Etwas über 20 Jahre hat dieses Schätzchen sicher auf den dünnen Reifchen und soll nun für die nächste Generation fit gemacht werden.
Angeschleppt hat es die Tochter eines Stammkunden, die nun Papas alten Renner gerne etwas ertüchtigen lassen würde.
Der Velotraum-Chefin Patricia ist es im Übrigen zu verdanken, dass der Oldie überhaupt hier zu sehen ist (»das ist aber hübsch«), denn für den Rest der Mannschaft war das zunächst nix anderes als ein altes Rennrad – männliche Banausen halt ;-)
Ob hübsch oder nicht, sei mal dahin gestellt, aber es ist lebendige Velotraum-Geschichte und ein kleines Stück gelebte Nachhaltigkeit. Einige Jahre vor der Jahrtausendwende hat sich Kunde R. dieses Rädchen bei uns machen lassen. Die Rahmen haben wir damals noch von FORT-Frames aus Tschechien bezogen, die damals durchaus auf der Höhe der Zeit waren. Wie heute wurde das Rad dem Kunden mittels Messmaschine angepasst, die Komponenten individuell ausgesucht und alles hier vor Ort zusammengebaut, also da hat sich nichts Grundlegendes geändert. Ähnlich wie in einem guten Restaurant, da wird auch im digitalen Zeitalter weiterhin aus guten Zutaten und mit Hand was schmackhaftes zubereitet ;-)
Was zudem ins Auge sticht ist die unglaubliche Filigranität – das Rädchen ist geradezu durchsichtig. Neue Erkenntnisse, Materialen und Anwendungsbereiche haben dafür gesorgt, dass sich bei der Dimensionierung von Rahmen und Bereifung viel getan hat, sicher zum Leidwesen von manchem Retro-Fan. Für ein Rennrad waren damals schon 23 Millimeter breite Reifen das absolute Maximum, und klar, so ein Rad war damals ausschließlich für die Straße gedacht, die damals leerer und besser waren als heute. Die Gebrauchsspuren zeigen, dass der orangene Renner nicht nur in der Garage herumgestanden ist, sondern ordentlich im Einsatz war und die eine oder andere Blessur davon getragen hat.
Bei der Sanierung werden wir uns lediglich auf die Sicherheit und Funktion konzentrieren, wie z. B. eine bessere Übersetzung, neue Reifen, funktionierende STI-Hebel usw.. Die kosmetischen Blessuren bleiben dem Rad erhalten – sonst wäre ja die Patina weg. Wir sind gespannt ob es uns gelingt daraus tatsächlich ein Mehrgenerationen-Rad zu machen ;-)
Kommentare
Ja, warum denn nicht, nur weil das Velotraum Emblem schon blättert. Ich habe mich auch gefreut als meine Tochter meinen Renner (Koga Miyata mit Shimano 600er Schaltung) aus den 80er Jahren entdeckt und wieder fahrtüchtig gemacht hat. Auch wenn der regionale Händler beim erneuern des Lenkerband einen kleinen Stilbruch gemacht hat und die “Wäscheleinen” eingewickelt hat. Auch wenn es ihr ein wenig zu groß ist, nach wie vor fahrbereit. Ist übrigens auch sehr durchsichtig.
Und das neueste Projekt des ältesten Sohnes steht auch kurz vor dem Abschluss. Er hat ein Raleigh Fahrrad, das ich einmal aufgegabelt habe renoviert. Wenn das Internet nicht lügt, wohl aus den 50er Jahren. Mit einem Bremsgestänge und einer echten Felgenbremse, die auf der Innenseite der Felge bremst, denn es gibt keine Flanke an der Felge. Aber auch Früher war man bei der Namensgebung kreativ, ich bin mir nicht mehr sicher, aber der Name des ˋScheinwerfersˋ lautete Sonnenschein. Der Reflektor ist im inneren Bereich zusätzlich vergoldet, aber hat natürlich nur ein Birne. Hat funktioniert, ist aber in keiner Weise mit dem zu vergleichen was heute Standard ist. Früher halt, ich sehe schon wie meine Kinder mit den Augen rollen…
Kleine Korrektur zum obigen Kommentar, der Scheinwerfer hat einen noch viel schöneren Markennamen. Wer kann denn heute noch behaupten er hätte eine “Radsonne” am Rad.
Würde wohl als Name besser zu den heutigen Fahrradlampen passen, aber wer will seine Leuchte schon Funzel nennen.
Moin, ich bin schon neugierig was Ihr aus dem Retrorenner gemacht habt?
Gibt es da noch ein Bild vom Ergebnis?
Gruß aus dem Norden
Stephan
@ Stephan: Leider noch nichts, die Kunden weilt noch in der Entscheidungsfindung ;-)
Bei der genaueren Begutachtung hat sich herausgestellt, dass deutlich mehr getauscht werden müsste …
Es bleibt also spannend mit diesem hübschen Oldie. :-)