Vor drei Monaten hat Globetrotter Jakob Tepler seinen SPEEDSTER »S4« abgeholt, jetzt erreicht uns sein erster Bericht aus Kasachstan.
Wir waren gespannt, wie sich unser jüngster Markenbotschafter – Generation Instagram – mit dem gewünschten Old-School-Content schlagen würde, und abgesehen von den hochformatigen Bildern sind wir mehr als zufrieden ;-)
»Eine Schotterstraße durch grüne Wiesen mit Pferden, riesige schneebedeckte Berge im Hintergrund und davor ein paar vereinzelte Jurten. In der Vorbereitung meiner Fahrradweltreise habe ich viele Reisedokumentationen und Radreise-Filme geschaut und genau dieses Bild hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Zentralasien. Mit dem Fahrrad. Das war mein Traum, der dann relativ schnell wieder geplatzt ist.«
Veloträume – die eigentlich schon geplatzt waren
Von Jakob Tepler
Hi! Ich bin der neue hier und möchte mich kurz für alle veloträumer, Interessenten und alle weiteren Leser vorstellen – Ich bin Jakob, 25 Jahre alt, Fahrradweltreisender und seit kurzem auch Markenbotschafter von Velotraum. Von mir wird es in Zukunft regelmäßig Berichte über mein Rad und meine Erfahrungen auf Rad-Weltreise hier auf der Website von Velotraum geben. Ich freue mich über Anregungen, Kommentare und Austausch unter Gleichgesinnten!
Warum ist dieser Traum geplatzt? – Als ich im Oktober 2022 vor der Tür meines Elternhauses in Thüringen die Taschen an mein Fahrrad gepackt und mich verabschiedet habe, hatte ich eine grobe Route im Kopf. Ohne Zentralasien. Die Russland-Aserbaidschan-Turkmenistan-Afghanistan-China-Problematik bestand weiterhin, denn diese Länder erlaubten entweder keine Einreise über den Landweg oder nur mit teurem Guide oder waren mir politisch zu unsicher zu diesem Zeitpunkt. Ich wusste, dass sich die Situationen an den Grenzen sehr schnell ändern können aber angekommen in Georgien im Sommer 2023 verflog dann auch die letzte Hoffnung. Hinzu kam, dass ich auf den ersten paar tausend Kilometern bis Georgien das Vertrauen in mein 500-Euro-Gebraucht-Rad vollends verloren hatte. Gebrochene Schaltungen, gebrochene Gepäckträger, gebrochene Gepäckträgeraufnahmen, gebrochene Umwerfer. Endlose Liste. Mit so einem Fahrrad kann man in relativ dicht besiedelten Ländern radeln, weil man notfalls Hilfe bekommt oder trampen kann aber im Niemandsland in beispielsweise Tadschikistan möchte ich damit nicht fahren.
Ende 2024 öffnet China die Grenzen. Eine visafreie Einreise ist nun möglich und der Landweg nach Zentralasien somit offen. Das Problem mit dem Fahrrad bleibt bestehen und als wäre es eine kleine Warnung, sorgt in Südindien ein kleiner Kieselstein, welcher sich zwischen Kette und Umlenk-Zahnrad verklemmt, für ein gebrochenes Schaltwerk – mal wieder – Ich beschließe mein Fahrrad zu wechseln und kontaktiere Velotraum. Wir besprechen Eckdaten und wenig später
stehe ich im April 2024 vor meinem absoluten Traum-Reiserad. Es ist ein Velotraum Speedster S4 Rohloff mit allem drum und dran, alle meine Wünsche erfüllt – Wahnsinn.
Anspruchsvoll aber wunderschön
Perfekt gerüstet für Zentralasien fliege ich zurück nach Indien und mache mich durch Pakistan auf den Weg nach China. Und was für ein Weg. Mit dem Babusar-Pass mit einer Höhe 4.173 Meter erreiche ich den bis dato höchsten Punkt meiner Reise – sogar meines Lebens und das auf dem Fahrrad! Aber wer hoch fährt, muss auch wieder runter und das ist bei dieser Steigung und Regen gar nicht so leicht. Mein blau-gelber neuer Begleiter liefert ab und wir kommen beide auch heil wieder herunter – auf nach China!
Hier finde ich, was ich in Pakistan und Indien so lange vermisst habe – endlose menschenleere Landschaften, traumhafte Camping-Spots und Ruhe. Das ist es was Fahrradreisen für mich ausmacht. Jedes Land, jede Region hat Ihren eigenen Charakter. Mal sind es die Menschen und das Soziale, was den Reiz eines Landes ausmacht und mal ist es die Natur, die Landschaft, das Allein-sein. Die Menschen in Zentralasien nehme ich bisher als schüchtern und zurückhaltend war und ich bin ihnen dafür dankbar. Es interessieren sich wenige Menschen für mich und so kann ich stummer Betrachter meiner Umgebung sein. Ich sitze am Straßenrand und schaue auf Berglandschaften. Über die Wiesen rennen Murmeltiere, Pferde und Kamele. Nichts passiert und das ist auch gut so. Nach einer Weile stehe ich auf und trete wieder in die Pedale.
Die Touren sind anspruchsvoll aber wunderschön. Durch den Westen Chinas, Kirgistan und Kasachstan bis nach Almaty. Auf dem Weg von Taxkorgan nach Kaxgar in China geht es wieder auf über 4.000 Meter hoch mit feinster Aussicht auf Jurten, Kamele und 7000er Berge und das bis dato noch auf feinstem Asphalt. Das sieht in Kirgistan dann schon anders aus. Die meisten Straßen hier führen zwar durch mindestens genau so schöne Landschaften allerdings lassen die Straßenbedingungen hier oft zu wünschen übrig. Über groben und sehr groben Schotter rollen meine 60er Marathon Plus Tour aber ganz gut – ich bin froh jetzt so breite Reifen zu haben. Mit dem alten Rad beziehungsweise den alten Reifen, die ich meistens auf 5,5 bis 6 bar fahren musste, wäre Kirgistan wahrscheinlich nicht genießbar. Jetzt kann ich diese Pisten fahren, zwar langsam aber das passt mir eh gerade sehr gut in den Sinn.
Es geht Bergpässe hoch und runter, entlang von Flüssen und vorbei an Seen {Bild 10} und irgendwann heften die Augen irgendwo in der Ferne, die Gedanken klingen ab, die Ohren lauschen der Musik, die Beine spüre ich nicht mehr obwohl sie weiter im Rhythmus treten {Bild11} und ich bin voll im Moment. Eins der schönsten Gefühle die ich bisher erleben durfte. In diesen Momenten ist vieles egal und besonders auch mein Fahrrad. Vielleicht ist das paradoxerweise das schönste Kompliment für mein neues Rad. Es ist so gut, dass es egal ist.
Auch wenn dieser Bricht für die Website meines Fahrrad-Herstellers geschrieben wird, dann muss ich trotzdem hier ehrlich festhalten: für mich ist das beste Fahrrad das, welches sich beim Fahrrad-fahren so reibungslos verhält, so aggressiv in den Hintergrund drängt, das man es kaum spürt und kaum darüber nachdenkt. Oder Stumpf gesagt: es macht einfach keine Probleme, Probleme hat man auf Fahrrad-Weltreise ja meist eh ausreichend ;)
Zentralasien und die Gedanken daran, dass ich hier noch einige Monate, Kilometer und sternenklare Zeltnächte vor mir habe, drücken mir ein breites Grinsen ins Gesicht.
Liebe Grüße aus Almaty, Kasachstan.
Kommentare
Na da hast du ja das richtige Fahrrad für dich gefunden, Jakob ;-)
Deinem Bericht nach ist deine Reise ja durchaus spannend. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und gutes “Kopf abschalten während die Beine arbeiten” :-)
Hallo Jakob,
dieser Reisebericht macht Lust auf mehr! Mehr Radreisen.
Gerade in China. mit grenzenloser Freiheit. Aber ich verstehe deine Sprache und wünsche traumhafte Begegnungen mit Mensch und Schöpfung. Und immer eine handbreit Luft unter der Felge.