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Shimano EP801 – Neues Shimano E-Bike-System

Nach nur zweieinhalb Jahren gibt es beim »EP8« – dem Spitzenmodell unter den Shimano-E-Bike-Systemen – bereits einen Nachfolger, den »EP801».

Dabei wechselt nicht nur die Motorenbezeichnung von EP800 auf EP801. Auch beim Drumherum, wie Schalter, Display und Batterie-Management-System (BMS), gibt es einige interessante, aber auch ambivalente Änderungen.

Wie so oft ist die Shimano-Nomenklatur erstmal verwirrend, denn mit den Kürzeln EP8, EP801 und EP800 werden mal das ganze System und mal nur der Antrieb bezeichnet. Dies führt nicht nur bei Laien schnell mal zur Verwirrung. Daher zur Verdeutlichung: »EP8« bezeichnet das gesamte E-Bike-System bestehend aus Motor, Akku, Schalter und Display. »EP801« und »EP800« bezeichnen ausschließlich den Motor

Motor DU-EP801

Fangen wir dem Motor an. Hier gibt es rein äußerlich und auch technologisch nur minimale Änderungen. Fahrcharakteristik, Größe, Gewicht und die Aufhängungspunkte bleiben nahezu unverändert – das ist schon mal eine sehr gute Nachricht. Mehr fürs Protokoll: Der EP801 hat eine kurzfristig höhere Spitzenleistung von 600 statt 500 Watt. Als etwas relevanter bewerten wir den neuen Stromanschluss für das Hauptkabel und vier 12V/2A Anschlüsse für Licht und z. B. einen Ladeport; beides bringt ein paar Vereinfachungen bei der Montage mit sich. In die Zukunft weist der neue CAN-Port für kommende ABS- und GPS-Erweiterungen (Diebstahlschutz) und die »Konnektivität« ins Internet. Freilich nichts davon spielt in der momentanen Nutzerpraxis eine Rolle, allenfalls ein »Röllchen«.

Eineiige Zwillinge: Der Neue: EP801 …
… der Alte: EP800

Das gilt sicherlich auch für die neuen Funktionen »Auto Shift« und »Free Shift«. In Kombination mit einem elektronischen Cues-Schaltwerk (überwiegend aus GFK gefertigt) lässt sich so automatisiert bzw. ohne zu pedalieren (aber nicht im Stand) schalten. Zielgruppe sind allerdings nicht Touren- oder Alltagsradler, sondern der Enduro- und Downhillbiker. Daher hat auch dieses Feature für unsere E-Finder-Pedelecs wenig bis keine Relevanz.

Im Vergleich zum ebenfalls neuen EP600-Motor wiegt der EP801 rund 200 Gramm weniger, und das im EP801 verwendete Magnesiumgehäuse verbessert die Wärmeableitung, sprich der EP801 verkraftet klaglos eine hohe Dauerlast ohne Leistungsabfall.

Akku BT-EN605

Mit der Einführung des DU-EP801 hat das EP8-System ein neues Batterie-Management-System (BMS) erhalten. Dabei bleiben die externen Akkus nur äußerlich und hinsichtlich der Kapazität (504 bzw 630 Wh) unverändert. Laut Shimano war das neue BMS aus verschiedenen Gründen unumgänglich, auch wenn durch diesen Schritt die Abwärtskompatibilität zum bisherigen EP8- und E8000-System nicht mehr gegeben ist. Sprich, in einem neuen Pedelec mit EP801-Antrieb können keine vorhandenen Akkus verwendet werden.

Das ist natürlich etwas ärgerlich, wobei für uns dennoch die positiven Aspekte überwiegen. Dazu gehören, dass alle den Rahmen betreffende Parameter für Akku und Motor unverändert bleiben. Somit kann in einen E-Finder der ersten Serie (2016) problemlos ein neues EP8-System nachgerüstet werden. Ein solches Update ist zwar nicht ganz günstig, aber doch erheblich preiswerter und nachhaltiger als ein Neurad. Das neue BMS bietet zudem differenziertere Auslese-Möglichkeiten, also mehr Informationen über den Akku und dessen Zustand, und erlaubt das An- und Ausschalten des Systems nun auch vom Lenker aus. Bisher musste das System am Akku an- und ausgeschaltet werden.

Schalter SW-EN600

Umfangreiche Veränderungen und Möglichkeiten finden sich im neuen Schalter SW-EN600. Während der bisherige Schalter »nur« die Unterstützung rauf und runter schalten konnte – allerdings mit überragender Ergonomie und Fühlbarkeit –, hat der neue Schalter mehr Tasten und Funktionen bekommen. Mit dem SW-EN600 kann man nun das System sowie das Licht an- und ausschalten und das Menü aufrufen und durchblättern. Da hat Shimano auf die Konkurrenz reagiert. Für den einen oder anderen sicherlich eine feine Sache, allerdings für Ganzjahresfahrer mit dicken Handschuhen weniger gut zu bedienen als bisher.

Neues Bedienungselement mit Schalter für An/Aus, Licht, Menü und die Unterstützung
Bisheriges Bedienungselement

Display EN600B und Einstellmöglichkeiten

Das farbige und auch bei Sonne gut ablesbare Display hat ein neues und etwas kantigeres Design bekommen, wobei das alte Display fast ein wenig wertiger daher kommt. Gravierende Unterschiede finden sich jedoch in der Menüstruktur und der Fülle an neuen Einstellmöglichkeiten.

Auf dem Startbildschirm findet sich nun löblicherweise die Uhrzeit. Dafür ist die Darstellung der Motorleistung nicht mehr ganz so aussagekräftig wie zuvor. Leider hat es Shimano wieder nicht geschafft, das völlig überflüssige »M« (steht für manuelle Schaltung) aus dem Startbildschirm zu entfernen. Deutlich bedienungsfreundlicher lassen sich nun die weiteren Informationen aufrufen, die auf bis zu vier statt bisher acht Ebenen angeordnet sind.

Weiterhin können zwei Profile angelegt werden. Beim Profil »1« bleibt alles wie gehabt. Es gibt die Modi Eco, Trail und Boost, die mit der E-Tube-App individuell konfiguriert werden können. Richtig ambitioniert und nerdig wird es im Profil »2«. Hier gibt es nun bis zu 15 (!) Fine-Tune-Modi, die wiederum individuell angepasst und aktiviert bzw. deaktiviert werden können. Zielgruppe für die Fine-Tune-Modi sind Gravel-Pedelecs à la SP2E und dergleichen. Für dieses anscheinend wachsende Marktsegment wollte Shimano noch differenzierte Einstellmöglichkeiten anbieten. Detaillierter wollen wir an dieser Stelle aber nicht in die Materie einsteigen, das würde doch etwas zu langatmig …

Zweifelsohne bietet das EP801-System mehr Möglichkeiten als das EP800-System. Allerdings muss man sich als Nutzer sehr intensiv mit der E-Tube-App auseinandersetzten, und es ist ausgesprochen mühsam, damit das persönliche Optimum zu kreieren. Denn wirklich bedienungsfreundlich und übersichtlich ist die App nicht. Genau das richtige für Freaks, die darin eine Herausforderung sehen. Alle anderen, die sich nicht zu dieser Kategorie zählen, sei versichert: Das braucht es alles nicht, um mit dem neuen EP8 prima unterwegs zu sein ;-)

Anti-Tuning-Maßnahmen

Momentan gibt es auf EU-Ebene Bestrebungen, dem Pedelec seinen Fahrrad-Status abzuerkennen. Das würde Kennzeichenpflicht, Helmpflicht usw. bedeuten und der Pedelec-Begeisterung und -Nutzung sicherlich abträglich sein. Deshalb sind die führenden Systemhersteller inzwischen stark daran interessiert, dass die Motoren nicht mehr zu tunen sind – also über 25 km/h hinaus unterstützen. [ An dieser Stelle haben wir auf Drängen von Shimano einige Inhalte gelöscht, die nur für Hersteller gedacht waren. Irrtümlicher Weise waren wir davon ausgegangen, dass dies auch für Endkunden wichtige Informationen sind, Shimano sah darin aber eher eine hilfreiche Information für Tuner. Für diese Fehleinschätzungen bitten wir um Entschuldigung ].

Resümee

Für unsere Anwendungspraxis bietet der EP801 eigentlich keine kaufentscheidenden Vorteile, aber auch keine Nachteile, wenn man mal von der Anti-Tuning-Maßnahme absieht. Da der Preis unverändert geblieben ist, haben wir den Schwenk zum EP801 gemacht. Die eigentlichen Qualitäten, die sowohl EP800 und EP801 auszeichnen, bleiben ja Gott sei Dank erhalten. Das ist bei Shimano zur Zeit nicht immer gegeben … Lange Rede kurzer Sinn: Wir hätten den »neuen« EP801 nicht unbedingt gebraucht, sind aber froh, dass alles, was wir am EP800 schätzen, auch im EP801 zu finden ist ;-)

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