Simon K. – Mit dem velotraum durch die kolumbianischen Anden
Von Bogotá nach Bucaramanga
Am 16. Juli 2025 begann die Reise in Bogotá. Das Ziel war Bucaramanga, doch eigentlich ist diese Strecke nur ein Teil eines größeren Projekts: Mit dem velotraum Fahrrad von Kolumbien bis nach Ushuaia in Argentinien. Insgesamt wurden für diesen Abschnitt in sieben Wochen rund 1.200 Kilometer und 30.000 Höhenmeter zurückgelegt.
Bereits der erste Tag zeigte, wie anspruchsvoll die Anden sein können. Auf dem Weg nach Sopó führte ein Abschnitt durch knöcheltiefen Schlamm. Das schwer beladene Rad – 35 Kilogramm Gepäck verteilt auf vier Taschen, Lenkertasche und Rucksack – musste mühsam durch den Morast geschoben werden. Der Velotraum Finder, ausgestattet mit Rohloff-Schaltung, 27,5"-Laufrädern, breiten Schwalbe-Reifen und großer Bremsscheibe vorne, überstand diese Tortur unbeschadet. In einer Unterkunft, gefunden über eine App mit dem Namen iOverlander, konnte der gesamte Schmutz schließlich am nächsten Tag abgespritzt werden.
Die Route führte von Bogotá nach Zipaquirá mit seiner berühmten Salzkathedrale, weiter nach Nemocón, Guatavita, Manta und Villapinzón. Von dort ging es über Raquira und Villa de Leyva nach Arcabuco und anschließend über zahlreiche kleinere Orte bis nach El Cocuy. Hier bot sich die Gelegenheit, in der Sierra Nevada eine mehrtägige Wanderung zu unternehmen.
Die Landschaft war abwechslungsreich, ebenso das Wetter. Bis El Cocuy bewegten sich die Temperaturen um die 15 Grad, mit regelmäßigem Regen alle paar Tage – ideale Bedingungen für tägliche anstrengende Anstiege. Nach El Cocuy änderte sich das Bild. Richtung San Gil wurde es deutlich wärmer, trockener und sonniger, im Chicamocha-Canyon sogar bis zu 36 Grad.
Auf dem Weg von Raquira nach Villa de Leyva kam es zu einem weiteren Härtetest: Einsetzender Regen vermischte sich mit Tonerde, die sich zwischen Reifen und Schutzbleche klemmte und die Räder blockierte. Im strömenden Regen blieb nur eine Lösung: die Schutzbleche abzuschrauben, um überhaupt weiterzukommen. Dank der einfachen Demontage der Komponenten am velotraum-Rad aber kein allzu großes Problem.
Neben den Strapazen gab es viele belohnende Momente. Der eindrucksvollste war vermutlich die Abfahrt vom 4.100 Meter hohen Pass nach El Cocuy. Während es am Gipfel kalt, regnerisch und neblig war, öffnete sich beim Abstieg der Blick: Nebelschwaden zogen davon, und das Panorama des auf 2.900 Metern gelegenen Ortes breitete sich mit einem 180-Grad-Blick vor den Augen aus. Solche Szenen ließen die Mühen der Anstiege schnell vergessen.
Unterwegs waren es jedoch auch die Menschen, die diese Reise besonders machten. Mehrfach kam es zu Begegnungen, die in Erinnerung bleiben werden. Etwa die drei Kinder bei Villapinzón, die beim Schieben des Fahrrads durch den Schlamm halfen. Oder die Bäuerin auf 3.500 Metern Höhe, die spontan ein ganzes Mittagessen servierte und dafür kein Geld annahm, sondern nur ein paar Bocadillos als Gegengeschenk. Und schließlich ein Mann, der gleich an mehreren Orten wieder auftauchte und nicht nur Getränke ausgab, sondern auch einlud, in einer Tejo-Bar den Abend mit den Einheimischen zu verbringen. Die kolumbianische Gastfreundschaft zeigte sich überall.
Auch abseits des Fahrrads gab es prägende Erlebnisse. In Barichara etwa bot sich die Gelegenheit zu einer Wanderung nach Guane auf einem gepflasterten Weg aus dem 19. Jahrhundert, bei San Gil zu einem Paragliding-Flug über den Chicamocha-Canyon sowie zu einem Tag im Klettergarten. Jede dieser Pausen tat gut: Sie entlasteten den Körper, ermöglichten neue Perspektiven auf die Landschaft und machten die Reise abwechslungsreicher.
Ein fester Bestandteil des Alltags war die kolumbianische Küche. Besonders geschätzt wurden die „Jugos naturales en leche“ – Shakes aus frischen Früchten wie Mango, Mora oder Guanábana, die in fast jedem Dorf erhältlich sind. Hinzu kamen die allgegenwärtigen Tiendas mit Empanadas oder Snacks und die typischen Almuerzos: Reis, Yuca, Fleisch oder Ei, dazu etwas Salat. Einfach, günstig und nahrhaft.
Am Ende der sieben Wochen zeigte sich, dass die geplante Distanz nicht erreicht wurde. Doch die Erkenntnis war klar: In den Anden geht es weniger um Kilometer als um die Intensität des Erlebten. Die Anstiege sind härter, die Wege anspruchsvoller als in Europa, doch die Kombination aus Landschaft, Menschen und Kultur macht jede Mühe lohnenswert.
Der velotraum-Finder hat sich dabei als absolut verlässlicher Partner erwiesen. Trotz der Belastung durch Schotter, Steine und schwere Abfahrten blieb der Rahmen stabil, die breiten Reifen sorgten für Traktion auf Sand und Schotter, und die Übersetzung ermöglichte fast immer ein Vorankommen im Sattel. Besonders die große Bremsscheibe vorne war auf langen, steilen Abfahrten ein Segen.
So endete die Etappe in Bucaramanga – nicht mit dem Gefühl, nicht weit genug gekommen zu sein, sondern mit der Gewissheit, dass die Reise nicht in Zahlen zu messen ist. Es sind die Erlebnisse, Begegnungen und Ausblicke, die bleiben. Der Weg nach Ushuaia hat damit gerade erst begonnen.










Kontaktmöglichkeiten zu den Social Media Kanälen auf denen ich regelmäßig zu meiner Reise poste gibt es auf meiner Webseite: spokesandshoes.com
PS: Besonders die Rohloff-Schaltung war ein Hingucker. Viele Kolumbianer hielten sie zunächst für einen Motor. Die Erklärung, dass sich darin 14 Gänge verbergen und das Rad allein mit Muskelkraft angetrieben wird, sorgte immer wieder für Staunen und überraschte Gesichter.