Es gibt zwei neue Service-Angebote bei Velotraum: Beratung- und Werkstatt-Termine können nun 24/7 – rund um die Uhr – vereinbart werden.
Als permanent lernende Organisation haben wir uns bereits vor einem Jahr zum Ziel gesetzt, unseren persönlichen Service mit mehr digitalem Service zu kombinieren, jetzt geht es los.
Wer da zwischen digitalem und persönlichem Service einen gewissen Widerspruch ausmacht, dem sei versichert, uns ging es zunächst genau so. Denn eigentlich darf man erwarten, dass eine Marke wie Velotraum, die ein hochwertiges Produkt verkaufen möchte, einen ebensolchen Service bietet. Keine Sorge, das ist weiter unser Anspruch, dazu weiter unten mehr. Doch zunächst zu unseren beiden Terminportalen:
- Beratungstermin – Hier können Beratungstermine (ein oder zwei Stunden) verbindlich gebucht werden und zwar rund um die Uhr, und man ist als Kunde nicht mehr auf unsere Telefonzeiten angewiesen. Im Moment beschränken sich die Beratungszeiten noch auf die Öffnungszeiten der Ausstellung, geplant sind aber weitere ausgesuchte Angebote am Vormittag und Abend. Link: Beratungstermin.
- Werkstatt-Termin – Hier kann ein Werkstatt-Termin mit allen für uns notwendigen Informationen angemeldet werden. Telefonisch war das bisher ein ziemliches Gewürge … Entweder fehlten von Kundenseite die für uns relevanten Informationen, oder auf unserer Seite die Übersicht, was wann und wie möglich ist. Meist entstand eine ungute Mischung aus beidem … Link: Werkstatt-Termin.
Wer stört!? – Kunde als Störenfried
Die großen Organisationen/Firmen machen es vor: Der Dialog von Anbieter zu Kunde wird möglichst vermieden und durch Hotlines oder automatisierte Dialoge (Service-Bot) ersetzt, auch bei Problemen und komplexen Fragestellungen. Warum das so ist wird klar, wenn man sich das Wesen von gutem Service vergegenwärtigt:
»Service ist eine persönliche Beziehung, und die funktioniert nur auf Augenhöhe und beruht auf Gegenseitigkeit. Menschen, die das umsetzen können, werden hochgeschätzt und anerkannt sein, die also weder zu jenen gehören, die verächtlich auf ihre Kunden herabschauen noch sich gemein machen müssen mit allem, was diese fordern.« [Wolf Lotter, brand eins]
Dafür bedarf es einer gehörigen Portion an Können und Wollen und logisch, dass so ein Service gut bezahlt werden muss. Wie heißt es so schön: Guter Service kostet Geld, schlechter (billiger) Service kostet Nerven. Eine Tatsache, die wir kollektiv immer noch gerne verdrängen. Dazu kommt, dass wir ein – sagen wir mal – historisch belastetes Verhältnis zu der Wertschätzung von Service haben. Dienstbare Geister nannte man früher Menschen, die anderen die Arbeit abnahmen. Geisterhafte, unauffällige Existenzen, die weiter nicht auffielen wenn sie putzten, wuschen, kochten, bügelten usw.. Daraus wurde so nach und nach das Serviceversprechen der Jetztzeit – möglichst kostenlos – da irgendwo, irgendwie oder bei irgendjemandem bereits eingepreist …
Auch unsere Wahrnehmung für Serviceleistung ist wenig bzw. einseitig ausgeprägt und/oder er ist im Wandel – So erleben wir regelmäßig, wenn wir einem Kundenwunsch nach Rückruf entsprechen, dieser freudig-überrascht reagiert – Wenn’s nur immer so einfach wäre einen Kunden glücklich zu machen ;-)
Von dieser verzerrten Wahrnehmung sind wir bei Velotraum nicht ausgenommen. Auch wir haben erst nach einem längeren Brainstorming eine Vielzahl von vermeintlichen Selbstverständlichkeiten ausgemacht, die aber nichts anderes als Serviceleistungen sind. Es ist sogar so, dass ein erheblicher Anteil unserer Arbeit aus Serviceleistungen besteht. Dazu gehört unendlich viel Niederschwelliges – muss aber auch getan werden – und weniger Naheliegendes, wie dieser Artikel bzw. der Velotraum-Blog und unser Schlaues Buch.
Persönlicher Service
Digitalisieren bedeutet bei Velotraum daher nicht, den Kunden auf Distanz zu halten und auch noch die Arbeit machen zulassen … Ziel unserer digitalen »Tools«: Mehr Freiräume für Wesentliches, wie z. B. Beziehung und Persönliches. Denn, eine komplexe (Fahrrad)Welt schafft komplexe Fragestellungen, die nur im Kontext und persönlichem Dialog gelöst werden können. Daher bedeutet persönlicher Service für uns auch:
- … so gut wie möglich vermitteln, was man tut
- … Bedürfnisse verstehen
- … Wegweiser durch komplexe Angebote bieten
- … Barrieren zwischen Anbieter und Bedürfnissen beseitigen
- … Empathie
- … Lösungen für Problemketten
- … nicht dienen, sondern kooperieren
»Carpe diem« und »Memento mori«
Ein sinnstiftender und herausfordernder Anspruch mit stark vereinnahmenden Tendenzen und Burnout-Potenzial, also das Gegenteil von »Freiräumen«. Zumindest dann, wenn man es nicht mit einer nachhaltigen Work-Life-Integration kombiniert.
Work-Life-Integration?! – Für Menschen, die für Ihre Arbeit brennen sicherlich das passendere Mindset, wie die – Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps – eher separierende Work-Life-Balance, aber das ist sicherlich auch Ansichtssache.
Gemeinsam ist ihnen, dass die Lebenszeit unsere wertvollste und garantiert endliche Ressource ist. Damit müssen wir sorgfältig umgehen und genau überlegen, für wen und für was wir sie verwenden. Ohne Sinn, Ziele, Fokus und Prioritäten landen wir entweder im Hamsterrad aus ewig Dringlichem oder verweilen im Lauen und Beliebigem.
Sapperlot, da haben wir – passend zu den guten Vorsätzen des Jahreswechsel – doch mal wieder das Große-und-Ganze bemüht ;-)
In diesem Sinne ein glückliches und erfülltes Neues Jahr – Euer Velotraum-Team
Kommentare
24/7 – ich „alter Sack“ liebe ja das gute „alte Telefon” und die vertraute Stimme dahinter…
nun gut – oder vielleicht auch schlecht – die digitale Zukunft lässt sich diesbezüglich auch bei VELOTRAUM offensichtlich nicht aufhalten.
„Beschleunigung oder Entfremdung“ – Buchempfehlung dazu > Unverfügbarkeit von Hartmut Rosa <
Ein fundiertes Plädoyer für eine Gesellschaft, die der Verfügbarkeit der Welt Grenzen setzt ***
„Dieses Buch steckt voller treffender Zeitdiagnosen…
nach seiner Lektüre müssen wir uns von der Idee befreien, dass wir alles bekommen können…
und diese Einsicht ist ein Gewinn.“ > Dr. Marion Helen Stagars, CULTURAMA / KULTURASPEKTE
»Service ist eine persönliche Beziehung, und die funktioniert nur auf Augenhöhe
und beruht auf Gegenseitigkeit.“ > Stefan Stiener
Da nehme ich Euch auch in Zukunft beim Wort…
denn manche Reparaturen sind – Achtung Wortspiel: „unplanbar“
Das neue VELOTRAUM Service-Angebot 24/7 „Werkstattterminvereinbarung“
werde ich doch gleich mal testen ;-)
In diesem Sinne wünsche ich auch dem „VELOTRAUM-Beratungs-/und Werkstatt-Team“ ein glückliches und erfolgreiches Neues Jahr und weiterhin ein gutes Miteinander
Euer Velotraum-Kunde Günter P. aus BB
telefonieren geht nicht mehr. wir müssen online buchen:
name, mail und so geht ja noch.
kundennummer? müssen wir den ordner erstmal suchen. alte rechnungen rauskrusteln. ah, da ist die kundennummer.
haben die velotraum-leute da nicht einen pc, wo alles mit einem klick abrufbar ist?
wann der letzte kundendienst war? bei einigen alten rechnungen ist nicht zu ersehen, auf welches unserer 4 veloträume sie sich beziehen. hmmm.
und ach ja, wir haben zwar eine gemeinsame kundennummer, aber unsere räder können wir nicht gemeinsam zum werkstatttermin anmelden. da müssen wir die ganze prozedur 2x machen.
ob wir den service, den wir uns jetzt selber geleistet statt bekommen haben, wohl gutgeschrieben bekommen?
stefan’s lange rechtfertigung des neuen “service” als fortschritt und verbesserung macht es such nicht besser, macht eher misstrauisch…
wir wünschen uns sehr, dass aus uns langjährigen, überzeugten, begeisterten veloträumer*innen nicht plötzlich veloalbträumer werden!
Hallo Eva,
hm, ich kann die Motivation zur Einführung der Werkstattanmeldung per Formular schon verstehen … Es geht wohl schlicht und einfach um Kanalisierung und schnellere Erfassung der Anfragen, um saubere Arbeitsplanung usw. Ich glaube, dass Velotraum derzeit arbeitstechnisch “am Anschlag” ist und daher Entlastung schaffen muss. Insoweit kann ich gut damit leben – und es funktioniert prima!
Grüße von Guido
Hallo Eva,
ich hab´s wie angekündigt gleich “getestet” und bin trotz eigener großer Skepsis positiv überrascht…
es hat alles reibungslost geklappt – einzige bittere Pille, mein VELOTRAUM muss “stationär”
einige Tage in Weil der Stadt bleiben… dafür können die VELOTRAUM-Jungs aber nix ***
und tröstlich – das Telefon tut in Weil der Stadt aber schon auch noch ;-)
Herzliche Grüße vom Günter