Bereits während der strengen Shutdown-Phase hatten wir – Patricia und Stefan von Velotraum – uns eine Verschnauf-Woche nach den Pfingstferien verordnet.
Unsere Hoffnung zu diesem Zeitpunkt: Dass wenigstens die Campingplätze bis dahin wieder geöffnet sind …
Eine gute Entscheidung, denn zum einen waren wir im Juni überreif für eine Auszeit, und zum anderen waren so ziemlich alle Campingplätze ab Pfingsten ratz-fatz ausgebucht – wohl dem, der reserviert hatte. Also haben wir unseren Campingkram samt E-Finder zusammengepackt und sind nach Oberbayern gezuckelt, um dort in der Nähe von Waging unseren Campingplatz zu beziehen.
Mia san Mia
Dabei hat sich eine Befürchtung rasch bestätigt: Nicht nur an sonnigen Wochenenden sind die Region und speziell die Seen – trotz der Distanz zu München – tendenziell überlaufen. Auch unser sehr schöner Campingplatz direkt am See war komplett belegt, eine völlig neue Situation für uns Neben-und Spätsaison-Camper, und so stellte sich im ersten Moment ein gewisser »Dichtestress« bei uns ein. Frei nach dem Motto: Gleichgesinnte sind schön und gut, aber bitte nicht zu viele davon auf einem Haufen ;-)
So ist das halt mit den besonders schönen Ecken der Welt, man hat sie nicht für sich allein. Immerhin entschädigt das allgegenwärtige bajuwarische Mia-san-mia-Lebensgefühl, welches einen schon etwas neidisch werden lässt. Insbesondere wenn man aus einer pietistisch geprägten Ecke des Schwabenländle kommt. Aber nun gut, die Kirschen in Nachbars Garten sind immer roter und süßer – bassd scho ;-)
Freilich schaffte es das Mia-san-mia – inzwischen über den Fußball hinaus zu einem Synonym des bayrischen Selbstverständnisses geworden –, erstaunliche Widersprüche zusammen zu führen. Beispiel gefällig: Seit Ewigkeiten CSU-regiert – man denke da speziell an die Ober-Auto-Lobbyisten respektive Verkehrsminister der letzten Jahre – erfreut sich zumindest diese Urlaubsregion an einem Radstreckennetz, von dem unsere Heimatregion im Grün-regierten Ländle Lichtjahre entfernt ist ;-)
Vor knapp zehn Jahren hat mich die Region schon mal in ihren Bann gezogen, als ich auf dem Bodensee-Königsradweg hier durch gekommen bin, und dieses Gefühl bzw. diese Stimmung hat sich rasch wieder eingestellt.
Während wir uns am Tag der Ankunft nicht viel mehr als Baden, im Liegestuhl liegen, Schmökern, Essen und Schlafen für die nächsten sechs Tage vorstellen konnten – die zermürbende Liefersituation forderte ihren Tribut –, gewann am nächsten Morgen doch der Taten- und Entdeckungsdrang die Oberhand. Die klassische Seerunde um den Waginger-See haben wir uns freilich geschenkt (zu viele Gleichgesinnte). Dafür haben wir in alle Himmelsrichtungen herrliche Touren unternommen und uns überraschen lassen. Eine kleine Auswahl der vielen Eindrücke finden sich in der Bilderstrecke.
Resümee – Für eine entspannte Urlaubswoche mit wohldosierten Aktivitäten ist die Region geradezu ideal, zumal die Topografie keine großen Herausforderungen stellt. Speziell für erlebnisorientierte Radfahrer gibt es ein dichtes Netz an kleinen und nahezu verkehrsfreien Straßen, die den stark ländlich geprägten Raum erschließen. Dazu herrliche Badeseen, eine Vielzahl gastronomischer Angebote, vitale Orte und Salzburg ist auch nicht weit. Wir haben unsere Touren überwiegend selbst mit MapOut zusammengestellt, es gibt aber auch jede Menge Tourenvorschläge von Seiten der Tourismusregion.
Kommentare
Die Bilder vom Campingplatz könnten vom Gut Horn stammen, stimmt’s?
@ Guido: Stimmt fast ;-) es ist der Schwanenplatz gegenüber
Es gibt viele Gründe, warum meine Frau weder mit Zelt noch mit Wohnmobil auf einen Campingplatz möchte …. diese Bilder würden sie nurmehr bestätigen.
Radeln in Bayern ist wirklich ein Genuss. Man wird nahezu verwöhnt und kann es nicht fassen. Bei uns in Sachsen werden immerhin jedes Jahr gut 20 Kilometer Radweg gebaut. Da freut sich das Radlerherz ganz dolle drüber.
Nach den vielen Eindrücken bin ich auch gleich urlaubsreif.