was für prächtige Herbst-/Winteraufgaben ;-)

KONZEPT

Das »Velotraum-Konzept«, welches ab 2018 nur noch »Konzept« heißen wird, ist nach nun 25 Jahren Evolution ein sehr ausgereiftes Produkt mit wenig Spielraum für relevante Innovationen, ein echter Klassiker eben.

Der Inbegriff des hochwertigen und unkomplizierten Gebrauchsrad’ ist dabei das »VK9«, wie unlängst vom ADFC Mitglieder-Magazin »Radwelt« ausprobiert und für sehr gut befunden. Solche zeitlosen Klassiker werden auch in Zukunft bei Velotraum eine Heimat haben.

Neue Impulse im Konzept setzt der SP300-Rahmen in den Ausstattungsvorschlägen VK3, VK5 und VK10. Die kompakte Geometrie und das Reifenformat 55 bis 60-584 eröffnen ein neues Fahrgefühl und andere Einsatzbereiche. Solche individuellen und geradlinigen »unplugged-Räder« werden wahrscheinlich in Zukunft selten werden, aber sicher von einer speziellen Kundenschaft weiter gewünscht sein.

SPEEDSTER

Mit drei Rädern war die Speedster-Welt dieses mal etwas überrepräsentiert auf dem Stand. Aber wir wollten sowohl den Klassiker zeigen (SP2) als auch die Verfeinerung (SP3) und natürlich die eigentliche Neuheit ;-)

Der «SP2« war in diesem Jahr die beliebteste Speedster-Variante, überwiegend in der Laufradgröße 26-Zoll. Kurzum, tot-gesagte Reifengrößen leben länger und Velotraum-Kunden sind in der Lage ihren Bedürfnissen zu folgen und nicht den Trends ;-)

Allerdings bekommt die nur 25 Millimeter größere 27,5-Zoll-Laufradgröße kräftig Zuwachs. Insbesondere im Format 48 bis 50-584 stehen nun gute Alltagsreifen und auch exquisite Sportreifen (tubeless) zur Verfügung. Hier im Bild ein »SP3« mit Rohloff-Nabe und dem neuen Panaracer GravelKing in 48-584. Ob man nun den Trend zu braunen Reifen-Flanken folgen mag – vor 15 Jahren waren wir froh, als die Reifen endlich uni-schwarz wurden… – darf jeder selbst entscheiden ;-)

FINDER

Beim Finder gibt es nichts grundlegend Neues, da hatten wir ja letztes Jahr einiges an Modellpflege betrieben, einzig die Gabel hat nun 15 Millimeter mehr Durchlauf bekommen. Das bietet mehr Platz für die Anything-Cage’ oder man kann vorne 3-Zoll Reifen fahren.

Bisher kaum von uns gezeigt – Finder mit einer Federgabel fürs richtig grobe Geläuf. Besonderheit an der Suntour-Gabel: es können feste Schutzbleche montiert werden und natürlich gibt es eine vom Lenker bedienbare Blockierfunktion. Generell wird es für den Finder in Zukunft noch mehr Reifenauswahl geben, sowohl hinsichtlich der Machart, als auch beim Format. Dazu passende Felgen und gleich zwei (!) Schutzblechgrößen. Und wer sich immer noch die Frage stellt, »was soll ich mit so einem Rad anfangen«, einfach mal hier rein schauen.

PEDELEC

Auch für 2018 halten wir an den beiden Prinzipien Naben- und Mittelmotor fest.

Einen echten Entwicklungssprung wird es beim Neodrive/Alber-System geben. Der neue »Z20-Motor« wird effizienter und belastbarer und somit auch für schwere Fahrer und/oder den Mittelgebirgseinsatz besser geeignet sein. Auch die Verkabelung und die Anschlüsse werden überarbeitet und es wird unterschiedlichste Displays geben. Unser Nabenmotor-Flagschiff, dass VK12E kombiniert ein wartungsarmes Piniongetriebe mit dem verschleißfreien und leisen Nabenmotor zu einem zwar gewichtigen, aber sehr kultivierten Pedelec.

Vor gut eineinhalb Jahren haben wir uns für das Steps 8000-System von Shimano entschieden. Schon damals hatten wir ein gutes Gefühl, aber dass wir damit so ins Schwarze treffen würden, war nicht vorherzusehen. Unter Brancheninsidern – ohne Bosch-Scheuklappen – gilt der Steps 8000 in der Summe aller Eigenschaften als die momentane Referenz, und wir setzen mit unseren individuellen Lösungen da noch eins oben drauf.
Wie zum Beispiel mit dem mausgrauen FD3E mit Rohloffnabe und im puristischen Abenteuer-Look. Das ist natürlich nur eine von vielen denkbaren Spielarten und Anwendungsbereiche für den E-Finder. Das Potential von Motor und Fahrradkonzept kennt fast keine Grenzen und bleibt, dank dem bewussten
Verzicht auf die unsägliche Akku-Integration, vergleichsweise rank und schlank ;-)

Ein Aspekt, der beim FD2E in der kleinsten Rahmengröße »S« nochmals an Bedeutung gewinnt. Denn der E-Finder kann nicht nur breit, stabil und verwegen. Mit dem grünen FD2E wollten wir vor allem drei Dinge zeigen: Der E-Finder passt auch für Menschen um die 1,65 Meter Körpergröße, es gibt für den E-Finder inzwischen auch alltags- und tourentaugliche Reifen im Format 57-584 und mit allem dran ist der E-Finder ein geniales Pendlerfahrrad. Ach ja, dass Gewicht von 20,7 Kilogramm, – ganz ohne Leichtbaukniffs – ist auch nicht zu verachten ;-)

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