Fahrradpolitische Themen liegen uns Veloträumern ja schon immer am Herzen – Losgelöst von Partei-ideologischen Grabenkämpfen oder lobbyistischem Rigorismus sind wir allein an Wirksamkeit interessiert.
Eine Wirksamkeit, die sich allein daran orientiert, den Alltag von Fahrradfahrern – insbesondere von Alltags- und Ganzjahresfahrern – sicherer und weniger herausfordernd zu machen.
»Hin zu« – statt »weg von«
Als Kleinunternehmer und Alltagsradler gibt es genügend Gründe, sich von der Politik fernzuhalten und ins allgemeine Lamentieren einzustimmen. Aber motzendes Stänkern ist wohlfeil und soooo einfach – ändert aber nichts. Daher setzen wir – abgesehen von gelegentlichen, ironischen Seitenhieben – mehr aufs Vorleben, Begeistern und nun auch aufs Mitwirken.
Velotraum ist seit der Eurobike ein Fördermitglied der AGFK. Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) ist ein Zusammenschluss von über unterschiedlichsten 70 Kommunen, die den Rad- und Fussverkehr voranbringen wollen. Die Fördermitglieder aus der Fahrradwirtschaft sollen dieses Gremium nun um unternehmerische und fahrradspezifische Facetten erweitern. Das erste Treffen findet im Frühjahr 2020 statt.
»Durch den Aufbau des Förderkreises Wirtschaft soll ein Dialog um die Zukunft unserer lokalen und regionalen Mobilität zwischen Wirtschaft, Institutionen und Politik entstehen und gefördert werden. Gesprächspartner sind neben Unternehmensvertretern Mitglieder der Landesregierung, Verbände, Institutionen, Landräte, Bürgermeister, Professoren und Zukunftsforscher. Aus dem Austausch sollen neue Projekte entstehen und umgesetzt werden, die den Zielen der AGFK-BW entsprechen.« [Quelle: AGFK-BW]
Für den Chronisten schließt sich hier gewissermaßen ein Interessenkreis. Denn schon im Architekturstudium war der Radfahrverkehr eines meiner Schwerpunktthemen im Bereich Städetbau. Während Städte wie Kopenhagen sich zu dieser Zeit schon auf den Weg gemacht haben, herrscht in Teilen des »Ländles« – insbesondere im kleinstädtischen und ländlichen Bereich – fast 40 Jahre später noch immer die Windschutzscheiben-Perspektive aus den 1980er-Jahren.
Radkongress Baden-Württemberg
Allerdings versucht Baden-Württemberg nun mit Sieben-Meilen-Stiefeln die Jahrzehnte langen Defizite aufzuholen und will zum Fahrrad-Muster-Ländle werden. Auf dem politisch prominent besetzten Radkongress Baden-Württemberg am 25. November in Kornwestheim war dieser Wille mit Händen zu greifen, auch wenn es noch viele dicke Bretter zu bohren gilt. So waren auf dem Kongress weder Vertreter aus Weil der Stadt noch aus meiner Heimatstadt – beides Kleinstädte mit rudimentärer Fahrradinfrastruktur – anwesend … Und damit ist auch der im Moment mächtigste Hebel (bzw. das Hindernis) hin zu mehr Radverkehr genannt: Die Kommunen – Nur wenn dort die Fahrradinfrastruktur Chefsache ist, bewegt sich was.
Im Moment habe ich noch keine Vorstellung davon, welche Impulse ich in so ein Gremium einbringen kann. Als Unternehmer tickt man schließlich ziemlich anders, aber ich lasse mich da gerne mal auf was »Neues« ein. Insgeheim erhoffe ich mir als AGFK-Fördermitglied tiefere Einblicke und mehr Verständnis, um damit an unserem Unternehmensstandort wie auch an meinen Wohnort etwas Nudging – von »Chef« zu »Chef« – in Sachen Fahrrad-Infrastruktur zu betreiben ;-)
- Die Vorträge sowie die Workshop,-Referenten und Moderatorenlisten gibt es unter diesem Link.
Kommentare
Prima !
Danke für euer sinnvolles Engagement !
Möget ihr erfolgreich sein !!
Möge eure Arbeit auch auf andere Bundesländer überschwappen.
Wie soll man diese “Kongress-Wunschkarte” verstehen. Typisches Politikergeschwurbel: fängt schon an mit dem “ländlichen Raum”, ehrlich gesagt, diese Person meint, auf dem Land. Weiter geht´s: wieso keine Nachfrageplanung? natürlich ist eine solche sinnvoll. Leute sollen “abgeholt” werden – manche unser Politiker wollen uns auch mitnehmen, einige sehen uns abgehängt; ja seid ihr die Lokomotiven oder was und wir die passiven Anhänger? Das Beste kommt zum Schluss: Defizite sollen “zeitnah aufgearbeitet” werden. Seit 8,5 Jahren hatte eine grün geführte Landesregierung Zeit, Defizite zu vermeiden. Mir schwant Böses in Erwartung einer zeitnahen Aufarbeitung des Klimawandels unter eurer “Führung”.
@ Stefan: Sie haben da offenbar einiges falsch verstanden.
-die Karten konnten die Teilnehmer ausfüllen und an die Wand hängen. Jeder konnte das, das sind keine Karten der Politiker.
-Nachfrageplanung ist am Anfang einer Umstellung nie sinnvoll. Da es keine Nachfrage gibt, muss man auch keine Radwege bauen. Deshalb macht man eine Angebotsplanung und stellt einfach Radwege zur Verfügung und dann finden sich Nutzer ein. Wenn man so weit ist wie in Kopenhagen, dann geht man zur Nachfrageplanung über.
-Es wurde schon einiges erreicht aber nicht überall. Die Städte sind sehr unterschiedlich. Was in 50 Jahren gebaut wurde, das baut man nicht in 5 Jahren um. Laien haben oft nicht den Hauch einer Ahnung, wie komplex und aufwändig allein die Planung einer Änderung in der Verkehrsinfrastruktur ist. Inzwischen wird auch das Personal zur Planung knapp.
Prima. Jeder, der hier ein wenig anschiebt ist könnte helfen.
Zu “zeitnaher Umsetzung” fällt mir sonst leider immer der seit etwa 2 Jahren immer wieder auftauchende Radschnellweg Ruhr rs1 ein. Geistert seit geraumer Zeit als Verkehrswende-Chimäre immer wieder durch die Medien. Leider sind von den geplanten 100 km nach wie vor gerade mal 13 km fertig, davon aber auch noch weniger als 1,5 km nach Radschnellweg-Standard.
Wünsche viel Erfolg!
Ich frage mich immer, wenn uns – bevorzugt aus der sozialistischen Ecke – die Politiker alle abholen wollen, wieso braucht man beleuchtete und asphaltierte Radwege quer durch den Wald (Böblingen-S)? Was man nicht mehr benötigt lehrt man uns – ganz klar – ist das Otto oder Diesel-Auto. Dafür misst man einfach den Staub, der ständig auf der Straße liegt und aufgewirbelt wird. Bei Dauerregen weist die Messstation am Neckartor gerade einmal 8 mygr/cbm Staub aus. Bei Trockenheit misst man Blödsinn. CO2, das essentielle Spurengas – wird flugs zum Schadgas erklärt und studierte Leute wie ich oder die Eike-Klimaforscher zu Leugnern. Dass von diesen Ideologen die Wissenschaft geleugnet wird und beginnend jetzt die Arbeitsplätze in der Automobilindustrie in D vernichtet und in China oder USA wieder aufgebaut werden- das kümmert diese (noch) staatlich versorgten Kümmerer nicht. Dass Velotraum ausgerechnet solchen Täuschern und Tricksern eine Plattform bietet? Reichen Euch Beamte und ÖD als Kunden? Nein Leute, Verbrenner sind die umwelt- und menschenfreundlichsten Fahrzeuge auf dem LAND und wenn man nicht arbeiten sprich was Transportieren muss das Fahrrad (März-Okt) in der Stadt. Mit Menschenfreundlichkeit hat es der Sozialismus nicht so, allein in D schon zweimal.
Hallo,
na ja, so langsam wird die Diskussion etwas unübersichtlich und weltanschaulich negativ aufgeladen ….
Ich meine, dass das Thema “Ausbau des Radverkehrs” von zwei Seiten beleuchtet werden muss. Zunächst nämlich von der Seite der Radfahrer: Ja, wenn man aktiv aufs Rad umsteigt, dann muss man das wollen, und zwar bei jedem Wetter. Für Schönwetter-Radler braucht man keinen massiven Ausbau von Radwegen. Zweitens braucht es aber auch Stadt- und Verkehrsplanung, will man eine gleichwertige Alternative zum Autoverkehr und zum öffentlichen Nahverkehr schaffen.
Insoweit begrüße ich den Vorstoß von Velotraum, sich hier einbringen zu wollen. Schön wäre es, wenn das Ganze dann einen sicht- und messbaren Erfolg hätte. Bin gespannt!
Henning meint, ich hätte einiges missverstanden. Mitnichten möchte ich entgegnen. Das Schlimme ist doch gerade, dass das mitlaufende medienangepasste Volk diese dämlichen Politiker-Termini übernimmt, wie “breit aufgestellt” und “nachhaltig” u.ä.. Von angelsächsischem “biking feeling” u.ä. ganz zu schweigen. Besinnt euch auf das Wesentliche, ich zumindest will radfahren aus vielen Gründen. Parteipolitisch lasse ich mich nicht einordnen. Die Einordnung von Anton genießt meinen vollen Respekt.
Die Akteure der AGFK sind vor allem die mit Radverkehrsthemen befassten Mitarbeiter in Stadtverwaltungen oder in einem Landkreis und ihre Chefs wie Bauamtsleiter und Baubürgermeister. Nicht abgehoben, sondern ziemlich basisnah.
Wenn man fürs Rad etwas vor Ort machen möchte, dann ist die AGFK der richtige Verbündete und insofern passt das gut mit Velotraum zusammen.
Die AGFK wurde übrigens noch unter der Ministerin Gönner CDU gegründet, damals nur zur Radverkehrsförderung, inzwischen gehört auch die Förderung des Fußverkehrs dazu.
Bisher war die AGFK sehr unidiologisch unterwegs. Inzwischen sprechen aber schon einige nicht mehr nur von Radverkehrsförderung, sondern von Verkehrswende und wenn man sich das Desaster der Energiewende anschaut (höchste Strompreise, Versorgungssicherheit gefährdet, Landschaft verschandelt und dann import von Atomstrom aus Frankreich und Kohlestrohm aus Polen) dann wünscht man sich so etwas für den Verkehr sicher nicht. Insofern kann ich einige Bedenken hier gut nachvollziehen, zumal auf der Veranstaltung auch eine Teilnemerin (Landesjugendbeirat) auf der Bühen war, die massiv für die Schikanierung der Autofahrer mit Verboten und Steuern eingetreten ist.
Dieselverbote sind schnell erlassen, das zweite Gleis der Gäubahn endlich wieder zu bauen dauert dagegen schon Jahrzehnte. So darf man mit den Menschen nicht umgehen. Wir Radfahrer sollten uns nicht von immer extremeren Umweltfanatikern und Kapitalismusabschaffern instrumentalisieren lassen sondern unsere Belange seriös vertreten und das kann auch mal ein paar Parkplätze kosten.