Üblicherweise steht im Spätsommer die gemeinsame Tour mit Freunden auf dem Programm …
Leider wurde in diesem Jahr daraus nichts. Ich überlegte, ob meine Familie trotzdem fünf Tage auf mich verzichten kann und ob ich diese Zeit für mich allein durchstehen kann. Denn es ist verdammt viel Zeit vergangen, als ich noch allein gereist bin. Mit einem flauen Gefühl ging es deshalb nach Oranienburg und gleich nach den ersten Metern spritzte mir auch noch etwas Dichtmilch aus dem Reifen entgegen. Aber das moderne System des schlauchlosen Mantels funktionierte und ich konnte meine Fahrt auf dem Fontaneradweg fortsetzen. Erste Tourenradler in Oranienburg machten Lust auf mehr und ich freute mich auf das ein oder andere Gespräch unter Gleichgesinnten.
Diese Vorfreude war aber gänzlich umsonst, weil ich in den nächsten Tagen ziemlich allein in den Weiten der Mark Brandenburg unterwegs war. Oft durchquerte ich Orte, an denen ich nicht eine Menschenseele zu Gesicht bekam. Mit ausreichend Proviant und einem kleinen Kocher übersteht man aber auch längere Tagesabschnitte. Wenn man dann allein auf einer Bank in diese Ruhe hineinhört, fühlt man sich schnell frei und entspannt. Fast so wie eine alte nordfriesische Biermarke uns das immer suggeriert hat. Ganz nebenbei liest man sich regelmäßig in die Zeit von Friedrich dem Großen ein und folgt Theodor Fontane auf Schritt und Tritt. Wie Perlen reihen sich die Schlösser am Radweg entlang. Oft sind diese eng mit dem preußischem Königshaus verbandelt. Und von der Zucht von Seidenraupen auf Maulbeerbäumen hatte ich vorher auch noch nichts gehört. Kurzum, es waren sowohl für mich als auch für mein Velotraum ganz zauberhafte Stunden. Wir hoffen beide auf baldige Wiederholung.
Viele Grüße aus Dresden
Frank
Kommentare
Träumchen. Und mutig. Einfach gut. Gruss aus Chemnitz
Seidenraupen auf Maulbeerbäumen und Bisamratten im Freibad – das gibt es nur in der einsamen Wildnis Brandenburgs.
Danke für den kurzweiligen Bericht :-)
>>Diese Vorfreude war aber gänzlich umsonst
Ich würde sagen das kommt immer drauf an wo man unterwegs ist. Als ich im August von Passau nach Zittau entlang der tschechischen Grenze gefahren bin sah ich tagelang auch fast keine andere Radler. Letzte Woche nun war ich von Donaueschingen nach Passau entlang der Donau unterwegs und trotz der nicht optimalen Umstände hatte ich da sehr viele Gespräche mit anderen Radlern.