Ohne Zweifel, die Welt ist groß und schön … Im Hier und Jetzt ist es aber auch nicht zu verachten, wenn die Auszeit vor der Haustür beginnen kann.
Dieses Privileg teilen mit dem Chronist fast alle »Verlierer auf dem Land« (FAZ 20.01.2019), allerdings nutzen es die wenigsten – Schade eigentlich bzw. Gott sei Dank ;-)
Vorweg, es hat den Chronisten richtig Überwindung gekostet, den Begriff Heimat in eine Überschrift zu packen … Dabei verbinde ich damit »nur« Glück, Dankbarkeit und eine Portion Demut, ob dieses Privilegs qua Geburt.
»Ich möchte am liebsten weg sein – und bleibe am liebsten hier«
Für die »Kleinen Fluchten« nehme ich gerne meinen zum »Finder« umfunktionierten »Pilger«. Nach dem Pedelec-Winter ist es ebenso schön wie notwendig, sich wieder der eigenen »Schwerkraft« auszusetzen, ohne das Vitamin »E« aus der Batterie ;-)
Eine Nordschwarzwaldtour wollte ich meiner erst zart sprießenden Frühjahrsform allerdings nicht zumuten, also mit MapOut kurz eine grobe Tour in Richtung Monbach- und Würmtal geplant.
Die 35 Kilometer lange Tour entpuppte sich als unglaublich abwechslungsreich und interessant. Die noch lichte Vegetation ermöglichte Ein- und Ausblicke, die in ein paar Wochen im Blättergedicht verschwinden und dennoch ist das Frühjahr bereits spür- und sichtbar. Obwohl direkt vor der Haustür gelegen, bin ich einige völlig neue Wege gefahren und habe unbekannte und meist wunderschöne Ecken entdeckt. Pittoreskes, um nicht zu sagen Hässliches, war auch dabei, gehört einfach dazu und schärft das Bewusstsein für die schönen Dinge. Zweieinhalb Stunden später war die heimische Haustür wieder erreicht – gefühlt war ich aber ganz, ganz, ganz weit weg … Sehr frei nach Wolf Biermann: »Ich möchte am liebsten weg sein und bleibe am liebsten hier« ;-)
- Antithese in der SZ: Zurück in die Provinz
Kommentare
Moin Herr Stiener, ich wohne seit 40 Jahren auf dem Land und es hat jahreszeitlich erhebliche Veränderungen, selbst wenn ich gleiche Strecken fahre, ist es oft Genuss und selbstverständlich ist es meine Heimat, da halte ich es mit Karl Kraus: “Das Vorurteil ist ein unentbehrlicher Hausknecht, der lästige Eindrücke von der Schwelle weist. Nur darf man sich von seinem Hausknecht nicht selber hinauswerfen lassen.” In diesem Sinne wünsche ich wunderschöne Frühlingsausfahrten!
Ich glaube das Problem was viele mit “Heimat” haben ist, dass die Bedeutung dieses Begriffes einerseits auf bestimmte bekannte Menschen und andereseits auf sehr unästetische Orte reduziert ist.
Meine “Heimat” Niedersachsen mit viel Massentierhaltung und Landwirdschaft schaue ich mir nicht so gerne an, dagegen den Schwarzwald schon eher.