Es ist doch immer wieder verblüffend, wie weit die Kilometerleistungen respektive die Nutzungsintensitäten von Kunden auseinander liegen können.
Velotraum-Fahrern wird zwar per se eine intensive Nutzung »unterstellt«, allerdings wissen wir aus unserer Werkstattpraxis, dass es auch Velotraumräder gibt, die in zehn Jahren nur knapp 1.000 Kilometer bewegt werden …
Manfred aus Ditzingen, gehört definitiv in die andere Kategorie. Nach 14 Jahren und 120.000 Kilometer hat er sein Konzept VK9 um einen Finder FD12 ergänzt. Sein kurzer Erfahrungsbericht war eigentlich für die Kundengalerie gemünzt, wir fanden jedoch: Das gehört auf die Blogseite – nicht nur wegen der vorbildlich-intensiven Fahrradnutzung und dem damit verbundenen positiven Effekt auf Gesellschaft und Umwelt. Aus Erfahrung wissen wir, dass so authentische und ehrliche Langzeiterfahrungen viele unserer Leser stark interessiert.
Hallo liebes Velotraum-Team,
ein neues Velotraumrad (27,5“ Finder FD1300 mit Pinion P1.18) folgt einem alten und bewährten Velotraumrad (26“ Cross 7005 EX II mit Rohloff Speedhub 14). Dazwischen liegen 14 Jahre und 120.000 Kilometer. Mein altes Rad darf jetzt etwas kürzer treten. Ich habe es als Pendlerrad ganzjährig genutzt und nie geschont. Es ist immer noch zuverlässig. Es war sozusagen das »Zweitauto«. Das neue Rad sollte noch etwas wartungsärmer sein. Daher der Wechsel auf den Riemenantrieb, welcher sich sehr gut mit dem Piniongetriebe kombinieren lässt. Insbesondere Kette und Kettenblätter benötigten viel Wartungsaufwand. Vieles hat sich bewährt (Reifen, Sattelstütze, Dynamo, Licht,..) und findet sich auch am neuen Rad wieder.
Anbei noch einige Daten zum alten Rad, was so alles im Laufe der Zeit verschliessen ist bzw. getauscht werden musste:
- 20× Ölwechsel
- 21× Kette getauscht (nun mit viel Erfahrung, was gute und schlechte Ketten sind)
- 12× Zahnkranz vorne
- 11× Ritzel hinten
- 16× Bremsbeläge für die Magura HS33 Felgenbremse
- 3× Hinterradfelge (Felgenbremse HSS33)
- 3× Vorderradfelge (Felgenbremse HSS33)
- 6 Satz Reifen (der Marathon Mondial Evolution hat am längsten durchgehalten)
- 3 Satz Spikereifen (Marathon Winter)
- 4× Tretlager getauscht (inklusive ein Bruch der Vierkantachse mit der Folge, dass die Kurbel getauscht werden musste). Inzwischen wir es schwierig, gute Tretlager mit Vierkantachse zu finden.
- 2× Pedale getauscht
Einziges Problem mit dem Rahmen war schon nach einem Jahr der Defekt der Gewinde am Exzentergehäuse, welcher durch einen Helicoil-Gewindeeinsatz behoben wurde. Danach war es perfekt. Aktuell hat der Rahmen jetzt auch am Oberrohr Korrosionstellen bekommen, welche ausgebessert werden müssen.
Viele Grüße aus Ditzingen
Manfred
Für einen Hersteller wie Velotraum ist eine solche Geschichte natürlich famos. Denn es ist schlicht fantastisch, wenn unsere Kunden ihre Fahrräder so intensiv nutzen und das Nachfolger-Fahrrad wieder ein Velotraum-Logo trägt. Dass selbst bei hochwertiger Technik (Rohloff, Magura, SON …) doch noch einiges an Verschleiß anfällt, schmälert diese »Erfolgsgeschichte« kein bisschen. Immerhin sind 14 Jahre und 120.000 Kilometer kein Pappenstiel, und das Konzept VK-9 ist weiterhin ein völlig gebrauchstüchtiges Fahrrad.
Damit erfüllen Velotraum-Fahrräder schon seit vielen Jahren, was die EU-Kommission aktuell fordert. Fast alle Produkte in der EU sollen haltbarer und einfacher zu reparieren sein, so Kommissionsvize Frans Timmermans: »Wir wollen, dass nachhaltige Produkte die Norm auf dem europäischen Markt werden.«
Diese Anforderungen sind für uns nichts Neues, sondern seit 30 Jahren Bestandteil der Velotraum-DNA ;-)
Kommentare
Das ist wirklich interessant; was mich wundert, ist der Verschleiß an Kettenblättern, auch in Relation zu den Ritzeln.
Auch würde mich interessieren, welche Ketten empfehlenswert sind, da ich meinen FD 12 auf Kette umgerüstet habe, nachdem der Riemen nur ca. 400 km gehalten hatte. Ich hoffe, dass Sie mehr Glück mit dem Riemen haben!
Hallo Berthold,
ich habe, weil es einfach weniger Aufwand war, die Kette länger gefahren als bis zur Verschleißgrenze. Mit der Folge, dass die Kettenblätter stärker verschlissen wurden. Die Kettenblätter für die Rohloff sind symmetrisch und wurden gedreht. Das hätte sicher noch optimiert werden können wenn man optimal an der Verschleißgrenze die Kette tauscht.
Bezüglich Kette bin ich in den letzten Jahren die von KMC E1 (davon gibt es jetzt einen Nachfolger) mit guter Erfahrung gefahren. Davor war es die HG90 (7/8) von Shimano bzw. am Anfang noch die von Rohloff. Beide gibt es leider nicht mehr. Danach auch andere Versionen von Shimano und Sram mit weniger guter Erfahrung. Daher ist aktuell meine Empfehlung die Kette von KMC (1-fach Ausführung).
Gab es ein besonderen Grund warum der Riemen bei Dir nicht gehalten hatte?
Hallo Manfred,
vielen Dank für die Info. Ich war mit dem Rad auf einer aufgewühlten Forststrasse im Harz unterwegs, da hatte sich zäher Schlamm in die Zwischenräume des Riemens gesetzt, und er ist mehrmals übergesprungen, und kurze Zeit später gerissen. Vielleicht haben auch kleine Steinchen , die von der Riemenscheibe in die Carbonfasern gepresst wurden, eine Rolle gespielt. Ich habe jetzt auch die KMC x1 und dazu die Longlife-Kettenblätter von Idworx, und bis jetzt nach circa 4000 km noch kaum Verschleiß. Im Internet gibt es ja viele Berichte von langer Lebensdauer des Riemens, aber auch einige gegenteilige. Ich habe es zwar nicht erlebt, könnte mir aber vorstellen, dass auch feuchter, pappiger Schnee von den Riemenscheiben immer fester gepresst wird, und dass das zum Überspringen führt.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir gute Fahrt und wäre gespannt, weitere Erfahrungen zu hören!
Viele Grüße von Berthold!
Hallo Manfred und Berthold,
ich habe beides: VK12E mit Pinion und Riemen sowie Finder mit Kettenschaltung. Der Riemen hat mittlerweile deutlich über 20.000km runter, davon circa 80% auf Waldwegen unterschiedlichster Qualität bei jedem Wetter, bis jetzt absolut ohne Probleme. Kürzlich habe ich den Riemen gedreht, ich schätze der hält noch mal 5000km.
Auf dem Finder habe ich die beste Erfahrung mit der KMC e11 EPT gemacht. Die letzte hatte 6000km bis zur Verschleißgrenze durchgehalten. Durch die EPT-Beschichtung bleibt die Kette auch im Wintereinsatz mit Streusalz und minimaler Pflege rostfrei und geschmeidig. Für Nabenschaltung oder Pinion wäre die entsprechende Kette die e101 EPT.
Viele Grüße aus dem Schönbuch
Uli
Mich erstaunt auch der Verschleiß. Ich habe zwar eine geringere Kilometerleistung, aber mein vorheriges Rad habe ich nach 70.000km verschrottet (da fuhr ich bereits 25.000km mit einem geschweißten, da zuvor angebrochenen Rahmen; das Rad wurde einige tausend km mit einem Anhänger gezogen, wobei wohl die Gesamtbelastung des Rades überschritten wurde). Meine Naben (Rohloff und SON) laufen aber im neuen Rad weiter (auch wieder mit HS33, Rohloff jetzt mit Riemen)! Allerdings hatte ich meine Vorderradfelge mit 50.000km und HS33 recht lange. Die Ketten haben stets um die 10.000km gehalten. Das Kettenblatt war nie gewechselt, das Ritzel nur 1x (Bremsbeläge und Reifen habe ich nicht gezählt; zuletzt fuhr ich 15.000km mit Marathon Plus). Ich fahre auch bei jedem Wetter und im Winter mit Spikes (und mehr als 7 Jahre stand das Rad täglich im Freien, da keine Unterstellmöglichkeit vorhanden war).
@ Manfred. Herzlichen Glueckwunsch zur Fahrleistung!
“Das Fahrrad als Lebensmittel!”
Verschleiß an Kette und Kettenblätter ist ein kontroverseres Thema insbesondere wenn man versucht dieses über Kilometerleistungen zu vergleichen. Kette und Kettenblätter lassen sich weit über die üblichen Grenzen fahren. Letztendlich ist eine Risikoabschätzung bezüglich eines Ausfalls und damit verbundenen Nutzungsausfall sowie die Ansprüche an das Laufverhalten. Beides war für mich ausschlaggeben die Wechselzeitpunkte zu setzen. Noch eine Anmerkung zur Laufleistung in km. Es gibt sehr viele Einflussfaktoren welche hier eine Rolle spielen und zu Unterscheide in der Laufleistungen in km führen. Die Unterschiede waren manchmal enorm bei identischen Komponenten. So war der Verschleiß an Bremsen, Felgen, Kette und Kettenblätter in Zeiträume mit vielen Regenfahrten und Schmutz deutlich höher. Auch lassen sich Wartung und Reinigung nicht immer optimal legen. Deshalb macht jeder hier seine eigenen Erfahrungen. Ich selber bin gespannt welche Erfahrungen ich mache mit dem Riemenantrieb. Es ist auch ein Ausprobieren von was Neuem.
So eine Laufleistung in diesem Zeitraum verdient großen Respekt. Die Wartungsübersicht ist sehr interessant.
Wenn man beide Fahrräder auf dem Foto vergleicht, haben sich die Ergonomieanpassungen bei dem ersten Fahrrad scheinbar bewährt und wurden bei dem neuen Fahrrad bestätigt.
Eine Kette ist oft schneller gewechselt, als gereinigt und nachgeölt. Da kann man ruhig den Aufwand gegenüber der Verwendung von kostengünstigen Ketten abwägen. Bei Verwendung einer Schaltung ohne Kettenspanner, kommt der Aufwand für die regelmäßige Nachstellung der Kettenspannung noch dazu.
Mein Schraubritzel an der Rohloffnabe schaut mittlerweile wie ein „Sägeblatt“ aus. Auf die Funktion der Schaltung und die Kraftübertragung, hat das keinen Einfluss. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls durch einen abgebrochenen Zahn, steig natürlich.
Ich habe an einem ähnlichen Fahrrad (HS33 + SON + Rohloff), mit überschaubarem Aufwand einen TSDZ2 Mittelmotor nachgerüstet. Das wäre eine Option, um das erste Fahrrad nachhaltig weiter zu verwenden.
@ Ingo: Apropos »Sägeblatt«, da habe ich mich doch gleich an diesen schon etwas älteren aber aufschlussreichen Artikel erinnert ;-)
Hallo Manfred,
Das ist wirklich mal ein interessanter Bericht.
Und das „Finder“ hat auch eine wunderschöne Farbe- für meinen Geschmack.
Was mich mal interessieren würde:
Sie haben nun eine direkte Vergleichsmöglichkeit zwischen Konzept 26“ und Finder 27,5“.
Gibt es da signifikante Unterschiede im Fahrverhalten (Wendigkeit etc…)?
Liebe Grüße
@Olaf, ja das Fahrverhalten ist anders. Allerdings kann ich nicht beurteilen ob es einen Unterschied gibt zum aktuellen Konzept 26“ da es bei mir um eine Version aus dem Modeljahr 2007 (Cross 7005 EX II ) handelt. Damals gab es nur 26“.
Ich habe beide Ränder letzten Monat immer mal mehrere Tagen abwechselnd hintereinander gefahren zur Arbeit (gleiche Stecke). Was mir positiv aufgefallen ist, dass das Finder 27.5“ ruhiger und leichter (zu mindestens gefühlt) läuft auch bei nicht asphaltierten Wegen obwohl ich bei beiden Räder den identischen Reifentyp fahre. Das kommt vermutlich von der Reifengröße 27,5“. Die Wendigkeit ist beim 26“ leicht höher. Das liegt am etwas kürzeren Rahmen und am etwas schmaleren Lenker welcher dort montiert ist. Ist aber nicht relevant für den Einsatz als Alltagsrad. Beide sind hierfür bestens geeignet. Für ein Reiserad ist das Finder 27.5“ vermutlich (habe es nicht ausprobiert) günstiger. Es ist hier schwierig zu differenzieren, wenn man länger fährt gewöhnt man sich an die Gegebenheiten.
Danke für das Kompliment zur Farbe. Ich gebe es weiter. Ich hatte hier eine kompetente Beratung ;-).
Habe zwar kein Velotraum, sondern ein TdS mit Pinion und Gates. Der erste Riemen hat 30’000 km gehalten. Nach knapp 20’000 km wurde er umgedreht, danach verrichtete er weiterhin klaglos seinen Dienst. Der neue Riemen – jetzt in rot – hat auch schon wieder 10’000 km auf dem Buckel.
Pinion und Gates – beßer gehts nimmer.
Inzwischen hat das neue Velotraum nach etwas mehr als einem Jahr die 10.000km erreicht. Bin immer noch begeistert vom Fahrrad. Es macht Spaß das Rade jeden Tag zu nutzen. Das Fahrrad lieft problemlos ohne technische Auffälligkeiten. Ich habe nur nach 8000km die Bremsbeläge am Hinterrad gestaucht. Ich habe das Rad auch in den Wintermonaten genutzt sofern es Glätte oder Schnee zugelassen haben. Bei winterlichen Straßenverhältnisse bin ich auf das alte Velotraum mit Spikereifen (Fahrrad zu wechseln ist deutliche einfacher als Reifenwechsel ) umgestiegen. Das läuft ja weiterhin gut.
Inzwischen kenne ich auch die Schwächen und Stärken des Riemenantriebs. Es geht nicht ohne Pflege. Die unterscheidet sich aber deutlich von der Kette (abgesehen von der Schmiere). So war es notwendig im Sommer bei Trockenheit und viel Staub regelmäßig nach 2-3 Tagen den Riemen mit einer Bürste zu reinigen: Der Staub hat dazu geführt, dass es zu starken Reibgeräuschen gekommen ist. Die waren deutlich unangenehmer als eine trockengelaufene Kette. Danach waren die Geräusche weg. Die Verwendung von diversen Riemensprays hatten darauf keine positive Wirkung. Der Sommer 2022 war ja lange sehr heiß und trocken und mein Arbeitsweg hat viele Schotterwege die ziemlich staubig waren. Das war dann etwas unschön. Allerdings war es dann umso angenehmer in den Monaten/Wochen mit viel Nässe und Schutz im Herbst und Frühjahr. Da bin ich wochenlang gefahren ohne irgendwas zu reinigen. Die Verschleißspuren am Riemen sind bisher nur minimal.
Wirklich schön, hier auch zu lesen, wie es weitergeht! Ich hab selber seit ~10 Jahren ein Velotraum VK09 XXXL. Dem Riemen hab ich damals nicht getraut, auch wegen der Rahmenöffnung hatte ich Zweifel. Sind weniger geworden, probiere sowas vielleicht demnächst mal. Meine Skepsis hatte auch etwas mit dem hier oft angesprochenen Verschleiß zu tun. Da gibt es sehr unterschiedliche Profile; ich trete mit 120Kg auch mal den einen oder andern Berg sportlich im Gelände rauf; wer da eher gleichmäßige Langstrecken mit vielleicht 70Kg Lebendgewicht absolviert, verbraucht wahrscheinlich ein Fünftel von dem, was ich an Ketten und Ritzeln verbrate. Die Verhältnisse zwischen den Zahnzahlen machen auch einen großen Unterschied für den Verschleiß. Und ich fürchte eben auch, dass ein solcher Rahmen bei meinem Fahrprofil zuviel Flex hat, um mit einem Riemen, der ja hohe Präzision und Steifheit für einen korrekten Lauf braucht, langfristig gut zu funktionieren. Insofern wären auch Gewicht und Fahrprofil interssant, wenn hier jemand seine Erfahrungen mitteilt. Zu Pflegeaufwand und Wetterverhältnissen wurde ja schon sehr schön viel erzählt. Das ist sehr hilfreich zum Einordnen, vielen Dank!
ich fahre seit 2015 VT1300 Pinion 18-Gang, mit Gates Riemen (vorne 32 zähne, hinten 26 zähne), mittlerweile 38’000km, wird oft für Touren mit Gepäck verwendet (meist ca. 2000km/Jahr vollgepackt, so zwischen 110-120kg schwer).
Riemen mit 25’000km gewechselt (war immer noch gut in Schuss, einzig geknarzt bei trockenheit/hitze im ersten Gang nach ca. 18’000km), der jetzige ist immer noch tiptopp. Auf die Nabe kommt’s aber drauf an. Folgende haben bei mir versagt mit Pinion:
- shimano xt (500km)
- Pinion H2R (15’000km)
Die DT Swiss 240 Single Speed funktioniert seither zuverlässig.