Die Messe-Nachberichte in den aktuellen Fachmagazinen sind für Velotraum diesmal besonders erfreulich, aber auch Mahnung.
Erfreulich, da unsere Produkte und Inhalte trotz der eindrucksvollen und zahllosen Konkurrenz Beachtung finden. Mahnung dahingehend, dass die nächste Saison schon wieder zwei Monate näher gerückt ist.
Projektdruck statt Pedaldruck
Gefühlsmäßig ist der Sommer noch nicht so richtig vorbei und wenn’s mit der Radreise bisher nicht geklappt hat – wie beim Chronisten – bleiben vorerst nur die Reise-Ermutigung für andere.
Schließlich ist in zwei Monaten schon (wieder) Weihnachten und unsere zwei wunderbaren Großprojekte – Pilger und E-Velotraum – befinden sich in der unvermeidlichen Sisyphos-Phase. Geduldig räumen wir Hindernis um Hindernis aus dem Weg und versuchen Schritt für Schritt Klarheit und Verbindlichkeit zu schaffen.
Während es beim E-Velotraum mehr darum geht, das Albersystem in verschiedenen Abstimmungen zu fahren und mit Konkurrenz-Produkten zu vergleichen, sind beim Pilger die Baustellen mannigfaltiger: neuer Rahmen, neue Gabel und viele Sonderteile, für deren Bezug es noch keine eingespielte Hersteller-Infrastruktur gibt. Noch liegen wir gut im Zeitplan und erfahrungsgemäß flutscht es ab einem gewissen Zeitpunkt wie von selbst, man muss nur unablässig für genügend Nachdruck (statt Pedaldruck) sorgen ;-)
Ein erfolgreiches Jahr aber auch ein Seuchenjahr
Trotz des garstigen Frühjahrs, das in der Branche tiefe Spuren hinterlassen hat, können wir uns über einen zweistelligen Umsatzzuwachs freuen, trotz E-Bike-Boom und Laufradgrößen-Diskussion. Ob an der Laufradgrößen-Front wieder mehr Ruhe, respektive Vernunft, einkehren wird – wir geben die Hoffnung nicht auf, bzw. glauben an »Die Verbindlichkeit des Vorübergehenden« [Elena Esposito] ;-)
In jedem Fall und Gott sei Dank ist nun das mediale Neuheiten- und Aufmerksamkeitspotential aufgebraucht. Schließlich hat die Branche auch ohne die Aufblähung durch Scheininnovationen – wie Laufradgrößen-Unterschiede von 12,5 mm… – jede Menge Hausaufgaben zu erledigen. Ein Mehr an nachhaltiger Produktpflege, Qualitätssicherung und Zuverlässigkeit würde allen Beteiligten das Leben leichter machen und dringend benötigte Freiräume schaffen. Selbstredend bemühen wir uns nach Kräften, dass die teils massiven Probleme unbemerkt im Hintergrund gelöst werden, zumindest soweit das möglich ist. Und obwohl 2013 in dieser Hinsicht ein echtes Seuchenjahr war, ist uns das alles in allem ganz gut gelungen.
Presse > Poser > Pilger
Ein eindrückliches Lehrstück »wie-Medien-ticken« liefert so ganz nebenbei unser Fat-Tourenbike Pilger. Nicht nur »sex sells«, sondern auch jegliche Abweichung von der vermeintlichen Normalität, je extremer desto besser. Und mit dem Pilger bedienen wir dieses Medien-Gesetz aufs Beste. Keine Fachzeitschrift oder auch Fahrradblog (Zeit, FAZ, Spiegel, Süddeutsche…), in dem unser Pilger nicht vertreten war. Von Funk und Fernsehen ganz zu schweigen. Wir nehmen den Hype, verwundert, dankbar und nüchtern zur Kenntnis und werden auch weiterhin so Medien-untaugliche Entwicklungen vorantreiben, wie Rahmen mit unterschiedlichen Oberrohrlängen. – Darüber hat keine Sau auch nur eine Zeile geschrieben ;-)
Kommentare
Es ist ein Horror: es scheint, dass nun der Fahrradmarkt total durcheinander geraten wird. Ist es um den Euro mehr rollen zu lassen, dass nun auch noch neue Radgrössen auf den Markt kommen?? Hat das mit NACHHALTIGKEIT etwas zu tun? Bleiben da nicht die Radler welche längere Touren fahren (Osteuropa, Russland, Asien etc.) auf der Strecke? Es ist zum heulen! Es scheint auch in dieser Branche so zu sein, den Umsatz und Gewinn ständig zu steigern ohne sich der Problematik der Konsumenten bewusst zu sein. Genügt es nicht schon, dass z.B. die Rahmen nicht mehr gemufft werden (Kosteneinsparungen)….??
Hoffe, dass die Fahrradbranche zur Vernunft zurück kehren wird.
Ja, früher war alles besser!
O tempora, o mores!
Vanitas vanitatum et omnia vanitas…
Ach ja, die Nachhaltigkeit… Mir persönlich ist schon ein ostwestfälischer, gemuffter Stahlrahmen gebrochen, wohlgemerkt in der Muffe. Seit dem bin ich, was Haltbarkeit und Nachhaltigkeit solcher Rahmenbaukunst betrifft, kuriert. Der nächste Rahmen wird aus Aluminium geschweißt sein und wenn es das Geldsäckel zulässt, gerne auch von Velotraum.
Abgesehen davon, verkennt Herr Pinot leider die Tatsache, dass der gemeine Fernreiseradler für die großen Hersteller nur eine winzige Marktnische ist. Umso besser, wenn Velotraum-Rahmen bereits heute beide Radgrößen schlucken können. Das ist dann doch wirkliche Nachhaltigkeit.
Noch mal was ganz anderes: Der Chronist stellt ja immer wieder sehr schöne Bilder online, (z.B. Bild Nummer 3 in der zweiten Reihe dieses Beitrages) und auch in der Kundengalerie gibt es das ein oder Andere Kleinod, wäre es da nicht möglich solche Bilder als (Werbe-)Kalender herauszubringen? Quasi der Pinup-Kalender für Velo(traum)phile.
Hätte schon ein schönes Plätzchen dafür…
Kalender? Nö.
Wer einmal mit einem 29er relaxt über Feldwege gerollt ist, wollt nimmer zurück. Dass sich die Diskussion beruhigt stimmt insofern, als gewisse Hersteller schlicht keine 26er anbieten.
Aber immerhin, den Fatbike-trend scheint ihr nicht zu verschlafen … chapeau ;-) youtu.be/FXrg0lkEJ6k
es gibt ihn wirklich , einen der schon mal 29” Zoll gefahren hat und das gut findet… es gab schon öfter dumme Ideen in der Fahrradbranche(hat sich aber auch nicht durchgesetzt):
Noch vielen in Erinnerung sind Giuliano Calores Rekorde auf der Stilfserjochstraße. 1985 „schoss“ er in 27 Minuten und einer Sekunde ohne Lenker und Bremsen vom Stilfserjoch nach Prad. Im Jahr zuvor war er in einer Stunde und 37 Minuten von Prad aus auf das Joch geradelt, wobei er nur mit dem rechten Fuß in das Pedal trat.
‘Pilger’ – schon der Name ist geniale Vermarktung in diesen geistfernen Zeiten. Und dann diese Farbe… wen kann da der Medienhype ernsthaft überraschen? Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Immerhin, man braucht jede Menge (derzeit noch) Sonderteile, um solche Schlappen in ein Fahrrad zu integrieren (es lebe Surly- ist das eiogentlich batch-engeneering auf zweirad-schwäbisch?). Vermutlich braucht die Branche das alles, um mittelfristig 15-fach Cassetten am Hinterrad unterzubringen – und jede Wette: die wird es dann auch mit irgendeiner Begründung bei velotraum geben. In Kombination mit solargespeisten E-Motoren werden Weltumradlern dann auch so fette Reifen angepriesen werden. Noch so ein Zufall: 4,5 “ Reifen auf 559 Felgen dürften einen ähnlichen Außendurchmesser wie “29er” mit 2-2,5” Breite haben. Von wegen Reifenstreit oder 26”-Konzept. Was mir gefällt am ‘Pilger’ ist der aus der Not geborene Verzicht auf die ganzen Über-Getriebe etc. Und: endlich mal ein velotraum Rahmen ohne die optische Zumutung einer “Federgabel-korrigierten” Geometrie…es lebe der immerwährende Fortschritt in der globalen Überflussgesellschaft. Und klaro: ist allesallesalles voll nachhaltig und immer noch 100.000mal besser als Cayenne-fahren. Und bitte: Baut einen “Little Pilger” für 2-2,5” – ich hab dafür einen Namensvorschlag: Eremit! Das wird der Renner….
Ah! Ein offensichtlicher Fall von sublimiertem P…ilgerneid.