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Mehr wie gute Vorsätze – Auf- und Umbruchzeiten bei Velotraum

Passend zum jahreszeitlichen Geschehen ein paar in die Zukunft weisende Gedanken, Einblicke und Ausblicke.

Dabei steht ausnahmsweise mal nicht das Produkt im Vordergrund, sondern die Menschen, das Team hinter dem Produkt.

Es ist zwar eine Binsenweisheit, dass Produkte, Geschäfte, Märkte immer von und zwischen Menschen gemacht werden, im (Arbeits-) Alltag wird aber der Faktor Mensch mit all seinen Facetten und Bedürfnissen gerne vergessen oder zumindest hinten angestellt. Man funktioniert: erst die Arbeit dann das Vergnügen, Arbeit ist kein Zuckerschlecken usw.. – Kennen wir alle, also bringen wir’s schnell hinter uns.

Selbstbestimmung = Arbeits- = Lebensqualität?

Dabei ist weniger Arbeit nicht unbedingt mehr Lebensqualität, es kommt vielmehr sehr stark auf die Qualitäten einer Tätigkeit an. Ob ein Mensch seine Arbeit als belastend oder befriedigend empfindet, hängt nicht so sehr von der schieren Arbeitsbelastung bzw. -zeit ab, sondern sehr stark von der empfundenen Selbstbestimmung.

Interessanter Weise werden selbst höchste Arbeitsbelastungen in dem Maß als tragbar oder gar beglückend empfunden, je selbstbestimmter sie empfunden werden. Doch gibt es Selbstbestimmtheit in einer hochgradig vernetzten Welt überhaupt noch, in der alles in permanenter Wechselwirkung steht? Oder findet man sie nur bei Landwirten, die trotz 60-Stunden-Woche laut wissenschaftlichen Umfragen zufriedener sind, als der 35-Stunden-Band-Malocher? Vielleicht ist die selbstbestimmte Arbeit ja nur eine besonders raffinierte »überhöhte Möhre«, damit das menschliche Arbeitstier in Trab gehalten wird.

Zudem wird jeder Selbstbestimmtheit für sich anders definieren. Der Übergang von Unter-, Heraus- und Überforderung ist höchst individuell und fließend. Und wo sind tatsächlich Freiräume zum Agieren und nicht nur zum Funktionieren, oder ganz konkret: wie organisiere ich Arbeit so, dass ein gutes Ergebnis erzielt wird und dabei die Fähigkeiten und Bedürfnisse der (Er)Schaffenden möglichst umfassend eingesetzt und berücksichtigt werden? – Sapperlot, da wollen wir mal wieder ein paar große Fässer aufmachen ;-)

Einfach mal schauen wie’s andere machen – Besuch in der Uhrenmanufaktur STOWA.

Jörg Schauer, der Inhaber von STOWA, und der Chronist haben vor über 20 Jahren Zivildienst beim DRK geleistet. Zwölf Jahre später sind wir dann wieder aufeinander gestoßen und sind seitdem in Kontakt, manchmal sogar unwissentlich.

»Eigentlich habe ich nicht wirklich Zeit, trotzdem freue ich mich, dass ihr reinschauen wollt und wir machen das« wurde unser Besuchswunsch beantwortet und so standen wir pünktlich um 9:30 Uhr vor dem neuen und stolzen STOWA-Firmengebäude in Engelsbrand.

Ein Schmuckstück im Schmuckstück ist dabei das kleine STOWA-Museum, in dem uns Jörg Schauer empfängt. Die Art und Weise wie hier die schauersche STOWA-Sammlung kongenial inszeniert wird, spricht Bände über den Anspruch des »Oberflächen-Freaks« (Schauer über Schauer) an seine Produkte. Hier wird die große Tradition und die Faszination von mechanischen Uhren, die eigentlich vollkommen sinn- und zweckfrei sind, für jeden spürbar.

Die Zeit im STOWA-Reich verging wie im Flug, denn wann bekommt man schon mal so faszinierende, intime und offene Einblicke in eine andere Firma und Branche. Besonders beeindruckend waren dabei die unglaublich vielen Parallelen, die es zwischen STOWA und Velotraum gibt, auch wenn die Produkte und das Vertriebskonzept doch so grundverschieden sind. Und so entwickelte sich der Besuch nicht nur zu »einem Blick über den Tellerrand«, sondern zu einer echten Inspiration und dem denkbar besten Einstand in die Velotraum-Klausurtage. Dafür nochmals herzlichen Danke für Deine Zeit und Offenheit, lieber Jörg Schauer.

Velotraum-Klausurtage – Keine Angst vor großen Fässern

In unserem Klausur-Domizil, dem gemütlichen Bio-Gasthaus Sonne in Simmersfeld erwartete uns erst mal ein leichtes und köstliches Mittagessen und dann ging’s an die Arbeit…

Es war ja das erste Mal, dass das Velotraum-Team in Klausur ging. Nach drei Jahren stürmischer Entwicklung und gravierenden Veränderungen war das unbestimmte aber gewisse Gefühl entstanden, dass wir mit den bisherigen Strukturen nicht mehr weiter kommen würden und auch nicht wollten. Zudem verstärken seit dem Jahreswechsel zwei neue Mitarbeiter das Velotraum-Team, aber auch ein langjähriger Mitarbeiter hat Velotraum verlassen. Und so lag es nahe diese Umbruchzeit als Chance zu begreifen und die Weichen für neue Strukturen zu stellen.

Intensive eineinhalb Tage später haben wir den Stein der Weisen zwar weder erfunden noch gefunden, aber wir haben einen Fahrplan und Werkzeuge zur Umsetzung einer neuen, für alle passenderen Team-Struktur. Mit Feuereifer haben sich alle an diesem Prozess beteiligt, beileibe keine Selbstverständlichkeit, wenn es um Neues und Veränderungen geht, also der sichere Hafen, die Komfortzone, verlassen werden muss… Wir haben uns dafür allerdings professionelle Unterstützung und Begleitung gesucht, denn alleine hätten wir so manche Nuss nicht geknackt und manches Fass im Keller gelassen.

Der Mental-Trainer Rainer Hatz begleitet das Velotraum-Team nun schon seit zwei Jahren und diese Vertrautheit und Kontinuität hat maßgeblich dazu beigetragen, dass auch konfliktträchtige Themen besprochen werden konnten. Die Klausurergebnisse in die Kontinuität zu bringen ist nun Aufgabe und Herausforderung für das neue Team.

Die ruhige und entspannte Atmosphäre in unserem kleinen Bio-Hotel, das feine vegetarische Essen und das Rundherum-Verwöhnprogramm der beiden Inhaber Monika und Robert Müller waren dabei ein optimaler Rahmen. Die kulinarische Krönung war schließlich noch das Weihnachtsessen am letzten Abend. Genuß pur, obwohl am nächsten Morgen Punkt acht Uhr der erste Container mit 2012er-Rahmen im Dauerregen ausgeladen werden wollte. Für ein gutes Team ein Klacks ;-)

Tschüss Jörg – der Smutje geht von Bord

Ein doppelter Verlust. – Jörg Hallmayer, unserem »Koch«, steht nach sechseinhalb Jahren Velotraum der Sinn nach Veränderung.

Schade nicht nur um das tägliche Mittagessen, sondern auch um einen sehr gewissenhaften und versierten Mitarbeiter. Dass aber auch eine Trennung zu einer »guten Erfahrung« werden kann, wenn sie von gegenseitiger Wertschätzung geprägt wird, ist zumindest ein kleiner Trost. – Alles Gute, Jörg!

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