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Kirgistan – unendlich schön und anstrengend

Velotraum Markenbotschafter Jakob Tepler nimmt uns mit auf abenteuerliche Strecken in Kirgistan.

Dabei scheut der junge Globetrotter keinen Herausforderung: »Der kleinste der 14 Gänge meiner Rohloff-Schaltung ist über 2 Tage mein bester Freund und weicht mir nicht von der Seite« ;-)

Kirgistan – unfassbar schön, ebenso anstrengend

Von Jakob Tepler

Bereits während meines ersten Besuchs in Kirgistan, auf dem Weg nach Kasachstan, habe ich dieses Urteil gefällt: Kirgistan ist unendlich schön, die Landschaft ist wirklich beeindruckend aber der Preis den man dafür zahlt sind eben auch sehr anstrengende Touren, steile Bergpässe, oder endlose Schotterstraßen. Kurz gefasst: entweder geht es in Kirgistan bergauf oder die Straßenqualität ist furchtbar. Oder beides. Bei meiner vorerst letzten Etappe hier sollte sich das bestätigen und um zwei weitere Faktoren ergänzen: Zeitdruck und Kälte. Es ist mittlerweile Oktober hier und das bedeutet, dass langsam der Winter einzieht und meine 60 Tage visafreie Aufenthalts-Zeit bald vorbei ist. Von der Hauptstadt Bishkek im Nordwesten des Landes geht es ca. 550 Kilometer Richtung Südwesten mit dem Ziel Usbekistan. Hier möchte ich überwintern. Ich denke Usbekistan ist noch das „wärmste“ Land in Zentralasien und darauf freue ich mich. Mir stehen mehrere Routen und mehrere Grenzübergänge zur Auswahl. Einen Teil der ersten Option bin ich auf dem Hinweg bereits gefahren und ich möchte lieber neue Gegenden sehen. Die zweite Option führt teilweise durch die kasachische Steppe. Flachland ist einfach zu fahren aber bietet eben auch keine wirklichen Ausblicke. Ich fahre aber mit dem Fahrrad nun schon seit 2 Jahren in der Weltgeschichte umher weil ich Dinge sehen möchte. Deshalb entscheide ich mich für die dritte Option, die schönste Tour. In diesem Fall ist schön ein Synonym für viele Höhenmeter, hohe Pässe und die meisten Kilometer.

Der kleinste der 14 Gänge meiner Rohloff-Schaltung ist über 2 Tage mein bester Freund und weicht mir nicht von der Seite – bis zum Scheitel des Töö-Passes auf 3.180 Metern über dem Meeresspiegel. Das stimmt nicht ganz. Die letzten drei Kilometer darf ich nicht selber fahren laut Polizei. Vor dem Tunnel am Ende des Passes muss ich anhalten und mit einem Pferde-Transporter mit fahren. Dass es kein normaler LKW ist, sondern ein Pferde-Transporter, ist so typisch Kirgistan, dass es schon wieder lustig ist. Aus dem Tunnel heraus blicke ich über die schöne Abfahrt der Passstrasse ins Suusamyr-Tal. Tschüss erster Gang, hallo größere Übersetzung. Mit der typischen Post-Pass-Euphorie geht es die Abfahrt herunter und in den Sonnenuntergang. Pferde auf Wiesen und Berge, welche der Schnee zu erst weiß und die Sonne anschließend orange färbt. Herrlich. Für morgen steht wieder eine Tour über 3.000 Meter Höhe auf dem Plan, deshalb endet der Tag ziemlich bald nach Sonnenuntergang.

Durch einsame verschneite Landschaft fahre ich am nächsten Tag langsam aber stetig von 2200 Metern über Meeresspiegel wieder auf über 3100 hoch. Oben angekommen hat es eisige minus acht Grad Celsius. Auf der Abfahrt liegt teilweise Eis, teilweise Schnee. Ein guter Moment um meinen »wunderbar breiten« Reifen (Zitat Stefan Stiener ;) ) zu danken. Die Luftfeuchtigkeit meines Atems kondensiert in meinem Bart und gefriert anschließend. Allgemein kann man sagen: es wird unangenehm kalt in Kirgistan.

Meiner Erfahrung nach sind die Menschen umso gastfreundschaftlicher umso rauher die Natur beziehungsweise die Landschaft ist. Ein Beispiel dafür sind die kargen lebensfeindlichen Wüstenregionen in Südasien. Auf der 7-tägigen Tour von Bishkek zur Grenze Usbekistans liegen zwar keine Wüstendurchquerungen vor mir, aber kalte Höhenlagen, Schnee und Hochplateaus mit Gegenwind. Ich weiß nicht ob die Leute Mitleid mit mir haben oder interessiert sind oder beides aber ich werde mehrfach zum Abendessen oder zum Übernachten eingeladen, was ich bei den Temperaturen dankend annehme. Auch wenn die Landschaft hier sehr eindrucksvoll ist, so sind es trotzdem die Menschen mit denen ich in Kontakt komme, die mich am meisten auf dieser Reise beeindrucken. Ihre Geschichten, ihre Art zu leben, ihre Sichtweise auf die Welt. Darauf möchte ich aber in einem anderen Beitrag später umfangreich eingehen. Für diese Etappe bleibt zu sagen, dass es enorm fordernd war die ca. 550 Kilometer und 6.300 Höhenmeter unter Zeitdruck und bei diesen Temperaturen zu meistern. Für den Aufwand wurde ich doppelt belohnt und zwar mit Ausblicken die ich auf Fotos gebannt habe und Begegnungen mit Menschen, an die ich in vielen Jahren noch denken werde.

Beste Grüße aus Usbekistan
Jakob

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