»Great Divide Mountainbike Route« – Eine der Traum-Fahrrad-Touren dieser Welt, längs durch die Rocky Mountains von Kanada bis Mexiko.
Die beiden Live-Reportagen-Profis Anita Burgholzer und Andreas Hübl, auch bekannt als nandita, haben mit zwei »Findern« die »Great Divide« gemeistert, hier schon mal ein kompakter Vorabbericht mit herrlichen Fotos …
Ab 2019 werden die charmanten Österreicher mit dieser Reise auf Vortragstour gehen. Selbstredend gibt es die Great-Divide-Reisereportage auch hier vor Ort zu erleben, geplanter Termin ist der 15. März 2019. Mehr und genaueres dazu, dann zum Jahresende ;-)
Great Divide Mountainbike Route
Der Plan
Drei Monate draußen sein, am Puls der Natur. Freiheit inhalieren, Velo-Träume leben. Im Sommer 2017 erfüllten wir uns mit der Bezwingung der „Great Divide Mountainbike Route“ einen lange gehegten Traum. Von der amerikanischen „Adventure Cycling Association“ als die längste „Off-Pavement-Route der Welt“ bezeichnet, sollte sie uns auf knapp 5.000 abenteuerlichen und teils sehr einsamen Kilometern von Jasper in Kanada bis Antelope Wells an die US-Mexikanische Grenze bringen – immer der transkontinentalen Wasserscheide der Rocky Mountains entlang.
Die Bikes
Etwa 90 % der „Great Divide MTB-Route“ verlaufen auf Schotterwegen und Trails bis in Höhen von fast 4.000 Metern. Deshalb wollten wir mit Rädern unterwegs sein, die auch abseits der Asphaltstraßen richtig Spaß machen und uns einen guten Kompromiss aus Fahrkomfort und Leichtlauf bieten. Unsere alten, klassischen 26-Zoll Weltreise-Tourer wären mit dem zu erwartenden Terrain ziemlich überfordert gewesen! Deshalb machten wir uns auf die Suche – und wurden bei VELOTRAUM rasch fündig. Vom Konzept des FINDER waren wir von Beginn an begeistert. Uns überzeugte die 27,5-Zoll-Plus Bereifung, eine sportlich-komfortable Rahmengeometrie und jede Menge Ösen und Gewinde zur Befestigung von Gepäckträgern, Flaschenhaltern und anderen Befestigungs-Systemen. Nach einer ersten Probefahrt stand fest: Der FINDER ist die erste Wahl für unser Vorhaben!
Die Ausrüstung
Wir hatten die Qual der Wahl: Klassisches Touren-Setup mit viel Volumen oder puristisches Bikepacking? Mit einem klassischen Packtaschen-Setup wird aus deinem Rad schnell ein träger Lastesel, welcher nur wenig Fahrspaß abseits des Asphalts bietet. Beim Bikepacking bleibt man hingegen leicht und agil, verliert jedoch massiv an Pack-Volumen und Flexibilität. Da wir aber oft für mehrere Tage autark sein mussten, eine recht üppige Fotoausrüstung mit dabei hatten und nicht auf vollwertige Lebensmittel verzichten wollten, entschieden wir uns schlussendlich für eine Hybridlösung: Bikepacking-Taschen von Apidura (Saddle Bag, Lenker-Rolle, Gas Tank), Salsa-Cages mit den dazugehörigen Packsäcken an der Vordergabel, sowie Ortliebs neue „Gravel Pack“ Taschen am hinteren Gepäckträger. Mit 53 Liter Volumen pro Person mussten wir auskommen. Ein Ansporn mehr, nur das Wesentlichste einzupacken!
Die Tour
Nach ein paar gemütlichen „Einradel-Tagen“ auf dem Icefields Parkway, einer der schönsten Fernstraßen der Welt, starten wir am 16. August voller Vorfreude und etwas nervös in unser neues Abenteuer. Hinter dem alten Banff Springs Hotel führt ein unscheinbarer Schotterweg hinein in die faszinierende Wildnis Kanadas. Die ersten Kilometer abseits des Asphalts fühlen sich dank unserer FINDER hervorragend an! Sanft bügeln die 2,8 Zoll breiten Reifen die kleinen Unebenheiten und den Schotter aus – ein riesiger Komfortgewinn im Vergleich zu unseren alten Reiserädern! Was uns auch sofort auffällt, ist der enorme Sicherheits-Gewinn in Kurven und bei rasanten Abfahrten – man fühlt sich fast wie auf Schienen! Voraussetzung für ein ausgewogenes Fahrverhalten ist auf jeden Fall der Luftdruck unserer 2,8 Zoll G-One Tubeless-Reifen von Schwalbe. Während wir auf Schotter mit etwa einem Bar fahren, pumpen wir bei längeren Asphalt-Passagen 1,5 bis 2 Bar in die Schlappen, was das Abrollverhalten erstaunlich positiv beeinflusst. Gerade auf Asphalt hätten wir das nicht erwartet. Der G-One ist zudem relativ leise und macht so selbst längere Straßenstücke zu einem Genuss. Doch wie bereits erwähnt, entfaltet der FINDER sein volles Potential erst abseits des Asphalts. Möglichkeiten, dies auszukosten, haben wir in den nächsten Wochen auf jeden Fall mehr als genügend.
Fast ausschließlich auf einsamen Forststraßen und einigen herausfordernden Trail-Passagen geht es in sieben Tagesetappen bis zur Grenze in die USA, wo wir aufgrund der verheerenden Waldbrände in Montana einige Umwege nehmen müssen. Nach einem Monat „Schönwetter-Radeln“ erreicht uns im Yellowstone Nationalpark schließlich ein viel zu früher Gruß des Winters. Gerade noch radeln wir im kurzen Shirt durch die Rauchwolken der mächtigen Waldfeuer in Montana, schon tragen wir alle Klamotten, die wir in den Taschen haben und kämpfen gegen den viel zu frühen Wintereinbruch in Idaho und Wyoming. Eine neue Herausforderung für unsere FINDER! Drei Wochen lang kämpfen wir mit Nassschnee, verschlammten Pisten und Regen. Viel Regen. Unsere FINDER stoßen teilweise an ihre Grenzen, was aber angesichts der teils miserablen Bedingungen kein Minuspunkt sein soll. Selbst mit einem ausgewachsenen Fatbike wäre hier oft Schluss gewesen!
Nach einigen spektakulären Passüberquerungen bei 30 Zentimeter Neuschnee und klirrend kalten Nächten mit gefrorenen Wasserflaschen, stellt sich langsam aber sicher wieder stabileres Wetter ein. Wir erleben einen grandiosen „Goldenen Herbst“ in Colorado und meistern extrem anspruchsvolle und einsame Passagen im Norden New Mexicos. Hier bewähren sich unsere Räder so gut, dass wir manchmal sogar ausgewachsene Geländewägen auf verblockten Felspassagen bergab überholen! „Awesome“, würde ein echter Ami sagen!
Freitag, 27. Oktober: Die „Great Divide Mountainbike Route“ endet schließlich in einer gottverlassenen Gegend, an einem gottverlassenen Grenzübergang inmitten der kargen Chihuahua-Wüste. All die Bilder der letzten Wochen kommen uns plötzlich in den Sinn: die dichten Wälder Kanadas, die unglaubliche Vielfalt der Natur, die ständig wechselnden Landschaften, eisig kalte Zeltnächte, gefrorene Wasserflaschen, Schlammpisten, die Zeit mit Bryan, Gordy, Elizabeth & Dave und all den anderen Menschen, die unseren Weg gekreuzt haben … Und unsere FINDER? Die haben sich bestens bewährt. Danke Velotraum!
Das Fazit
Der FINDER das perfekte Fahrrad für unser Off-Pavement Abenteuer durch die Rocky Mountains. Die mittelbreiten Reifen in sorgten für genügend Eigendämpfung sowie ein sehr komfortables und sicheres Fahrverhalten auf Schotter und einfachen Trails. Was besonders überrascht hat, war das gute Abrollverhalten auf Asphalt – richtiger Reifendruck vorausgesetzt. Technisch gesehen hatten wir auf den knapp 5.000 kaum nennenswerte Probleme, mal abgesehen von einem ausgefransten Schaltzug. Einzig das Tubeless-System hat uns nicht zu 100% überzeugt. Über die gesamte Strecke hatten wir regelmäßig mit massiven Druckverlusten zu kämpfen. Ein Problem, welches wir auch mit mehr Dichtmilch nicht in den Griff bekamen.
Dank der fundierten, individuellen Geometrie-Anpassung durch VELOTRAUM waren die Räder quasi auf uns „maßgeschneidert“ und bereiteten uns ein sehr angenehmes Radeln ohne große Verspannungen und eingeschlafene Körperteile. Wir können den FINDER uneingeschränkt allen weiterempfehlen, die ein zuverlässiges, flexibles Fahrrad für den Alltag oder die große Tour abseits des Asphalts suchen. Der einzige zu beachtende Punkt ist die schwierige Ersatzteilversorgung in Bezug auf Felgen und Reifen in fernen Ländern.
- Reisereportage in der Trekkingbike (jetzt mybike).
- Die Vortragstermine zur Great Divide gibt es hier.
Kommentare
Auf diese Art die Lanschaft der USA zu erkunden stelle ich mir aufregend vor! Hab den Bericht gerne durchgeforstet. Danke!
Die G-ONES machen mir an meinem Surly auch eine Menge Spass!
Zwei SEHR schöne bikes. Ich habe mir heute auch einen Finder bestellt, habe aber noch um einen Tag Zeit gebeten um die Farbe(n) auszuwählen. Darf ich nach Euren Farbkombinationen fragen?
@ Stefan: Es handelt sich um die Farben RAL-1027-matt (Andi) und und RAL-2000-matt (Anita).
Hinweis: Auf der Nandita-Homepage gibt es nun die ersten Vortragstermine.
Sehr schöne Route, haben die nördliche Hälfte mit unseren klassischen 26 Zoll Touren-Rädern gemacht, kein Problem… Siehe usa.bergophil.ch
Hallo! Super Artikel :) Ich plane die Route von Anfang August bis Mitte September zu fahren, allerdings nur von BANFF —> Denver, so ca. 3000km.
Muss ich auch zu dieser Zeit mit kalten Temperaturen rechnen? Auf welche Temperaturen würdet ihr euch einstellen?
Viele Grüße
Tilmann
@ Tilmann, klingt nach einem feinen Abenteuer!
Wie schon im Artikel geschrieben, hatten wir Mitte September im Yellowstone N.P. den ersten heftigen Wintereinbruch mit Schnee und Minusgraden. Bis dahin hatten wir durchwegs angenehme Temperaturen und wenig Niederschlag. Im August solltest du auf jeden Fall noch sommerliche bis spätsommerliche Bedingungen vorfinden, ab September ist dann alles möglich (aber nichts fix) :-)
Da du aber zwei Wochen vor uns an den Start gehst und Mitte September bereits in Denver bist, solltest du halbwegs safe sein. Ich würde mich trotzdem auf Nächte im einstelligen bis leichten Minustemperatur-Bereich einstellen, da ein Großteil der Route auf Höhen über 1.000m verläuft. Unsere erste Frost-Nacht hatten wir z.B. Anfang September am Upper Whitefish Lake auf ca. 1.200m, der Tag wurde dann wieder ganz angenehm.
Ah, gute Regenbekleidung würde ich auch mitbringen (auch wenn du sie vielleicht gar nicht bzw. nur selten brauchst) ;-)
Gute Reise,
Andi & Anita