Hallo zusammen, wie Stefan Stiener war auch ich bei der Demonstration für Natenom. Mein Bericht soll ausdrücklich keine »Konkurrenz« zu Stefans Bericht sein, sondern eine positiv gemeinte Ergänzung, um weitere Teile der Demo darzustellen.
Natenom war als Fahrradaktivist sehr aktiv und hat sich für die Sicherheit im Radverkehr und eine gute Radverkehrsinfrastruktur eingesetzt, bevor er am 30.01.2024 von einem Pkw totgefahren wurde. Marthe Concourt von der Critical Mass Pforzheim sagte zur „Badische neue Nachrichten“ folgendes über Natenom: „Er hat uns gesagt: Wenn ich sterbe, macht was draus“.
Beginnend in Stuttgart-Vaihingen gab es bereits eine „Zubringer-Demo“ nach Pforzheim. Dieser schloss ich mich gegen 8:10 Uhr in Renningen an. Nach einer Pause in Weil der Stadt und weiteren Personen, die sich dort – hauptsächlich – von der S-Bahn kommend der Demonstration anschlossen, waren wir bereits 90 Personen. Von der Polizei begleitet ging die Fahrt durch das Würmtal nach Pforzheim. Der Fahrer des Polizei-Motorrads lies sich beim sperren von Zufahrten gern von Teilnehmenden der Demo ablösen / unterstützen.
In Pforzheim angekommen gab es vor der dortigen Staatsanwaltschaft zunächst eine ausführliche Kundgebung mit Rednern wie Martin Mäschke vom ADFC Pforzheim, Christoph Schmidt als Mitglied des ADFC Bundesvorstands, Hermino Katzenstein als Abgeordneten im Landtag Baden-Württemberg, Jochen Eckart als Professor von der Hochschule Karlsruhe, Mitglieder des Open Bike Sensor-Vereins und weitere.
Die „Critical Maps“-App, die zur anonymen Ortung von stattfindenden Critical Mass dient, wurde bereits vor und während der Kundgebung vielfach genutzt.
Zum Start des Demonstrationszuges mit 500 bis 600 Teilnehmenden ging es am Pforzheimer Hauptbahnhof vorbei und vor das Pforzheimer Polizeipräsidium, wo eine Schweigeminute durchgeführt wurde. Im Anschluss ging die Fahrt weiter – zum Teil auch mit nicht zu verachtender Steigung – und um 13 Uhr wurde auf der Strecke ein weiterer Stopp für die bundesweite Schweigeminute eingelegt. Im Anschluss daran führte die Route weiter durch Hohenwart, den letzten Wohnort von Natenom, wo erneut gestoppt wurde. Von dort aus fuhr die Demo ohne weiteren Stopp zur Unfallstelle, an der es nochmals eine Schweigeminute gab und im Anschluss daran das Ghostbike für Natenom aufgestellt wurde und Grablichter, Kränze und Erinnerungsstücke niedergelegt wurden. Außerdem legten viele ihr Fahrrad auf den Boden, anstatt es zu stellen.
Im Anschluss daran ging die Demonstration wieder zurück nach Pforzheim. Ich fuhr von der Unfallstelle aus gemeinsam mit anderen Stuttgartern und Renningern wieder nach Hause. Auch auf der Heimfahrt waren wir genug Radfahrende, um ein Zeichen für den Radverkehr und für Natenom zu setzen.
Während ich diese Zeilen schreib – am Tag nach der Demonstration – bin ich unglaublich wütend. Nicht nur über die Unnötigkeit des Todes von Natenom, sondern auch sehr stark darüber, dass die Gedenkstätte bereits verwüstet wurde. ADFC Pforzheim-Enzkreis und die Critical Mass Pforzheim haben gemeinsam mit weiteren Partnern Anzeige erstattet und die Polizei hat die Ermittlungen wegen Störung der Totenruhe eingeleitet. Nach der Spurensicherung seitens der Polizei wurde die Gedenkstätte wieder hergerichtet.
Rest in Peace Natenom.
Gruß
Matthias
Kommentare
Danke Deinen Bericht.
Der Unfalltod von Andreas hat mich tief getroffen, auch wenn ich ihn nur vom sehen her kannte.
Entsetzt haben mich aber die Reaktionen in meiner Heimatgemeinde Neuhausen hierzu.
Die Schändung der Gedenkstätte setzt dem ganzen nun noch die Krone auf. Ich frage mich wo ich hier eigentlich lebe.
Komme fast täglich mit dem Fahrrad an der Gedenkstätte vorbei und werde diese im Auge behalten.
Euch weiterhin gute Fahrt.