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Sommerloch oder Deutschlandtempo und Ein-Tag-Woche?

O tempora, o mores! – Zum Jammern gibt es (immer) Anlass, denn an großen und kleinen Problemen herrscht kein Mangel.

Der Chronist bildet in Sachen Problemfixiertheit leider auch keine Ausnahme, aber eine kleine Begebenheit hat mir eine Atempause verschafft.

Auf meinem Heimweg lächelte mir dieses Sonnenblumenfeld zu und innerlich lächelte ich so gleich zurück. Dabei wunderte ich mich, wo diese Pracht so plötzlich hergekommen ist. Denn am Morgen bzw. die Tage davor war da nichts, bzw. ich im Tunnelmodus achtlos daran vorbei geradelt …

Also warum nicht auch für die weiteren Kilometer mal mit offenem und vor allem wohlwollenden Blick durch die Welt radeln. Ein paar Kilometer weiter konnte ich dann sogleich die Probe aufs Exempel machen.

Zwischen Möttlingen und Unterhaugstett wird endlich die desolate Landstraße L343 saniert, und dafür ist diese wichtige Verbindungsstraße bereits seit einer Woche gesperrt. Um den Schleichverkehr über Forstwege zu verhindern, wurden dankenswerter Weise die Schranken geschlossen.Allerdings hat man die Radfahrer gleich mehr oder weniger mit ausgesperrt … – Freilich mit einem Finder kommt man da durch ;-)

Während ich so durch die seit vier Tagen vom Verkehrsradau befreite Landschaft radle, fällt mir auf, dass so gut wie keine Bauaktivitäten zu erkennen sind (als gelernter Tief- und Straßenbauzeichner hat man da ein Auge für), ein klarer Fall von »neuem Deutschlandtempo« – oder?

Doch vielleicht ist auch alles ganz anders. Wahrscheinlich wurde für die glücklichen Straßenbauarbeiter bereits die Ein-Tag-Woche eingeführt – Stichwort work-LIFE-balance. Also am Montag den Bagger und den Bauwagen hingestellt und dann »Dolce far niente«. Den maroden Asphalt überlässt man für den Rest der Woche den Radfahrern und der hiesigen Fauna. So kommen leidgeplagte Alltagsradler mal für eine kurze Zeit in den Genuss eines XXL-Radwegs. Schließlich ist auch eine marode Landstraße um Welten besser als die hiesigen Radwege, denn ein Straßen-begleitender Radweg wird auch bei dieser Sanierung nicht gebaut. Quasi eine Win-Win-Situation auf Zeit ;-)

So vor mich hinträumend ist das Ende der Ausbaustrecke, respektive Straßensperrung, ratzfatz erreicht, und gelassen in mich hinein lächelnd verlasse ich die angenehme Tagträumerei.

Resumee – Wäre ich wutentbrannt und verbittert ob dieses ganzen Wahnsinns (Straßensanierung ohne Radweg-Ausbau), der Missachtung und Behinderung (Schranken) und Schlendrian (vier Tage ohne Baufortschritt) die Strecke geradelt, hätte sich nichts, aber auch gar nichts geändert, außer dass es mir schlecht ginge und hier ein verbitterter Wutbürger-Artikel stehen würde und kein ironisch-leichtes Sommerloch-Soufflé ;-)

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