Ein kleiner Schritt zurück. – Leider wird es die Velotraum-Stahlgabeln nicht mehr in der sogenannten Direktkontakt-Ausführung geben.
Unser langjähriger taiwanesischer Gabelhersteller hat die weitere Produktion der Direktkontakt-Ausführung quasi »verweigert«, da die Herstellung zu aufwändig und zu teuer geworden ist.
Wir haben zwar versucht die Gabel bei zwei anderen Herstellern produzieren zu lassen, aber beide Hersteller waren nicht in der Lage, die geforderte Velotraum-spezifische Belastbarkeit umzusetzen.
Einfaches Prinzip, komplexe Anforderungen
Nie hätten wir gedacht, dass es so schwierig ist, für eine »einfache« Unicrown-Gabel – deren Dimensionierung zudem bekannt war – einen neuen Produzenten zu finden. Aber entweder scheiterte es an der Verarbeitung der, für die Direkt-Kontaktierung notwendigen Edelstahlausfallenden, oder die verschiedenen Belastungstests in Deutschland wurden nicht bestanden. Allerdings muss unsere Gabel auch einen Extremtest für ein Systemgewicht von 180 Kilogramm und einen Scheibenbremsen-Durchmesser von 203 Millimeter bestehen. Das ist weit jenseits der normalen Anforderungen und offensichtlich nur zu meistern, wenn alle Parameter bei der Verarbeitung und Dimensionierung ideal aufeinander abgestimmt sind.
So wurden Muster um Muster gebaut, hier in Deutschland bei EFBe getestet, allerdings immer ohne befriedigendes Ergebnis. Inzwischen schmolzen unsere Stahlgabel-Bestände dahin und irgendwann mussten wir einen Schlussstrich ziehen. Da wir der hohen Belastbarkeit und Sicherheit – bisher noch kein einziger Garantiefall bei den Stahlgabeln – die höchste Priorität einräumen, lassen wir die Stahlgabel weiterhin beim bisherigen Hersteller produzieren, allerdings wieder mit »normalen« Feinguss-Ausfallenden.
Eine äußere und somit sichtbare Verlegung des Lichtkabels wäre aber ein zu großer Rückschritt gewesen, daher haben wir uns für die Verlegung des Lichtkabels etwas einfallen lassen. Durch ein Langloch, oberhalb der fertigungstechnisch notwendigen Entlüftungsbohrung, verschwindet das Lichtkabel im Inneren der Gabelscheiden, völlig unabhängig vom verwendeten Nabendynamo oder Scheinwerfer. Sicherlich nicht so elegant wie die Direktkontaktlösung – die allerdings auch nur mit einem SON-Nabendynamos möglich ist – aber allemal schöner als ein außen geführtes Lichkabel. Ein echter Vorteil ist, dass das Lichtkabel bei Shimano- und Shutter-Nabendynamos ohne den bisherigen Direktkontakt-Aufpreis (29,00) in den Gabelscheiden verschwindet.
Die Velotraum-Alugabel (vom gleichen Hersteller) ist von dieser Problematik in keinster Weise betroffen, hier wird die smarte Direktkontakt-Lösung weiterhin der Standard bleiben.
Fazit und Lehre
Sobald man die etablierten Branchenstandards verlässt, sei es hinsichtlich der Verarbeitung oder der Belastbarkeit, potenziert sich der Aufwand. Die Fallhöhe, also die Gefahr zu scheitern, nimmt erheblich zu und manchmal muss man eben zurück aufs Machbare, auch wenn es einen noch so wurmt….
Kommentare
Vor einigen Jahren hatte ich mal Kontaktprobleme am SON-Nabendynamo mit ausgeleierten Steckern. Das war etwas lästig, da ich die Fehlerursache nicht sofort gefunden hatte, wie so oft beim Fahrrad-Licht. Da die SON-Stecker recht groß und robust ausgelegt sind, war das Nachbiegen mit dem Leatherman aber kein Problem.
Beim Reiserad finde ich eine Systemintegration, also eine Abweichung vom Fahrrad-Standart, nur bei massiven Vorteilen gut, da sonst die Ersatzteilversorgung unterwegs erschwert wird. Der Tretlagerexzenter bei Nabenschaltungsrädern macht wirklich Sinn. Magura-Firmtech-Bremsen sind zwar leicht und sehen schön aus, sind im Ausland aber völlig unbekannt.
Eine moderne Fahrradlichtanlage mit Nabendynamo, Diodenscheinwerfer und -rücklicht, zweiadriger Verkabelung und verlöteten Kontakten zwischen zwei Kabelnenden macht nur noch selten Probleme. Das war vor 20 Jahren noch anders.
Hallo Velotraum!
Das verstehe ich nun aber gar nicht. Diese SL-Gabel aus den genannten Gründen einfach aus dem Programm zu nehmen, finde ich eine falsche Lösung. Wenn sich diese Ausführung unter den bis dato geltenden Rahmenbdingungen nicht mehr produzieren lässt, kann man auch die Rahmenbedingungen mal anpassen und nicht gleich das Produkt selbst killen. Wenn die Produktion sich für den Hersteller nicht rechnet, muss man eben den Preis anpassen, dem Hersteller entgegenkommen. Die SL-Lösung ist unschlagbar und ob die Gabel ein paar Euro mehr kostet, macht doch in der Gesamtpreisbetrachtung eines Rades keinen gravierenden Unterschied. So die SL-SON28 auszubooten, finde ich falsch. Richtig ist: weiterhin SL anbieten, zu einem angemessenen Preis. Völlig unverständlich!
Hallo Ralf:
Bei der Vielfalt von Rädern und Fahrradkomponenten kann jeder für sich selbst entscheiden, welche Räder und Komponenten seine Bedürfnisse befriedigen. Egal, ob Reiseradler oder sonst wer.
Gibt es noch Restbestände?
@ Hans (zu 2),
»einfach« haben wir die Gabel nicht aus dem Programm genommen, sondern eineinhalb Jahre alles versucht, was uns möglich ist. Natürlich auch die pekuniäre Schiene, aber wenn Können oder Wollen nicht vorhanden sind, nützt alles Geld der Welt nix. Allerdings haben wir die Stahlgabel mit Direktkontakt noch nicht völlig aufgegeben, sondern arbeiten an einer neuen Lösung. Restbestände: für gute und treue Kunden findet sich immer ein Weg.
Herr Stiener, das verstehe ich nicht: Können ging ja; sonst hätte es die Gabel ja nicht gegeben. M.E. muss eine solche Gabel wieder in Ihr Programm – ohne Wenn und Aber.