Sapperlot – da sind die Pasta-Gorillas doch erst gerade losgefahren und schon sind sie 50-Tage-weit entfernt.
Vor ein paar Tagen, dem Ziel Tokio rund 3.500 Kilometer näher, melden sich die Pasta-Goriila telefonisch bei uns. Sie wollten unsere Einschätzung hinsichtlich einer dickeren Übersetzung wissen: hinten 22 oder 24 Zähne statt 26 Zähne … Gorilla-Kräfte haben die Kerle ;-)
Als »Gegenleistung« – ein wenig stumpsen und schubsen brauchen auch Abenteurer – wünschten wir uns ein paar Bilder und Sätze für die Kundengalerie. Geliefert haben die Pasta-Goriila einen ausgewachsenen Bericht und ein gutes dutzend Bilder. Daher landet das Ganze nicht wie geplant in der Kundengalerie, sondern im Blog. Viel Spaß beim Lesen und anschauen.
Pasta- Gorillas – Weckruf der Instinkte
Trabzon ― 50 Tage und exakt 3645 Kilometer sind wir, Nico, Felix und Julian alias die Pasta-Gorillas, nun auf unseren Velotraum-Rädern unterwegs und grüßen mit einem herzhaften „Merhaba“ von der türkischen Schwarzmeerküste. Jeder Tag, jeder Meter, jedes Abenteuer ist ein kleines Mosaiksteinchen auf unserem Weg ins entfernte Japan und damit zu Olympia 2020. Viele Abenteuer und Geschichten wollen bis ins „Land des Lächelns“ noch erlebt und gemeistert werden, Kulturen und Menschen wollen gespürt und entdeckt werden. Wir sind aufnahmebereit wie ein ausgetrockneter Schwamm und die Räder scharren mit den Hufen, wie das Pferd eines Cowboys beim Rodeo. Hier wollen wir kurz den Beginn unserer Reise von Deutschland bis in unser Reiseland Nr. 9 Revue passieren lassen.
Ende April 2019 ging es endlich los, die Räder waren gepackt, die Vorfreude hatte ihren Siedepunkt erreicht und wir waren bereit für alle Pisten dieser Welt. Die intensive Zeit der Vorbereitung war abgeschlossen, Freunde und Familie wurden nochmals geherzt und verabschiedet, danach stiegen wir endgültig auf unsere VK12 – Expeditionsräder mit dem exotischen Ziel Tokio. Petrus machte uns in den ersten 4 Wochen unmissverständlich klar, wer ausserhalb der heimischen Komfortzone das letzte Wort hat. Die ersten 25 Tage mussten wir uns mit Dauerregen, Wind und kühlen Temperaturen arrangieren, ein erster Härtetest für Mensch und Technik.
Wie der legendäre Balkanexpress suchten auch wir unseren Weg von Deutschland in Richtung Istanbul. Erschlagen wurden wir allerdings nicht vom eher miserablen Wetter sondern von der enormen Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen. Tee, Eis, Brot, Käse oder einen selbstgebrannter Schnaps, entlang der Donau hatten die Menschen ein großes und unglaublich spendables Herz für uns und stets ein offenes Ohr für unsere Geschichten. Sobald unser Ziel „Tokio“ ins Spiel kam wurden die Augen größer und die Schnapsgläser ein weiteres Mal gefüllt, die Magie des Reisens spielt sich eben doch oft neben der Route ab.
Abends saßen wir, eingehüllt in allem was wir an Klamotten aus unseren Satteltaschen zaubern konnten, bibbernd an unseren Zeltplätzen irgendwo im Nirgendwo und realisierten nur peu a peu unser Glück so eine Reise wieder machen zu dürfen. 2015/2016 radelten wir als „Trio for Rio“ bereits von Deutschland über Alaska über die legendäre Panamericana bis an die weltberühmte Copacabana Brasiliens, über 31.000 Kilometer hatten wir bei unserer Rückkehr in den Beinen.
Nun geht es also in die andere Himmelsrichtung, die Instinkte sind nach 50 Tagen „Warmup“ aus ihrer Schlummerfunktion erwacht und wir saugen 24 Stunden am Tag neue Eindrücke, Bilder, Gerüche und Geschichten auf. Das Rad gepaart mit eigener Muskelkraft stellt dafür die perfekte Reisegeschwindigkeit, so werden alle Eindrücke gutverdaulich im Moment gelebt und verarbeitet. Über 20 Kilo restlos aufgefutterte Pasta sorgten bislang für einen stets gut gefüllten Kohlenhydrathaushalt, damit Körper und Geist optimal arbeiten können und wir unserem Namen gerecht werden. Egal ob Wasserschlangen beim baden, sintflutartige Regenfälle, rabiate türkische Minibusfahrer oder enorme Hitze im Landesinneren der Türkei, bislang haben wir doch jede Herausforderung gemeinsam erfolgreich meistern können. Wir geniessen die Ruhe in der Natur, freuen uns aber genauso auf all die offenherzigen Begegnungen und hoffen inständig die uns entgegengebrachte Herzlichkeit und Gastfreundschaft auf irgendeine Art und Weise im Laufe der Reise weitergeben zu können.
Wirklich kritisch wurde es eigentlich nur heute, zum 50zigsten Tag „on the Road“ haben wir uns ein türkisches Hamam inklusive Massage gegönnt. Ja, was sollen wir sagen, wir wurden windelweich geklopft, stöhnten laut auf und waren den Tränen nahe. Insgeheim wünschten wir uns im Moment des Schmerzes kurzfristig einen 15%igen Anstieg von über 17 Kilometern bei Gegenwind und 45 Grad im Schatten herbei, es war eine Erfahrung der besonderen Art. Gott sei Dank werden Wünsche aber nicht immer erhört.
Nun geht es immer tiefer ins Morgenland, die Räder freuen sich mindestens genauso wie wir selbst.
Viele Grüße,
Eure Pasta-Gorillas
Kommentare
Die Frage nach der Übersetzung suggeriert ja, dass auch beim P 1.18 nicht alles abgedeckt ist.
Da überlege ich für meinen in Gedanken entstehenden Finder die Kombination Rohloff plus Schlumpf-Getriebe; damit kommt man im Extremfall auf über 1300%; wenn ich später einen Neodrives-Hinterradnabenmotor nachrüsten sollte, würde ich das Schlumpf- Getriebe behalten, eventuell plus Shimano 1×11; und wäre beim Wirkungsgrad wohl immer noch besser als Pinion.
Hallo Berthold,
die Rechnung hinkt. Genau wie bei einer Kettenschaltung hätte man wenn man mehrere Gänge vor die Rohloff schaltet keine Verdopplung der Gänge, da es jede Menge Überlappungen gibt. Man verschiebt quasi nur ein Ende der Übersetzung nach um ein paar Prozent.
Gerade auf langen Reisen in unbekanntem Terrain würde ich allerdings lieber einen kleinen Gang mehr haben als einen großen. Denn mit viel Gepäck fährt man die großen eh nicht so oft und wenn dann eher bergab.
Hallo P.,
dass es Überschneidungen gäbe, ist mir schon klar; dennoch denke ich, wenn man die Übersetzungen so wählte, dass im häufigst genutzten Bereich die Rohloff in den oberen 7 Gängen operierte, und das Schlumpf-Getriebe im direkten Gang, man sowohl einen guten Wirkungsgrad als auch eine große Entfaltung erhielte, und man hätte immer noch die Option auf einen Alber- Hinterrad-Nabenmotor als auch auf einen Mittelmotor wie z. B. das Pendix-System.
Hallo Berthold,
Meine Erfahrungen mit Rohloff plus Schlumpf sind folgende.
Es gibt eine deutliche Zunahme von Übersetzungsbereich, aber geichwohl deutlich Mehrgewicht. Ich fahre mittlerweile wieder einen einfachen Kurbelsatz und bin mehr zufrieden als mit Schlumpf. Überleg Dir ob Du die Extragänge brauchst und wenn ja, vielleicht als zweifach Kurbelsatz?
P. und Volker,
nochmals vielen Dank für Eure Antworten. @ Volker: was fährst Du denn jetzt genau?
Bei mir wird es wohl auf Rohloff „einfach“ mit relativ kurzer Übersetzung (dicht an 2,0) hinauslaufen. Was mich noch interessieren würde, wäre, ob es für den Wirkungsgrad vom Schlumpf-Getriebe objektive Daten gibt- auf der Website Velotraum Classic steht: im direkten Gang 100%, sowie mit eingeschaltetem Getriebe 97%.
Viele Grüße
Berthold
Viele Grüße
Berthold
Berthold, nur zur Info: ich fahre aktuell 38/16=2.38. Auf Tour mit schwerem Gepäck auch mal 36/16=2.25 und damit komme ich quasi überall hoch (selbst bei 100km/1000HM Schnitt). Bei 38/16 kann man mit schnellem Trampeln 40kmh und mehr erreichen. Für mich reichts, wüßte nicht wozu ich das System verkomplizieren sollte.